Pál Dárdai - Der Schlüssel zu Herthas Höhenflug
Hertha überrascht die Liga mit starken und stabilen Leistungen. Für unseren Hertha-Fanblogger Mirko Zaake liegt das in erster Linie am Trainer der alten Dame.
Mit 39 Jahren zählt der aus Ungarn stammende Pál Dárdai zu einem der jüngsten Trainer der Bundesliga. Allerdings kommt es im Profi-Fußball nicht immer auf Erfahrung und bisherige Erfolge an, wenn man als Identifikationsfigur vorangeht und nicht nur die eigene Mannschaft, sondern auch eine ganze Stadt mitreißen kann. Genau dies schafft das Hertha-Urgestein in den jetzigen Wochen - in einer Zeit - in der man als Hertha-Fan endlich wieder mit einem Lächeln auf die Tabelle schauen kann.
Platz 4 nach 12 Spieltagen und am heutigen Sonntag geht es zu Hause gegen den Tabellenvorletzten aus Hoffenheim. Mit einem Heimsieg könnte sich die alte Dame die Punkte 21, 22 und 23 sichern, die man in der vergangenen Saison erst am 23. Spieltag eingefahren hatte - damals auch unter dem neuen Chef Dárdai, der nach dem 20. Spieltag das Ruder von Jos Luhukay übernommen hatte. Bis zum letzten Spieltag mussten die Hertha-Anhänger zittern, denn nur aufgrund des besseren Torverhältnisses konnte man der Relegation entgehen, in der die Karlsruher gewartet hätten, mit denen wir doch eine Fan-Freundschaft pflegen. Eben dieser Verein, gegen den wir in der Saison 2009/2010 die Champions-League Teilnahme verspielt hatten und im darauffolgenden Jahr sang- und klanglos das Oberhaus verließen.
Diese Saison sieht jedoch alles anders aus! Eine vorbildliche Transferpolitik, die von Experten und diversen Szene-Seiten gelobt wurde und ein Team, was sich bis zur letzten Sekunde die Lunge aus dem Körper läuft - das ist die neue Hertha, die wir solange vermisst hatten. Mit den zentralen Arbeitstieren Per Ciljan Skjelbred und Vladimir Darida hat der Trainer ein Fundament geschaffen, um das man ein richtiges Team aufbauen kann, wie sich in diesen Wochen zeigt. Hinzu kommen Neuverpflichtungen, wie zum Beispiel ein ablösefreier Mitchell Weiser oder aber ein Vedad Ibisevic, die sich sehr gut in das Team integriert haben und Leistung zeigen. Doch auch ein Salomon Kalou sowie ein Sebastian Langkamp, die nicht erst ab dieser Saison Teil der Mannschaft sind, entwickeln sich zu Leistungsträgern, die es nicht immer einfach hatten.
Vor allem nach dem Trainerwechsel wurden die beiden Jungs erst einmal außen vor gelassen und mussten sich zurück in das Team kämpfen, da Dárdai einfach mehr von solch gestandenen Spielern erwartet hatte. Dies betonen die beiden auch des Öfteren in Interviews, denn Vertrauen hatte ihnen der Trainer genug zugesprochen, nur dauerte es einige Zeit, bis sie es ihm zurückzahlen konnten. Ein weiterer Pluspunkt für den engagierten Trainer, der stets ehrliche und manchmal auch harte Worte für und über seine Jungs findet.
Des Weiteren konnte der Hertha-Fan im Auswärtsspiel ein Phänomen beobachten, was man so schon längere Zeit nicht erfahren hatte. Dárdai überraschte mit dem 19-jährigen Yanni Regäsel als rechten Außenverteidiger - ein Experiment, das sich lohnen sollte. Der Youngster überzeugte auf ganzer Linie und bewies, dass man als Hertha-Trainer immernoch auf Talente setzen kann, was die Vorgänger Luhukay und Favre allerdings vermissen ließen. Nicht umsonst haben es damals Spieler, wie ein Jérôme Boateng oder aber sein Bruder Kevin-Prince aus der Hertha-Akademie in die erste Mannschaft geschafft. Leider wurden diese zu früh, für meines Erachtens zu wenig Geld verkauft.
Alles in allem bleibt zu sagen: „Mach weiter so Pál!“, denn so, wie es in diesem Moment für die Hertha läuft, kann es für einen Hauptstadtklub gerne weiter gehen. Von Champions-League oder Europa-League möchte ich allerdings noch nicht reden, dafür musste ich im letzten Jahrzehnt zu viele Negativbeispiele miterleben. Laut Dieter Hoeneß sollte Hertha ja schon kurz nach der Jahrhundertwende die deutsche Meisterschale in den Händen halten.