Werbung

Paar rettet Fuchswelpen das Leben

Wie ein verwaistes Fuchsbaby sich seine Retter einfach selbst suchte.

Vermutlich war es das größte Glück des kleinen Fuchses, dass Melanie Zedler und ihr Freund Norbert Petermann diese Woche bei eisiger Nacht über die Landstraße zwischen Bedburg und Niederembt in NRW fuhren. Da saß er nämlich, ein kleines Fellknäuel am Straßenrand, und wirkte ganz offensichtlich verloren. Das beherzte Elsdorfer Paar wendete das Auto, stieg aus und schon legte sich der kleine Fuchswelpe auf Petermanns Füße und schaute ihn mit großen Augen von unten an.

Wer könnte dem schon wiederstehen? Das Paar musste also entscheiden, was zu tun war. Sie riefen eine lokale Tierklinik an, doch die lehnte ab und von der örtlichen Feuerwehr bekamen sie den Tipp, das Füchslein wieder an der alten Stelle abzusetzen, mit der Hoffnung, dass die Fuchs-Mutter zurückkäme. Eingewickelt in eine warme Decke brachten sie das Fuchskind also zurück an die Fundstelle – gut fühlten sie sich dabei aber nicht.

Nachdem sie die Nacht über recherchierten, was mit Findelfüchsen geschehen müsse, kehrten sie am nächsten Morgen zurück. Der kleine Fuchs saß immer noch in seinem Körbchen, also nahmen sie ihn mit. Glücklicherweise war das Tierheim Bergheim direkt zur Stelle und half dem Paar aus. Das kleine Fellknäuel, das das Pärchen nach dem Disney-Fuchswaisen „Cap“ taufte, lebt inzwischen auf der Wildtierstation Retscheider Hof und hat dort bereits fellige Freunde gefunden. Hat das Elsdorfer Paar also richtig gehandelt? Sollte man Fuchswaisen einsammeln? Nils Michael Becker vom Retscheider Hof weiß Rat.

Eichhörnchen klettern in Not am Menschen hoch

„Die Lage ist von Tier zu Tier unterschiedlich“, sagt Becker. Sie müsse individuell bewertet werden. Junge Füchse sind durchaus abenteuerlustig und entfernen sich auch mal vom Bau. Ein einsamer Fuchs muss nicht gleich ein Waisenkind sein. Finden sie sich aber doch nicht zurecht, suchen die schlauen Tiere Menschennähe und lassen sich sogar anfassen. Was so niedlich wirkt, ist oft ein Zeichen von Hunger oder Hilflosigkeit. Die Zutraulichkeit geht in dem Moment schlagartig verloren, in dem es den Tieren wieder besser geht.

Eichhörnchen zum Beispiel, so Becker, klettern in Not oft am Menschen hoch. Ein eindeutiges Zeichen dafür, das Tier in die Auffangstation zu bringen. Es soll sogar schon Fälle gegeben haben, sagte Heike Bergmann vom Tierheim Bergheim zur Rhein-Erft-Rundschau, in denen von Räude befallene Füchse sich in Vorgärten gelegt haben oder auf den Beifahrersitz eines Autos kletterten, um sich dann anstandslos zum Tierarzt fahren zu lassen: Ebenfalls ein klarer Hilferuf.

Jährlich hunderte Feldhasen fälschlicherweise in der Wildtierstation

Anders verhält es sich zum Beispiel bei jungen Feldhasen. Oft sitzen sie den Tag über allein in einer Ackerfurche – ohne Bau und das Muttertier. Dieses kommt nur manchmal zum Füttern vorbeigehoppelt. Aufmerksame Fußgänger missverstehen dies oft als Wildtier-Notfall. Daher werden jährlich hunderte junge Feldhasen fälschlicherweise in den Aufzuchtstationen abgegeben.

Die beste Methode, weiß Becker, ist deswegen die vorherige Absprache mit den lokalen Wildtierstationen. Wer ein Telefon zur Hand hat, der ruft lieber direkt die Experten an oder noch besser: schickt ihnen ein Foto des Wildtieres per WhatsApp. Dann lässt sich am schnellsten klären, was im konkreten Fall die beste Lösung ist. Dabei ist ganz besonders wichtig das Tier niemals anzufassen. Junge Tiere könnten dadurch von ihren Eltern verstoßen werden – ältere sind aus Angst oft aggressiv, beißen und kratzen. Selbst wenn Tollwut in Deutschland als ausgerottet gilt: Auch Wildtier-Krankheiten wie Staupe können ein ernstes Problem darstellen. Diese macht sich nicht beim Menschen bemerkbar – wohl aber bei seinen Haustieren. Für Frettchen zum Beispiel verläuft die Infektion in der Regel tödlich.

Wildtierkinder niemals mit nach Hause nehmen

Und wer ein flauschiges Wildtierkind mit nach Hause nimmt? Das, sagt Becker, ist natürlich verboten. Trotzdem passiert es jedes Jahr aufs Neue. Menschen ziehen Rehe oder gar Wildschweine im Wohnzimmer auf – bis diese dann irgendwann zu groß werden und Wildtier-typische Verhaltensweisen an den Tag legen wie Möbel annagen, in die Ecken pinkeln und vor allem: stinken. Dann rufen jedes Jahr im Spätsommer die einsichtigen Tiernarren bei den örtlichen Wildtierstationen an, um ihre halbwüchsigen Fellfreunde doch noch abzugeben.

Leider ist es dann meist zu spät. Diese „Einzelkinder“ finden in der Natur kaum noch einen Platz und sind beinahe unmöglich auszuwildern. Mit falsch verstandener Tierliebe ist also weder Mensch noch Marder geholfen – und Einzelaufzucht, so Becker, ist für alle Wildtier-Arten ein absolutes No-Go.

Fotos: privat/Andrea Hergersberg

Sehen Sie auch: Schlauer Fuchs beklaut Golfer