Paartherapeutin Beatrix Roidinger - Vorsicht bei Rebound-Beziehungen: Warum dieser Beziehungstyp häufig scheitert
Liebeskummer kann blind machen. Oft führt der Weg aus dem Schmerz direkt in eine neue Beziehung. Doch ist das wirklich eine gute Idee? Sexologin Beatrix Roidinger beleuchtet die Tücken und Folgen von Rebound-Beziehungen.
Was versteht man unter Rebound-Beziehungen?
Rebound-Beziehungen sind Partnerschaften, die direkt nach dem Ende einer vorherigen Beziehung entstehen. Sie werden oft eingegangen, bevor die emotionalen Wunden der Trennung verheilt sind. Diese Verbindungen dienen meist als eine Art „Notlösung“, um den Schmerz zu lindern, die Einsamkeit zu überbrücken oder den eigenen Selbstwert wieder aufzubauen.
Dabei wird der neue Partner häufig unbewusst instrumentalisiert – er soll helfen, die Lücke zu füllen, die der Ex-Partner hinterlassen hat, oder als Ablenkung vom emotionalen Schmerz dienen.
Genau hier liegt das Problem: Da der Fokus nicht auf einer echten, stabilen Verbindung liegt, sondern eher auf kurzfristiger emotionaler Erleichterung, scheitern Rebound-Beziehungen häufig. Sie hinterlassen oft nicht nur bei der Person, die sich nach Ablenkung sehnt, sondern auch beim neuen Partner emotionalen Schaden. Vor allem dann, wenn die Beziehung nach kurzer Zeit scheitert.
Warum beeinflusst die unverarbeitete Trennung die neue Beziehung?
Eine der größten Herausforderungen bei Rebound-Beziehungen ist die emotionale Last, die aus der vorherigen Beziehung mitgeschleppt wird. Nach einer Trennung braucht es Zeit, um den Schmerz, die Enttäuschung oder den Verlust zu verarbeiten.
Diese ungelösten Emotionen tauchen dann in der neuen Beziehung wieder auf – oft unbewusst. Das Ergebnis ist eine Partnerschaft, die von emotionalem Chaos und Verwirrung geprägt ist. Die neue Beziehung wird nicht als eigenständige Verbindung betrachtet, sondern ist vielmehr Mittel zum Zweck, den Schmerz der Trennung zu verdrängen.
Wie beeinflusst der Selbstwert Rebound-Beziehungen, je nachdem, ob man verlassen wurde oder selbst ging?
Der Selbstwert spielt eine zentrale Rolle darin, wie man mit einer Trennung und einer Rebound-Beziehung umgeht. Dabei macht es für viele einen großen Unterschied, ob sie verlassen wurden oder selbst die Beziehung beendet haben.
Wurde man verlassen, ist der Selbstwert oft stark angeknackst. Viele Menschen suchen dann in einer neuen Beziehung nach Bestätigung, um die gefühlte Ablehnung zu kompensieren. Die neue Partnerschaft dient häufig als Mittel, den angekratzten Selbstwert wieder aufzubauen.
Doch diese Dynamik kann die Beziehung schnell unausgeglichen machen, da sie eher auf dem Bedürfnis nach Selbstbestätigung basiert als auf echter Zuneigung und Verbindung. In solchen Fällen besteht die Gefahr, dass der neue Partner lediglich als „Seelenpflaster“ fungiert, was die Beziehung von Beginn an unter Druck setzt.
Hat man hingegen selbst die Beziehung beendet, ist der Selbstwert zwar weniger stark betroffen, doch emotionale Lasten wie Schuldgefühle oder Zweifel, ob die Entscheidung richtig war, können dennoch schwer wiegen. Oft geraten Menschen, die eine Beziehung beenden, in Rebound-Beziehungen, um sich zu bestätigen, dass sie die „richtige“ Wahl getroffen haben.
Sie suchen rasch nach einem Ersatz, um zu beweisen, dass es jemanden gibt, der besser zu ihnen passt. Doch auch hier besteht das Risiko, dass die emotionale Verarbeitung der alten Beziehung zu kurz kommt und die neue Partnerschaft auf wackeliger Grundlage steht.
Welche Strategien helfen, eine Trennung besser zu verarbeiten?
Der wichtigste Schritt nach einer gescheiterten Beziehung ist es, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Es ist unerlässlich, die Emotionen zu verarbeiten, die mit der Trennung einhergehen. Dies kann durch Gespräche mit Freunden, das Führen eines Tagebuchs oder professionelle Hilfe geschehen.
Statt sich sofort in eine neue Beziehung zu stürzen, ist es sinnvoll, den eigenen Selbstwert wieder zu stärken und die alte Beziehung zu reflektieren: Was ist gut gelaufen, was weniger? Welche Muster möchte man in Zukunft vermeiden? Diese Selbstreflexion und das Wiedererlangen emotionaler Stabilität schaffen eine gesunde Basis, bevor man sich auf eine neue Partnerschaft einlässt.
Fazit: Zeit und Selbstreflexion für eine gesunde neue Beziehung
Rebound-Beziehungen scheitern oft, weil sie zu früh und aus den falschen Motiven eingegangen werden. Nach einer Trennung ist es wichtig, die alte Beziehung zu verarbeiten und den eigenen Selbstwert wiederzufinden. Statt überstürzt in eine neue Partnerschaft zu flüchten, sollte man die neue Begegnung in Ruhe kennenlernen und eine echte, stabile Verbindung aufzubauen – frei von den emotionalen Altlasten der Vergangenheit.