Panik-Tränen und Abbruch bei Höhenangst-Horrorprüfung: Dschungelshow-Halbfinale wird zum Drama

Zittern am Fuß des "Mount Efferen": Christina Dimitriou und Sam Dylan bekommen schon beim Anblick der Höhenangst-Horrorprüfung weiche Knie. Ein Ticket fürs Finale gibt's eben nicht umsonst. (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)
Zittern am Fuß des "Mount Efferen": Christina Dimitriou und Sam Dylan bekommen schon beim Anblick der Höhenangst-Horrorprüfung weiche Knie. Ein Ticket fürs Finale gibt's eben nicht umsonst. (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)

Entscheidung auf dem "Mount Efferen": Hoch oben auf einem Gerüst im tristen Gewerbegebiet musste das zweite Halbfinalisten-Quartett auf einem Laufband gegen Panikattacken kämpfen. Oder zumindest um einen Funken Ehre. Den stärksten Eindruck hinterließ eine Dschungelkämpferin, die gar nicht aufgetaucht war.

Es war mal wieder eine Nacht der laut gekreischten "Oh mein Gott"-Stoßgebete und verzweifelter "Ich hasse euch"-Flüche. Eine Dschungelshow ist eben kein literarisches Quartett und keine getragene Nachtandacht. Eigentlich hätte es ja um etwas gehen müssen. Und tatsächlich war es ein Entscheidungskampf, wer vom zweiten Halbfinal-Quartett den Einzug in die Endrunde und damit in Richtung des viel beschworenen "Goldenen Tickets" zur Teilnahme an der "IBES"-Staffel im nächsten Jahr gewinnen würde. Tja, eigentlich!

Einmal abgesehen von den verbalen Entgleisungen, ohne die eine Teilnahme etwa der selbsternannten Ghetto-Braut Christina Dimitriou nicht über die Bühne gehen kann, waren die Umgangsformen der Vier untereinander tatsächlich ausgesprochen freundlich, wenn nicht sogar explizit gesittet und höflich. Von Wettkampf-Testosteron kein Tropfen! Oder um die gelöste Stimmung mit Worten aus den beeindruckend weichen Lippen von Halbfinalistin Djamila Rowe zu beschreiben: "Es war krass, wie die Harmonie da war." Da konnten auch Sam Dylan und Filip Pavlovic nur nickend beipflichten.

Tränen-Freundschaft statt Wettkampf-Terror: Djamila Rowe und Filip Pavlovic können sich echt gut leiden. Und so machen sich auch bei der Höhenangst-Horrorprüfung in Hürth-Efferen gegenseitig Mut. Stand nicht eigentlich ein Battle auf dem Programm? (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)
Tränen-Freundschaft statt Wettkampf-Terror: Djamila Rowe und Filip Pavlovic können sich echt gut leiden. Und so machen sich auch bei der Höhenangst-Horrorprüfung in Hürth-Efferen gegenseitig Mut. Stand nicht eigentlich ein Battle auf dem Programm? (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)

Gefangen in der Freundlichkeitsfalle

Harmonie? Respekt? Andere nicht nur überleben, sondern schlimmstenfalls sogar ausreden lassen? Es musste schon eine weltweite Pandemie einsetzen, um das sonst so wüste "Dschungelcamp" von RTL in eine zahnlos-zahme "Dschungelshow" zu verwandeln. Dass es früher regelmäßig mitunter ganz anders ging, zeigten auch am Donnerstagabend einmal mehr Rückblicksvideo-Schnipsel. Die betrafen die äußerst streitlustige elfte Staffel - mit Bildern, deren Schauwerte, auch wenn sie natürlich keineswegs neu waren, die Trostlosigkeit des Treibens im Gewerbegebiet von Hürth-Efferen um Längen schlugen.

"Wir waren krass drauf", erinnert sich im Rückblick Kader Loth, die zusammen mit dem späteren Staffel-Elf-Dschungelkönig Marc Terenzi als Gast in die Show eingeladen war. "Wir waren Kannibalen." Beispiel gefällig? Nachdem der schmierige "Honey" (Alexander Keen, die Hartgesottenen erinnern sich mit Grausen) sich mal wieder komplett daneben verhalten hatte, schlug Trash-Queen Kader einen schnelle, harte Bluttat vor. "Wollen wir ihn umbringen - jetzt oder gleich?" Das waren noch Zeiten!

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: "Es ist kalt", erinnert Doktor Bob die Prüflinge. "Deswegen haben wir gesagt: Wir heizen euch ein." (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: "Es ist kalt", erinnert Doktor Bob die Prüflinge. "Deswegen haben wir gesagt: Wir heizen euch ein." (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)

Christina scheitert - und entschuldigt sich. Wie bitte?

Im Corona-bedingten Ausweich-Camp auf deutschen Boden herrscht dagegen ein ganz anderer Ton. Und die sonst so giftigen Krawall-Moderatoren Sonja Zietlow und Daniel Hartwich müssen ein ums andere Mal die alles andere als bissfreudigen Jagdhunde zur Jagd tragen. So scheiterte Kandidatin Christina Dimitriou etwa an der am späten Donnerstag angesetzten neuen "Dschungelprüfungstauglichkeitsprüfung", die sie mit schlotternden Knien gar nicht erst antrat. "Ich kann nicht. Mir wird so schwindlig. Ich zitter' zu sehr, ich komm da nicht hin!", wimmerte die Ex-"Ex on the Beach"-Teilnehmerin auf dem "Empire Hürth Building" panisch. Selbst die helfende Hand eines "Rangers" half nicht. Zuvor hatte sie noch getönt: "Ich bin eigentlich eine Macherin und keine Verliererin."

Üblicherweise wäre das ein Moment gewesen, in der aggressive Mitspieler die Krallen ausgefahren oder wenigstens hämisch herumgeulkt hätten. Ganz anderes die neue liebevolle "Dschungelshow"-Umgangsform: Mit null Sternen in der Tasche stieg Christina geknickt vom Turm und tat das denkbar Ungewöhnlichste: Sie bat ihre Mitstreiter um Verzeihung! Auch Sam Dylan, dem schon vor dem Aufstieg die Panik-Tränen in die Augen schossen. Daniel Hartwich verstand die böse Welt nicht mehr: "Du musst dich bei denen Mitspielerin nicht entschuldigen", schimpfte er Christina. "Ihr kämpft ja gegeneinander." Ach so, stimmt!

Und auch Sonja Zietlow musste - quasi auf den letzten Metern die Prüflinge noch einmal an den Ernst der Lage erinnern. "Du bist auch in der Show, um etwas zu überwinden", sagte sie zu Christina. Doch gut möglich, dass die gar nicht richtig zugehört hatte.

Tatsächlich müssen die angehenden Dschungelkämpfer in luftiger Höhe auf ein hoch über dem Abgrund angebrachtes Laufband steigen. Und dort um ihr Leben rennen. Nun ja, fast. (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)
Tatsächlich müssen die angehenden Dschungelkämpfer in luftiger Höhe auf ein hoch über dem Abgrund angebrachtes Laufband steigen. Und dort um ihr Leben rennen. Nun ja, fast. (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)

Unter Tränen ins Finale!

Tatsächlich war es am Schluss ausgerechnet die Kandidatin, die im zweiten Halbfinale viele Sympathiepunkte einsammelte, die ohnehin schon wirkte, als hätte sie innerlich mit dem Geschehen abgeschlossen: Die Visagistin Djamila Rowe erlebte in der "Dschungelshow" einen offenbar lebensverändernden Moment. "Ich bin schwach hier angekommen, ich war voller Selbstzweifel", rekapitulierte sie ihren Einzug in den Tiny-House-Wohncontainer. Dann wurde alles viel besser - auch dank der guten Gespräche.

"Dass ich so viele tolle Menschen kennengelernt habe, ist für mich die beste Therapie." Die Frau, die einst als "Botschafterluder" bekannt wurde, ist hinter dem ungewöhnlichen Äußeren ein warmherziger Mensch, der weiterkommt, als er es sich selbst zutraut. Die Zuschauer jedenfalls wählten Djamila ins Finale. Sie nahm's mit Tränen (der schüchternen Freude) zur Kenntnis - und gab ein Versprechen ab: Mindestens für ein halbes Jahr will sie jetzt die Finger vom Hyaluron lassen - dem nicht ganz unproblematischen Selbstverschönerungs-Teufelszeug, das ihre Lippen zuletzt so markant formte.

Mit den Nerven am Ende, bevor es überhaupt losgeht: Sam Dylan tritt als Erster bei der fiesen "Läuft bei dir"-Challenge an. "Da ist ja noch nicht mal ein Geländer an dem Ding", jammert er unter Tränen. Stimmt! (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)
Mit den Nerven am Ende, bevor es überhaupt losgeht: Sam Dylan tritt als Erster bei der fiesen "Läuft bei dir"-Challenge an. "Da ist ja noch nicht mal ein Geländer an dem Ding", jammert er unter Tränen. Stimmt! (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)

Teufelskerl Filip rennt auf dem Klettergerüst um sein Leben

Zweiter Finalist ist ein guter Freund von Djamila. Ein Junge, der ihr ans Herz gewachsen ist und der sie auch ungestraft immer wieder "Djamalia" nennen darf: Filip Pavlovic. Auf dem luftigen Laufband des "Mount Efferen" hatte er in 14 Meter Höhe einfach eine überzeugende Sport-Meisterleistung hingelegt. Da war sogar Thorsten "Kasalla" Legat, der die Nervenkitzel-Mutprobe überwachte, schwer beeindruckt. Ein netter Kerl! Und auch kein Angeber. Sogar aus der Tatsache, dass er aktuell zwar aussieht wie der Rapper Enimem, aber gar eigentlich gar kein Englisch sprechen kann, machte der "Dicker"-Sager aus Hamburg kein Hehl. Nur beim Abflug von der Stahlkonstruktion zeigte er einen kleinen Moment der Schwäche und Verletztlichkeit: "Meine Eier sind eingequetscht", schrie Filip, gequält vom Klettergurt. Daniel Hartwich zeigte jedoch nur wenig Mitgefühl: "Rühreier? Oder geht's noch?"

Die eigentlichen Stars des Abends waren allerdings aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Und sie stammten aus einer anderen Zeit. Klar, Kader Loth machte als Talk-Gast was her - auch wenn ein wesentliches Thema, das zuletzt wild in den bunten Blättern geraschelt hatte, überraschenderweise komplett ausgespart blieb: Die Deutsch-Türkin war bekanntlich an Covid-19 erkrankt und in großer Sorge um ihre Gesundheit. Nun wurde das mit keiner Silbe erwähnt.

Lauf, Sam, lauf: "Ich habe Angst, dass ich stolpere", stöhnt der Hochseil-Artist wider Willen. Tatsächlich macht der schüchterne Kandidat seine Sache aber sehr gut. Unten am Boden kann man nur staunen. (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)
Lauf, Sam, lauf: "Ich habe Angst, dass ich stolpere", stöhnt der Hochseil-Artist wider Willen. Tatsächlich macht der schüchterne Kandidat seine Sache aber sehr gut. Unten am Boden kann man nur staunen. (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)

Visionär: Was wusste Hanka Rackwitz schon 2017 über die weltweite Corona-Pandemie?

Und dann grinste auch noch Marc Terenzi mit dem Lausbuben-Charme des Profi-Strippers in die Kameras. Der Mann, der einst im Camp für Ordnung gesorgt hatte ("The Regels sind the Regels") deckte doch sogar einen handfesten Skandal auf: Er hatte an allen Wachen und Leibesvisitationen vorbei doch tatsächlich Kaffeepulver in den australischen Dschungel geschmuggelt. Versteckt im Griff seiner Trainings-Elastikbänder. Sogar Doktor Bob, bekanntlich extra angereist vom Fünften Kontinent, stand der Mund sperrangelweit offen. "Du bist ein ganz böser Junge", wetterte Kader Loth.

Einen bleibenden Eindruck am Donnerstagabend hinterließ dann schließlich aber ein "Star", der gar nicht da war: Hanka Rackwitz, die multiphobische Camp-Nemesis der elften Staffel, die seinerzeit ihre Mitbewohner an den Rand des Wahnsinns trieb. "Sie war eine echte Nervensäge", beschwerte sich Kader Loth noch heute entrüstet über sie.

Hanka hatte es über einen bitteren Witz in die Sendung geschafft, der viel sagt über diese seltsamen Zeiten: Sonja Zietlow und Daniel Hartwich erinnerten an die vormals so befremdlichen, eisern durchgezogenen Ticks der Schreckschraube. Niemanden die Hand geben! Abstand halten! Alles desinfizieren! Das war Hanka. Und heute? Groschen gefallen? "Was haben wir gelacht!"

Tatsächlich zeigen sich die Moderatoren, die sonst so gern Gift spritzen, ziemlich beeindruckt. "Das sieht sehr souverän aus bei dir", versucht Sonja Zietlow Sam in der Höhe aufzubauen. (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)
Tatsächlich zeigen sich die Moderatoren, die sonst so gern Gift spritzen, ziemlich beeindruckt. "Das sieht sehr souverän aus bei dir", versucht Sonja Zietlow Sam in der Höhe aufzubauen. (Bild: TVNOW / Stefan Gregorowius)