Panne oder Provokation? Deutsche Luftwaffe fängt russische Flugzeuge über Ostsee ab

Schon am ersten Tag nach der Übernahme der Luftraumüberwachung über dem Baltikum gab es den ersten Alarmstart für die Flieger der Bundeswehr. Am 2. September musste die deutsche Alarmrotte vom Nato-Stützpunkt im estnischen Ämari aufbrechen, um ein Flugzeug zu identifizieren, wie die Luftwaffe inzwischen mitteilte.

Es handelte sich um eine russische Transportmaschine vom Typ Tu-134 und deren Eskorte aus zwei Su-27-Jagdflugzeugen, die aus Kaliningrad kamen. Die deutschen Eurofighter begleiteten die russischen Flieger, bis eine schwedische Alarmrotte die Überwachung übernahm. Die Identifizierung der Flieger – die den estnischen Luftraum nicht verletzt hatten - war notwendig, da sie ohne aktives Transpondersignal unterwegs waren. Dies ist alles andere als ein Einzelfall.

Estland beanstandet Verletzungen seines Luftraums

Erst am Dienstag hat Estland Russland zum wiederholten Mal eine Verletzung seines Luftraums durch ein Militärflugzeug vorgeworfen. Das Außenministerium habe dem russischen Botschafter in Tallinn eine Protestnote überreicht, teilte die Armee mit.

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Den Angaben zufolge hat sich eine Transportmaschine vom Typ Antonow An-72 am Montag unerlaubt für fast eineinhalb Minuten nahe der Ostseeinsel Vaindloo im estnischen Luftraum aufgehalten. Der russische Pilot hatte demnach die elektronische Kennung der Maschine eingeschaltet, hielt aber keine Kontakt zur Flugsicherung. Es war die vierte von Estland 2016 angezeigte Luftraumverletzung durch Russland.

Russland gibt Technik die Schuld

Die Zeitung “Postimees” berichtete indes unter Berufung auf russische Militärexperten, dass die Flugzeuge der russischen Armee nicht mit modernen Transpondern ausgestattet seien. Stattdessen nutzten sie zur elektronischen Identifikation und Erkennung verschlüsselte Sender aus der Sowjetzeit. Diese könnten dem Bericht zufolge keine Signale an die zivile Luftsicherung übermitteln.

Die Nato und Russland werfen sich gegenseitig vor, dass ihre Kampfjets bei Übungsflügen über der Ostsee teils ihre Transponder abschalten. Diese Geräte übermitteln als automatischer Signalgeber wichtige Angaben zu einem Flugzeug, wie etwa Kennung und Position.

Bundeswehr zum neunten Mal im Überwachungs-Einsatz

Die Bundeswehr hat Anfang September für die kommenden vier Monate zusammen mit Frankreich erneut die Nato-Luftraumüberwachung über Estland, Lettland und Litauen übernommen. Für den Einsatz wurden vier “Eurofighter” und ein Kontingent von rund 120 Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg nach Estland verlegt. Gemeinsam mit vier in Litauen stationierten französischen Kampfjets sollen sie bis Anfang Januar den Luftraum über den baltischen Staaten schützen.

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Estland, Lettland und Litauen haben keine eigene Luftverteidigung. Die Nato sichert deshalb bereits seit 2004 den baltischen Luftraum. Deutschland übernimmt die Aufgabe zum neunten Mal.

Durch die Ukrainekrise hat das “Nato Air Policing” eine neue Bedeutung bekommen. Als Nachbarn Russlands sorgen sich die drei Baltenstaaten um ihre Sicherheit.

Mit Material der dpa

Bild: Luftwaffe/VAPB 2015 PAO

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