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Papas & Opas: Ein kleines Lob für das Auswendiglernen

Am Montagmorgen saß ich mit meiner neunjährigen Tochter beim Frühstück. Ich dachte gerade schlecht gelaunt darüber nach, wann es morgens endlich wieder früher hell wird, als sie von ihrer Müslischale aufsah.

- Papa?

- Ja, mein Schatz?

- Ein weißes Feld, ein stilles Feld/

Aus veilchenblauer Wolkenwand/

hob hinten, fern am Horizont/

sich sacht des Mondes roter Rand.

- Öhm.

- Ein Gedicht. Von Gustav Falke. Wir müssen das auswendig lernen. Für die Schule.

- Ah. Wie geht es weiter?

- Und hob sich ganz heraus und stand/bald eine runde Scheibe da/

In düstrer Glut. Und durch das Feld/klang einer Krähe heisres Krah.

Ich wusste nichts über Gustav Falke, außer dass er einer dieser Dichter ist, deren Namen einem irgendwann im Leben mal über den Weg gelaufen sind, von denen man aber noch nie etwas gelesen hat. Aber mir gefiel sein Gedicht, vor allem empfand ich Sympathie für der Krähe heisres Krah.

Mir fielen Diskussionen aus meiner Schulzeit ein. Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich 1981 eingeschult wurde 1985 aufs Gymnasium kam. Dort gab es unter meinen Lehrern viele überzeugte Angehörige der 68er-Generation. Man erkannte sie zum Beispiel daran, dass sie ihren Schülern, sobald sie 18 Jahre alt geworden waren, das Du anboten, anstatt sie zu siezen. Ich fand das kurios, weil sich das Machtgefälle zwischen Lehrer und Schüler nicht mit fadenscheiniger Kumpelei aus der Welt duzen lässt. Überhaupt hatten es meine 68er-Lehrer mit den Personalpronomen: Mein Deutschlehrer sagte einmal, es sei hochprobl...

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