Paralympics im Newsticker - Streng wird Medaille aberkannt - Schwimmerin Böttcher holt Silber
Bei den Paralympics in Paris fallen bis zum 8. September 549 Entscheidungen in 22 Sportarten. Die Breite eines Fingers wird Sprinter Felix Streng zum Verhängnis. Dabei war der Kampf um jeden Zentimeter gar nicht notwendig. Sprinterin Lindy Ave holt Bronze. Alles Wichtige im Newsticker.
Verregnete Paralympics-Schlussfeier gestartet
20:46 Uhr: Mit einer beeindruckenden Licht- und Musikshow ist die Schlussfeier der 17. Paralympischen Spiele im Pariser Stade de France gestartet. Fast 2000 Projektoren sind im Einsatz, 24 Künstler werden im Verlauf des Abends für die musikalische Begleitung sorgen. Eingeläutet wurde die Zeremonie von der französischen Sängerin Santa, die Johnny Hallydays Kultsong „Vivre pour le Meilleur“ präsentierte.
Am Ende eines regnerischen Tages waren 64.000 Zuschauer und mehr als 5.800 Trainer, Betreuer und Athleten erwartet worden. Ähnlich wie schon bei der Eröffnungsfeier auf der Avenue des Champs Élysées in Richtung der Place de La Concorde wird es eine Parade geben. Die deutsche Flagge werden Fechter Maurice Schmidt und Schwimmerin Elena Semechin tragen. Beide hatten in Frankreichs Hauptstadt Gold gewonnen.
„Außergewöhnliche Abenteuer“
„Nachdem wir die ganze Welt einen Sommer lang zum Träumen gebracht haben, bringen wir heute Abend das außergewöhnliche Abenteuer von Paris 2024 zu einem großartigen
Abschluss“, hatte der Chef des Organisationskomitees, Tony Estanguet, seine Erwartungen an die Feier beschrieben. Die Paralympics standen insbesondere für ein grenzenloses und faires Miteinander sowie für die Freude am Leben.
Kanutin Müller verpasst Gold: Dreimal Bronze zum Abschluss
13.38 Uhr: Kanutin Edina Müller hat am Schlusstag der Paralympics die erhoffte Goldmedaille verpasst. Die Fahnenträgerin der Eröffnungsfeier fuhr auf der Regattastrecke in Vaires-sur-Marne, einem Vorort von Paris, im Kajak über 200 Meter auf Platz drei und holte Bronze. Vor drei Jahren in Tokio konnte die querschnittgelähmte Müller noch Gold holen. Anja Adler und Felicia Laberer holten ebenfalls zum Abschluss Bronze und konnten die Anzahl der deutschen Medaillen in der französischen Hauptstadt auf 49-Mal Edelmetall (10x Gold, 14x Silber und 25x Bronze) erhöhen.
Im Vergleich zum historisch schlechtem Abschneiden bei den Spielen in Tokio 2021 (43 Medaillen) konnte der Deutsche Behindertensportverband zwar die Anzahl der Podiumsplatzierungen erhöhen. In Japan holten die deutschen Para-Sportler allerdings 13 Goldmedaillen, drei mehr als in Paris. Auch der Sprung in die Top-10 im Medaillenspiegel wurde verpasst.
„Extrem frustrierend” – Prothesen-Star Streng äußert sich zum Silber-Debakel
Sonntag, 08. September, 11.49 Uhr: Der Kurvenlauf hat Prothesen-Sprinter Felix Streng die Silbermedaille gekostet. Dreimal übertrat der 29-Jährige im 200-Meter-Finale die Linie seiner Bahn. Auch wenn der in London lebende Leichtathlet als Zweiter ins Ziel kam – Edelmetall verlor er umgehend aufgrund der folgerichtigen Disqualifikation. „Das ist extrem frustrierend. Ich habe es noch gar nicht richtig gefasst“, sagte Streng nach seinem Rennen.
Gemeinsam mit Sieger Isidro Guity Guity aus Costa Rica hatte Streng einen deutlichen Vorsprung. Daher war der Übertritt noch ärgerlicher. „Es ist eigentlich das, was mir als Athlet nicht passieren darf“, schimpfte er. „Es war eine Fingerbreite. Es wäre überhaupt nicht nötig gewesen. Wir waren so weit vorne weg. Da hätte ich nicht um jeden Zentimeter kämpfen müssen.“
Im Ziel jubelte er über Silber. „Das ist ganz schön makaber, da habe ich schon gefeiert“, sagte Streng. „Und dann kam die Disqualifikation, alles ist weg. Wir haben so viel Arbeit in dieses Jahr reingesteckt und gehen jetzt so aus dem Stadion heraus.“
Mit einer Bronzemedaille über die 100 Meter reist Streng nun wieder in seine Wahlheimat nach England. 2016 waren es in Rio de Janeiro noch einmal Gold und zweimal Bronze. In Tokio vor drei Jahren erlief er Gold und Silber.
Vier Monate nach Babypause: Ave läuft über 400 m zu Bronze
21.10 Uhr: Sprinterin Lindy Ave ist bei den Paralympics in Paris über die 400 m zu Bronze gelaufen. Die 26-Jährige aus Neubrandenburg, die ein Jahr nach ihrer Goldmedaille in Tokio Mutter geworden war und bis Mai auf internationaler Ebene pausiert hatte, kam im Finale der Klasse T38 über die Stadionrunde in 1:00,37 Minuten auf Rang drei.
Nur Karen Tatiana Palomeque Moreno aus Kolumbien in Weltrekordzeit (58,67 Sekunden) und die Ungarin Luca Ekler (59,38) waren schneller als Ave.
Für Ave ist es die insgesamt dritte Medaille bei Sommerspielen. In Japan war sie neben ihrem Triumph über die 400 m über die 100 m zu Bronze gesprintet. Im Jahr darauf ging Ave in eine Babypause. Nach ihrer Rückkehr holte die mit einer Cerebralparese antretende Ave bei der WM im Mai in Kobe den zweiten Platz.
Im selben Rennen vor 77.000 Fans im Stade de France lief Weitsprung-Silbermedaillengewinnerin Nele Moos in persönlicher Bestzeit von 1:00,91 Minuten auf den siebten Rang.
Prothesen-Sprinter Felix Streng wird Silber aberkannt
20.01 Uhr: Prothesen-Star Felix Streng lief über die 200 Meter im Stade de France eigentlich zu Silber, wurde jedoch kurze Zeit später wegen Übertretens der Linie in der Kurve beim Lauf disqualifiziert. „Es ist eigentlich das, was mir als Athlet nicht passieren darf“, ärgerte sich der 29-Jährige. „Es war eine Fingerbreite. Es wäre überhaupt nicht nötig gewesen.“
Schwimmerin Böttcher holt Silber
19.43 Uhr: Gina Böttcher hat zum Abschluss der Schwimm-Wettkämpfe bei den Spielen in Paris ihre erste Paralympics-Medaille geholt. Die 23-Jährige schwamm in der Startklasse S4 über 50 m Rücken zu Silber und feierte in 51,40 Sekunden den größten Erfolg ihrer Karriere. Lediglich Alexandra Stamatopolou (50,12) war schneller, Böttchers Teamkollegin Tanja Scholz hatte ihren Start kurzfristig wegen Krankheit absagen müssen.
Für die deutschen Schwimmer war es in der Arena la Defense die zehnte Medaille. Insgesamt gab es viermal Gold, dreimal Silber und dreimal Bronze. Eine höhere Gesamtzahl der Medaillen gab es zuletzt in London mit zwölfmal Edelmetall, eine bessere Goldausbeute gab es zuletzt 2004 in Athen mit fünf.
Scholz hatte nach ihrer Goldmedaille über 150 m Lagen sowie Silber über 50 m Freistil auf einen Start auf ihrer Nebenstrecke erkältungsbedingt verzichtet. „Eine magische Zeit geht zu Ende. Alle meine Erwartungen wurden übertroffen“, schrieb sie nach ihrer Absage bei Instagram. Sie habe schon am Freitag im Vorlauf über 50 m Freistil gemerkt, „dass mein Körper nicht mehr kann“. Nach Silber habe sie dann „völlige mentale Überforderung gespürt, aber im positiven Sinne“.
Böttcher war im April diesen Jahres dreimal Europameisterin geworden, im Vorjahr hatte sie drei WM-Medaillen gesammelt. Die Potsdamerin kam ohne Unterarme und Unterschenkel zur Welt. Im Dänemark-Urlaub 2013 wäre sie bei einem Ausflug fast ertrunken, mied daraufhin jahrelang das Wasser. Doch in der achten Klasse überwand sie sich im Schulunterricht und probierte sich im Becken - entwickelte dort ihre große Leidenschaft.
Verena Schott landete über die 100 m Rücken in der Startklasse S6 in 1:31,71 Minuten auf Rang sieben und verpasste nach krankheitsbedingter Pause in der Vorbereitung auch im letzten Rennen eine Medaille.
Nächstes Gold für Deutschland: Mikolaschek triumphiert im Tischtennis-Finale
18.30 Uhr: Tischtennisspielerin Sandra Mikolaschek hat die 10. deutsche Goldmedaille bei den Paralympics in Paris erkämpft. Im Finale bezwang die 27-Jährige die Serbin Borislava Peric-Rankovic mit 3:1 Sätzen. Für die deutschen Para-Tischtennisspieler ist es nach dreimal Silber und einmal Bronze das erste Gold bei den Spielen in der französischen Hauptstadt.
Nach einer schnellen 2:0-Satzführung zugunsten von Mikolaschek konnte die Serbin erst im dritten Durchgang mithalten. Trotz Satzverlust fand die querschnittgelähmte Spieler von Borussia Düsseldorf schnell wieder zurück in die Partie und holte sich mit 11:8 nicht nur den vierten Satz, sondern auch die Goldmedaille.
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