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Paris-Attacke: Minister will symbolische Orte mehr schützen

Polizisten patrouillieren nach der Messerattacke in der Nähe der ehemaligen Redaktionsräume von «Charlie Hebdo».
Polizisten patrouillieren nach der Messerattacke in der Nähe der ehemaligen Redaktionsräume von «Charlie Hebdo».

Für einige Monate war der Terror für die Franzosen weit weg, die Coronapandemie bestimmte den Alltag. Doch die Terrorgefahr ist omnipräsent - ein neuer Angriff hat dies den Menschen auf brutale Weise wieder vor Augen geführt.

Paris (dpa) - Nach der Messerattacke nahe der ehemaligen Redaktionsräume des Satiremagazins «Charlie Hebdo» sollen andere symbolische Orte in Frankreich besser geschützt werden.

«Ich habe heute die Anweisung gegeben, dass alle symbolischen Orte, an denen es Angriffe gegeben hat, wie zum Beispiel der (koschere Supermarkt) Hyper Cacher oder (der Konzertsaal) Bataclan, (...), jetzt dauerhaft bewacht werden», kündigte Innenminister Gérald Darmanin an. Auch rund um anstehende jüdische Feiertage wie Jom Kippur sollen etwa Synagogen besonders geschützt werden.

Am Freitagmittag waren zwei Mitarbeiter einer Produktionsfirma bei einem Messerangriff verletzt worden. Beide hätten den Operationssaal am Freitagabend verlassen und befänden sich nun in zwei verschiedenen Krankenhäusern, sagte einer der Chefs der Produktionsfirma, Luc Hermann, dem Sender Franceinfo.

«Sie wurden im Gesicht schwer verletzt. Der Angriff war unglaublich gewalttätig», sagte Hermann. «Es gab eine echte Bereitschaft zum Töten.»

“Islamistischer Terrorakt”

Der Vorfall ereignete sich in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Redaktionsräume des Satiremagazins «Charlie Hebdo» im Pariser Osten. Die Anti-Terror-Fahnder der Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen übernommen. Innenminister Darmanin sprach von einem «islamistischen Terrorakt». Neben einem Hauptverdächtigen sind weitere Personen in Polizeigewahrsam genommen worden. Ein Verdächtiger wurde mittlerweile wieder auf freien Fuß gesetzt.

Der 18-Jährige Hauptverdächtige kam nach Angaben des Innenministers vor einigen Jahren als unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter nach Frankreich. Er soll Berichten nach in Pakistan geboren worden sein und die Tat gestanden haben. Er habe keine Anzeichen einer Radikalisierung gezeigt, so der Minister. Darmanin übte Kritik an der Pariser Polizeipräfektur, weil in der Straße, in der sich die Attacke ereignete, keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen galten. Dies solle sich nun ändern.

Darmanin betonte außerdem, dass in Frankreich eine dauerhaft hohe Terrorgefahr bestehe. In den vergangenen drei Jahren seien 32 Angriffe vereitelt worden. «Wir befinden uns nach wie vor im Krieg gegen den islamistischen Terrorismus.» Frankreich wird seit Jahren von einer islamistischen Terrorwelle heimgesucht - mehr als 250 Menschen wurden bisher getötet.

Prozess gegen damalige Täter läuft

In Paris läuft seit Anfang Dezember der Prozess gegen mutmaßliche Helfer der Terrorserie im Januar 2015. Damals wurden über mehrere Tage insgesamt 17 Menschen getötet - alles begann mit einer mörderischen Attacke auf die Redaktion von «Charlie Hebdo». Sie ist danach an einen geheimen Ort umgezogen.

Zu Beginn des Prozesses veröffentlichte «Charlie Hebdo» erneut Mohammed-Karikaturen - die Redaktion wurde daraufhin wieder bedroht. In einem offenen Brief stellten sich diese Woche rund hundert französische Medien hinter das Satiremagazin - und forderten die Menschen im Land auf, sich für Meinungsfreiheit stark zu machen.

VIDEO: Messerangriff in Paris