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Parlamentswahl: Albanien will ein Vorbild für Europa sein

Am Sonntag wird ein neues Parlament gewählt.

Der Vater von Artur Kuko sorgte sich. Um seine Karriere, um sein Leben und um das Wohl seiner Angehörigen. Deshalb scheute er den Gang in die Kirche, um seinen Neugeborenen zu taufen. Es war das Jahr 1962 im kommunistischen Albanien, fünf Jahre bevor der Diktator Enver Hodscha alle religiösen Institutionen verbieten ließ. 302 Geistliche − ob Christen oder Muslime − wurden zum Tode oder zu Haftstrafen verurteilt, tausende Gebetshäuser zerstört. Ein halbes Jahrhundert später ist es ausgerechnet das von Hodscha zum „ersten atheistischen Staat der Welt“ ausgerufene Albanien, das Europa in Zeiten von religiösem Extremismus ein Vorbild sein will. „Wir können etwas sehr Wichtiges anbieten“, sagt Kuko und meint das Miteinander von Sunniten, alevitischen Bektaschi, römisch-katholischen sowie orthodoxen Christen und die Rolle, die der Staat dabei spielt. Ein kraftvolles Signal für die Welt Seit 2014 ist Artur Kuko der Botschafter der Republik Albanien in Berlin. Im selben Jahr wählte Papst Franziskus das kleine Land aufgrund der religiösen Harmonie als Ziel seiner ersten Europareise und nutzte diese für eine Grundsatzrede gegen den Missbrauch von Religion. Die friedliche Zusammenarbeit der unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften, „diese wunderbare Eigenschaft Albaniens“, sende ein kraftvolles Signal in die Welt, befand das katholische Kirchenoberhaupt. In der öffentlichen Wahrnehmung sind es allerdings die Charakteristika Armut und Arbeitslosigkeit, die das Bild prägen, Mafia und Marihuana. Auch die Tatsache, dass es sich seit der osmanischen Eroberung um eine mehrheitlich muslimisches Gesellschaft handelt − 2011 bekannten sich in einem Zensus knapp 60 Prozent der Bevölkerung zum Islam − schreckt viele in Europa ab. Religiöse Mischehen sind normal Dabei dichtete Naim Frasheri, der bedeutendste Autor der albanischen Nationalbewegung, schon im 19. Jahrhundert: „Komm, du gesegneter Tag, der du aus dem Westen brichst. Jene Seite hast du erleuchtet. Vergiss unser nicht!“ Frasheri gehörte den Bektaschi an, einem muslimischen Sufi-Orden, der weder Alkohol verbietet noch Verschleierung fordert....Lesen Sie den ganzen Artikel bei berliner-zeitung