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Virus-Variante: Flugpassagiere aus London gestoppt

Fluggäste sitzen am Münchener Flughafen auf Feldbetten in einer Notunterkunft im Terminal 2.
Fluggäste sitzen am Münchener Flughafen auf Feldbetten in einer Notunterkunft im Terminal 2.

Die Nacht dürfte hart gewesen sein: An verschiedenen Flughäfen Deutschlands mussten Passagiere im Terminal übernachten - aus Sorge wegen der in Großbritannien aufgetauchten Coronavirus-Variante. Acht Fluggäste sind bislang infiziert. Eines ist aber noch immer unklar.

Langenhagen (dpa) - Aus Sorge wegen der in Großbritannien entdeckten Variante des Coronavirus haben viele Passagiere die Nacht an deutschen Flughäfen verbracht.

Von den am Sonntag am Hamburger Flughafen getesteten Passagieren aus Großbritannien sind sieben Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Bei einem Fluggast in Hannover hat sich ebenfalls eine Infektion bestätigt. Weitere Labortests sollten nun klären, ob die Passagiere sich mit der neuen, möglicherweise besonders ansteckenden Virus-Variante infiziert haben, teilte die Region Hannover am Montag mit. Anders als in Hamburg mussten am Flughafen Hannover die 62 Passagiere aus London in einem Terminal übernachten.

Angesichts der neuen Variante des Coronavirus schottet sich Deutschland - wie auch Europa - immer mehr vom Vereinigten Königreich ab. Zum Schutz vor der Mutation dürfen seit Montag bis zunächst zum 31. Dezember keine aus Großbritannien kommenden Flugzeuge mehr in Deutschland landen. Das hatte das Bundesverkehrsministerium verfügt. Ausgenommen sind reine Frachtflüge. Auch andere europäische Länder hatten Flugverbote oder Grenzschließungen zum Vereinigten Königreich verkündet.

Grund für die Beschränkungen ist eine kürzlich entdeckte Mutation des Virus in Großbritannien. Diese Variante sei um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form, hatte Premierminister Boris Johnson am Samstag gesagt. Der Virologe Christian Drosten äußerte Zweifel an der wissenschaftlichen Gewissheit dieses Wertes.

Auch an anderen deutschen Flughäfen hingen die Passagiere in der Nacht zu Montag fest. Am Frankfurter Flughafen waren nach Angaben des Flughafens rund 120 Passagiere und fünf Flüge betroffen. Am Berliner Hauptstadtflughafen in Schönefeld warteten 77 Passagiere auf eine Klärung durch einen Corona-Test. Betroffen waren vier Flüge aus Großbritannien. Auch in Stuttgart mussten sich Flugreisende aus London testen lassen, im Transitbereich des Münchner Flughafens verbrachten rund 50 Passagiere aus Großbritannien die Nacht.

Der betroffene Fluggast in Hannover und die Begleitpersonen sollten nach Angaben der Region in einem Quarantäne-Transport zu ihrem Zielort gebracht werden. Dort müssten sie «separiert» werden. Die übrigen Passagiere hätten ein negatives Testergebnis erhalten, sie müssten nun aber an ihrem jeweiligen Zielort ebenfalls für zehn Tage in Quarantäne. Nach fünf Tagen hätten sie aber die Möglichkeit, sich «frei-testen» zu lassen - bei einem erneut negativen Testergebnis könne die Quarantäne vorzeitig beendet werden.

Die Lufthansa fliegt weiter Passagiere nach Großbritannien, kehrt aber ohne Reisende zurück. Die Maschinen flögen abgesehen von der Crew leer wieder nach Deutschland, sagte ein Sprecher der Airline am Montag. Gestrichen seien Verbindungen, bei denen die Besatzung in Großbritannien übernachten müsste. Am Montag würden sieben Flüge in das Land durchgeführt.

Derweil nehmen die Paketdienste in Deutschland wegen der unterbrochenen Verkehrswege keine Paketsendungen nach Großbritannien und Irland mehr an. Der Eurotunnel für den Reise- und Güterverkehr sei derzeit geschlossen und werde das für voraussichtlich mindestens 48 Stunden bleiben, teilte ein Sprecher der Deutschen Post DHL am Montag mit. Gleiches gelte für die Fährhäfen. Von der Unterbrechung der Verkehrsverbindungen seien auch die Transportwege nach Irland, auf die Kanalinseln und auf die Isle of Man betroffen, sagte der Post-Sprecher.

Weltweit haben zahlreiche Länder den Flugverkehr aus Großbritannien vorerst eingestellt. Dazu gehören Deutschland und die meisten anderen EU-Staaten, aber auch Norwegen, Indien, Hongkong und Kanada. Malta verordnete eine Quarantäne für Reisende aus Großbritannien. Zumeist treten die Landeverbote um Mitternacht in der Nacht zum Dienstag in Kraft.

Einige Staaten gingen noch weiter. So stellt die Schweiz auch die Flugverbindungen nach Südafrika ein. Auch die Türkei akzeptiert keine Flüge aus Südafrika, Dänemark und den Niederlanden mehr, weil dort aggressivere Virus-Varianten im Umlauf sind. Saudi-Arabien schloss gar seine Flughäfen für alle internationalen Flüge sowie seine Häfen und Grenzübergänge.