Was passiert in der Lungenreha?

Was passiert in der Lungenreha?

Traditionell werden Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen hauptsächlich als Angebote der Medizin an den Patienten verstanden. Dieses Verständnis ist bei akuten, kurzfristigen Erkrankungen auch durchaus zutreffend. Völlig anders stellt sich die Situation bei chronischen Erkrankungen dar. Hier sind nicht nur vor allem die Ärzte gefordert – vielmehr kommen auch auf den Patienten dauerhafte und den Therapieerfolg teils wesentlich mitprägende Aufgaben und Pflichten zu. Dies gilt in besonderem Maße auch für das Krankheitsbild der COPD. Zahlreiche Studien haben bewiesen, dass Therapiemaßnahmen bei der COPD, die der Patient nach kompetenter Anleitung selbst in die tägliche Behandlung seiner Erkrankung einbringen kann, von herausragender Bedeutung sind. Die pneumologische Rehabilitation kann in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige und die Prognose verbessernde Rolle spielen. Die Erstdiagnostik der COPD erfolgt in der Regel im hausärztlichen oder lungenfachärztlichen Bereich, dann beginnt die medikamentöse Behandlung der COPD. Die richtige Anwendung der verordneten Medikamente kann im Einzelfall jedoch schwierig sein. Dies gilt insbesondere für die korrekte Durchführung der Inhalation. Hier kommt die pneumologische Rehabilitation ins Spiel, die dem Patienten u.a. Folgendes bietet: * Ein intensives Schulungsprogramm zur richtigen Anwendung seiner individuellen Inhalationssysteme. * Die Vermittlung sinnvoller Verhaltensmaßnahmen gegenüber negativen Umwelteinflüssen, die die Stabilität seiner COPD erheblich gefährden können. Ziel ist z.B. die Vermeidung von Reizungen der Atemwege durch Schadstoffe, Abgase oder Allergieauslöser, vor allem aber auch von Infektquellen, da häufige Verschlechterungen (Exazerbationen) sich negativ auf die Prognose auswirken können. Der Patient muss insbesondere zum „Infektmanager“ ausgebildet werden (vermeiden, frühzeitig erkennen, konsequent behandeln). * Verzicht auf das Zigaretten-Rauchen, falls dies noch nicht geschehen ist. Erfahrungen zeigen, dass Betroffene weit weg vom Alltag leichter die Kraft für einen Rauchstopp aufbringen. * Bei sauerstoffpflichtigen COPD-Patienten: Ermittlung des Sauerstoffbedarfs und damit der Versorgung in Ruhesituationen, bei Belastung und in der Nacht. Von ärztlicher Seite wird zudem ermittelt, ob bei fortgeschrittener Erkrankung und drohender Erschöpfung der Atemmuskulatur eine nächtliche nicht-invasive Beatmung erforderlich ist, oder ob interventionelle Verfahren (Einlage von Ventilen, AV-Stunt) bzw. operative Verfahren (Lungen-Volumen-Reduktion, Lungentransplantation) zu einer Besserung der COPD führen könnten. Die genannten ärztlichen Maßnahmen zur Therapie einer COPD führen alleine jedoch nicht zum Ziel. Zwingend notwendig ist auch die aktive und konsequente Mitarbeit des Patienten. In vielen Fällen bestehen scheinbar unüberwindbare Hürden bei der Umsetzung ärztlicher Empfehlungen im Alltag, z. B. hinsichtlich der zeitlichen Anwendung der Langzeit-Sauerstoff-Therapie rund um die Uhr, des Sich-Gewöhnens an eine nicht invasive Beatmung, die tatsächlich zu erstaunlichen Erfolgen führen kann, oder hinsichtlich einer nachhaltigen Gewichtsreduktion. So bleibt der mögliche Erfolg einer Therapie wegen mangelhafter oder fehlerhafter Anwendung oft aus. Diese so genannte „Non-Compliance“ ist einem amerikanischen Dozent zufolge das vielleicht teuerste Phänomen in den Gesundheitssystemen dieser Welt. Dr. Klaus Kenn von der Schön Klinik Berchtesgadener Land in Schönau am Königsee ist allerdings nicht der Meinung, dass Non-Compliance nur auf einem patientenseitigen Missverständnis beruht. Vielmehr spiegele sie auch die in den Zwängen unseres Gesundheitssystems liegenden, aus Mangel an Zeit entstehenden Missverständnisse zwischen Ärzten und Patienten wider. Dies gelte vor allem für den ambulanten und den akut stationären Bereich. Genau hier liegt Dr. Kenn’s Ansicht nach die Chance und die Herausforderung für die pneumologische Rehabilitation. Denn diese findet hierzulande bislang weitgehend nur im stationären Rahmen statt. Ambulante Versorgungsstrukturen dürften sich allerdings erst nach und nach etablieren. Studien und eigene Erfahrung haben gezeigt, dass die Summe aller Behandlungsmaßnahmen die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität von COPD-Patienten deutlich bessern können. Erste Studien zeigen zudem, dass auch die Lebenszeit durch Rehabilitation verlängert werden kann. Dies ist außer für die Langzeit-Sauerstoff-Therapie noch für keine medikamentöse Behandlung der COPD gezeigt worden. Pneumologische Rehabilitation sollte Hilfe zur Selbsthilfe geben. Erfolgreich wird sie aber erst dann sein, wenn es im Kopf des Patienten auch den entscheidenden „Klick“ gemacht hat, der ihm signalisiert, dass er durch Eigenverantwortung, Eigenkompetenz und körperliches Training durchaus eine Chance hat, mögliche Hoffnungslosigkeit, Resignation sowie Angst und Depression aus eigener Kraft zu überwinden. Quelle: Dr. Klaus Kenn von der Schön Klinik Berchtesgadener Land in Schönau am Königsee, der auf dem Symposium Lunge 2011 am 7.5.2011 in Hattingen zu diesem Thema einen Vortrag halten wird. 4. Symposium Lunge "COPD und Lungenemphysem" - Welches sind die entscheidenden Therapiesäulen? Von der Prophylaxe bis zur operativen Behandlung“ am Samstag, 7. Mai 2011 09.00 Uhr bis 18.00 Uhr Westfälisches Industriemuseum Henrichshütte - Gebläsehalle - Werksstraße 31-33 45527 Hattingen/Ruhr Anfragen bezüglich des Symposiums Lunge 2011 richten Sie bitte an die Organisationsleitung Jens Lingemann Lindstockstraße 30 45527 Hattingen Telefon: 02324 - 999 959 symposium-org@lungenemphysem-copd.de http://www.lungenemphysem-copd.de/pages/umfragen/compliance/compliance.php/