Peter Bergers satirischer Wochenrückblick: Kölle, du bist mehr als eine Nasszelle

Noch ahnt sie nichts von ihrem Schicksal. Doch der kölschen Kanalratte geht es ans Fell. In der Unterwelt, die ihr wegen der vielen Essensreste jahrzehntelang als gigantische Speiseröhre gedient hat, wartet ein Machtkampf mit einem gnadenlosen Gegner, den sie nicht gewinnen kann. Die Flat-Ratte wird sie mit Millionen Kubikmetern Frischwasser aus den Abwasserrohren spülen, geflutet von Dauer-Duschern und Stöpsel-Ziehern, die hemmungslosen Badewonnen frönen und dabei dem mächtigen Rauschen einer von Ziegelsteinen befreiten Klospülung lauschen. Oh, leever Jott, jev uns Wasser, denn janz Kölle hät Doosch! Fluten schlagen Kanalratten in die Flucht Willkommen in Bad Köln. Die Kanalratte treibt es stromabwärts – auf der Flucht vor den Fluten. Im historischen Kronleuchtersaal in der Kanalisation am Ebertplatz steht das Wasser bis unter die Gewölbedecke. Nichts ist mehr mit klassischen Konzerten unter der Erde, bei denen sich der Besucher zur Sicherheit ein Pfefferminz-Sträußchen unter die Nase halten muss, bevor er die Wassermusik so richtig genießen kann. Und das alles nur, weil die Rhein-Energie endlich begriffen hat, dass Köln nicht in der Sahel-Zone liegt, es zum Himmel stinkt, wenn die Abwasserrohre nicht ausgelastet sind und dass das alles viel zu teuer ist. In Kürze wird es deshalb heißen: Viel verbrauchen, weniger zahlen. Wer öfter duscht, ist länger nass. Mehr als eine Nasszelle, der liebste Fliesenplatz Am besten unter Pizzateller großen Regenwald-Duschen, mit Deckenflutern, die die neue Superwanne in meerblaues Licht tauchen und ein wenig maskulin wirkenden großflächigen grauen Natursteinfliesen. Die sind gerade dermaßen in, weil der Kölner kein schnödes Badezimmer mehr haben will, sondern mindestens ein Home-Spa in römischer Tradition. Natürlich verziert mit einem Wandtattoo. Ach Kölle. Du bist mehr als eine Nasszelle, Du bist mein schönster Fliesenplatz....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta