Pille danach rezeptfrei - worauf müssen Frauen achten?

Quelle: http://www.monks-aerzte-im-netz.de/

Seit kurzem erhalten Mädchen und Frauen die Pille danach rezeptfrei in der Apotheke. Beide Arzneimittel, die in Deutschland für die Notfallverhütung zugelassen sind, Levonorgestrel (LNG) und Ulipristalacetat (UPA), werden dann in der Apotheke ohne Arztrezept erhältlich sein. Frauen bis zum 20. Lebensjahr müssen das Arzneimittel in der Apotheke zwar zuerst bezahlen. Sie können aber die Quittung bei ihrer Krankenkasse einreichen und bekommen das Geld dann zurück, wenn sie in der Apotheke beim Kauf des Arzneimittels ein Arztrezept vorlegen können. Bei Frauen zwischen 18 und 20 Jahren fällt allerdings wie bei allen ärztlich verordneten Arzneimitteln eine Zuzahlung von derzeit 5 EUR an. So schnell wie möglich Beide Arzneimittel zur Notfallverhütung, das eine ein hochdosiertes Hormon, das andere ein hochdosierter Hormon-Gegenspieler, können einen Eisprung nur dann verhindern oder hinauszögern, wenn er noch nicht stattgefunden hat. Deshalb sollte das Arzneimittel so bald wie möglich nach dem ungeschützten Sex eingenommen werden. Das Hormon Levonorgestrel (LNG) braucht etwa 48 Stunden bis zum Eintritt der Wirkung, der Hormon-Gegenspieler Ulipristalacetat (UPA) nur wenige Stunden. Deshalb hat UPA zu jedem Zeitpunkt der Einnahme eine sicherere Wirkung als LNG. Wenn nach dem ungeschützten Sex zwei Tage gewartet wird bis zur Einnahme des Arzneimittels, kann LNG nur noch etwa jede dritte der möglichen Schwangerschaften verhindern, UPA noch mehr als jede zweite. Wenn fünf Tage lang gewartet wird, hat LNG keine Wirkung mehr; mit UPA kann dann noch etwa eine von fünf möglichen Schwangerschaften verhindert werden. Nach der Einnahme – unbedingt weiter verhüten „Die beiden Arzneimittel zur Notfallverhütung verhindern den Eisprung in vielen Fällen nicht, sondern verzögern ihn nur“, erläutert Sanitätsrat Dr. med. Werner Harlfinger, Kongresspräsident des Fortbildungskongresses FOKO 2015 der Frauenärztlichen Bundesakademie in Düsseldorf. „Der Eisprung wird dann also später im Zyklus stattfinden. Deshalb muss nach der Einnahme des Arzneimittels unbedingt weiter verhütet werden, und zwar mit Kondom oder Diaphragma. Auch wenn eine Frau eigentlich mit der Pille verhütet, hilft es nicht, die Pille einfach weiterzunehmen. Für den Rest des Zyklus bis zur Menstruation kann die Pille den Eisprung dann nicht mehr sicher verhindern.“ Wenn man nach der Einnahme der Pille danach also noch einmal ungeschützer Sex stattfindet, so kann das zu einer ungewünschten Schwangerschaft führen. Bei höherem Gewicht – Kupferspirale Wenn das Körpergewicht über 75 kg liegt, nimmt die Wirkung von LNG ab. Es empfiehlt sich dann, grundsätzlich UPA zur Notfallverhütung zu verwenden. UPA verliert erst ab einem Körpergewicht über 90 kg seine Wirkung, wie Dr. Harlfinger erläuterte. Mädchen und Frauen, die mehr Gewicht mitbringen, haben allerdings eine weitere Möglichkeit, eine Schwangerschaft nach ungeschütztem Sex zu verhindern: Sie können sich bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt eine Kupferspirale einlegen lassen. Die Kupferspirale wirkt direkt in der Gebärmutter und verhindert die Einnistung des befruchteten Eis. Deshalb ist die Wirkung vom Körpergewicht unabhängig. Nebenwirkungen – Übelkeit, Bauchweh, Kopfschmerzen Beide Arzneimittel, die als Pille danach eingesetzt werden, bei etwa 10 bis 20% der Mädchen und Frauen zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Bauch- und Kopfschmerzen. Diese Nebenwirkungen sind nicht gefährlich, können aber sehr unangenehm sein. Wenn in den ersten Stunden nach der Einnahme der Tablette Erbrechen auftritt, muss eine zweite Tablette eingenommen werden. Frauen mit einer Neigung zu Thrombosen sollten kein LNG verwenden, weil dieses hochdosierte Arzneimittel das Risiko für eine Thrombose erhöhen kann, wenn entsprechende Vorerkrankungen vorliegen. Beratung bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt „Auch wenn es künftig die Pille danach in der Apotheke auch ohne ärztliche Beratung gibt – im Grunde genommen ist es sinnvoll, sich vor der Einnahme des Arzneimittels von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt beraten zu lassen“, betont Dr. Harlfinger. „In vielen Fällen ist die Einnahme des hoch dosierten Arzneimittels nicht notwendig; von den Frauen, die bisher zu mir in die Praxis gekommen sind mit der Bitte um ein Rezept zur Notfallverhütung, konnte ich zwei Drittel beruhigt wieder nach Hause schicken, ohne dass sie sich mit einem so hoch dosierten Arzneimittel belasten mussten.“ Wenn der ungeschützte Sex mit einem neuen Partner stattgefunden hat, so sollte auch nach sexuell übertragbaren Erkrankungen gesucht werden, die meist mit Antibiotika gut behandelt werden können. Auch wenn Gewalt im Spiel war, ist die Apotheke nicht der geeignete Ort, um über dieses Erlebnis zu sprechen und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Auch hier, so der Frauenarzt, ist einem Mädchen oder einer Frau mit einer ärztlichen Betreuung wesentlich besser geholfen. Quelle: Pressemitteilung Frauenärztliche Bundesakademie FBA; © FOKO 2015