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Darum ist der Pirelli-Kalender echter Kult

Eine Ausstellung zum letzten Pirelli-Kalender im Oktober 2020 in Moskau (Bild: imago images/ITAR-TASS)
Eine Ausstellung zum letzten Pirelli-Kalender im Oktober 2020 in Moskau (Bild: imago images/ITAR-TASS)

2021 gibt es keinen neuen Pirelli-Kalender. Angesichts der Corona-Pandemie wird der Reifenhersteller stattdessen 100.000 Euro für die Viruserforschung spenden und die Produktion dieses Jahr aussetzen. Dass der Kalender nicht erscheint, geschah erst zweimal in der Geschichte des Unternehmens: 1967 und von 1975 bis 1983. Und bei der ersten Ausgabe.

1963 wollte der italienische Reifenhersteller seine meisterverkauften Produkte mit schönen Frauen vor internationaler Kulisse bewerben. Es sollte ein kostenloses Geschenk zum Jahresende für seine Kunden werden. Mysteriöserweise erschien die Ausgabe damals nicht. Erst der zweite produzierte Kalender, indem gänzlich auf die Produktplatzierung verzichtet wurde, wurde an besondere Freunde des Hauses verschenkt.

Das ist bis heute so geblieben: Den Pirelli-Kalender kann man nicht erwerben, sondern nur erhalten. Was dazu beigetragen hat, dass "The Cal" mit der Wanddeko in Autowerkstätten nichts zu tun hat, sondern als begehrtes Sammlerstück gilt. Dafür engagiert Pirelli auch Jahr für Jahr die größten Fotografen: Richard Avedon, Herb Ritts, Bruce Weber, Mario Testino, Helmut Newton, Terry Richardson oder Karl Lagerfeld standen schon für den Kalender hinter der Kamera. Während davor die begehrtesten Models Platz nahmen, darunter Kate Moss, Naomi Campbell, Gigi Hadid, Gisele Bündchen, Adriana Lima.

Weg von halbnackten Models, hin zum Statement

Dabei hat Pirelli seinem Kalender im Sinne des Zeitgeistes oft einen Image-Wandel verpasst - besonders in den letzten Jahren. So fotografierte der legendäre Peter Lindbergh 2017 nicht etwa halbnackte Models, sondern eine Auswahl der größten Schauspielerinnen der Welt, darunter Kate Winslet, Julianne Moore, Uma Thurman, Nicole Kidman oder Penelope Cruz - größtenteils bekleidet.

Noch mutiger war Starfotografin Annie Leibowitz, die den männlichen Blick auf nackte Haut 2015 völlig ignorierte und sich stattdessen auf die Erfolge der Frauen konzentrierte. So fotografierte sie etwa die 82-jährige Yoko Ono mit Zylinder und Blazer, die 68-jährige Patti Smith in Jeans oder die Comedian und Schauspielerin Amy Schumer inklusive Speckröllchen. Ein Pirelli-Kalender, über den sich der Feminismus mit Sicherheit freuen würde, sollte er doch irgendwo in Autowerkstätten dieser Welt hängen.