"Pleite unter Palmen": Diese deutschen Auswanderer leben in bitterer Armut

Scheitern als Programm: Die neue Sozial-Reportage "Pleite unter Palmen" bei RTL II trägt den Misserfolg schon im Titel. Der Privatsender berichtet über das Leben von drei Auswanderern zwischen Überlebenswille und Verzweiflung - und spart bei seiner Darstellung nicht mit Klischees.

Auswandern? Nein, danke! "Pleite unter Palmen", die neue Sozial-Reportage bei RTL II, zeichnet ein verheerendes Bild von Deutschen und ihrem Leben in Übersee. Der unausgesprochene Rat: Bleiben sie lieber in Bietigheim oder Zwiesel! Da ist alles besser, soziale Netze fangen einen auf, und es gibt guten Döner zu essen.

Den Döner vermisst Eugen (29) am meisten. Seit drei Jahren lebt er mit Frau Rosa (29) und den drei Kleinkindern in Paraguay. Wie man ausgerechnet auf die Idee kommt, in eines der ärmsten Länder der Welt auszuwandern? Die Idee: Mit den Schwiegereltern einen Bauernhof aufbauen. Doch weder die Hasenzucht noch das Leben mit den Verwandten funktionieren. "Die haben sich einen Scheiß um uns gekümmert", sagt Rosa, die wie ihr Mann keine Ausbildung hat.

Keine Ausbildung, keine Hoffnung

In Deutschland "haben wir auf Hartz IV gelebt", sagt Rosa. Alles war besser. Und jetzt? Die Kamera schwenkt auf unordentliche Zimmer, Fliegen an den Fenstern, schmutzige Bettwäsche. Das Sozialschmarotzer-Klischee, es lebt. "So blauäugig, wie die durchs Leben gehen, kann das alles nicht funktionieren", sagt eine Bekannte, die die Familie bei sich aufgenommen hat - "der Kinder wegen".

Dass die Familie teils hungern musste, ein Kind unter Parasiten leidet und Rosa hoffnungslos überfordert ist, wird gnadenlos ausgeschlachtet. Diese Menschen bräuchten Sozialarbeiter, keine Kameras. Irgendwie schaffen sie es, dass das deutsche Konsulat ihnen die Kosten für die Flugtickets nach Deutschland vorstreckt.

Karge Behausung in einer Höhle

Heinz ist einer von rund 10.000 deutschen Auswanderern auf Gran Canaria. Der 56-Jährige ist seit drei Monaten obdachlos und haust in einer Höhle nahe Maspalomas. Seine Möbel stammen vom Sperrmüll, in der kargen Behausung gibt es weder Wasser noch Strom. Essen und Klamotten bekommt Heinz von der örtlichen Caritas.

Ein heftiger Absturz: Zehn Jahre lang hatte er in seinem Beruf als Bäcker gearbeitet. Dann kündigte er für eine neu Stelle auf Ibiza - doch der Job platzte. Ohne Einkommen konnte Heinz seine Miete nicht mehr zahlen, wurde obdachlos. Ausgemergelt schleppt er nun Wasserkanister in seine Höhle und darf sich von einem angeblichen Freund sagen lassen, er sähe "jetzt schon aus wie 90 Jahre" und habe ein Alkoholproblem. Heinz' große Hoffnung: Dass er seinen alten Job in der Bäckerei zurückbekommt.

Aus Liebe nach Tobago

Auch Claudia, tut alles, um wieder einen Job als Tauchlehrerin oder irgendetwas auf Tobago zu bekommen. Die 53-Jährige versucht zudem, mit selbst gehäkelten Handtaschen etwas dazu zu verdienen. Ihr Mann Darren bringt als Tagelöhner Nahrung nach Hause. Oder sie ernähren sich von dem, was sie auf der Straße an Essbarem finden. "Wir haben meist nur eine Mahlzeit am Tag", sagt Claudia.

Die gelernte Erzieherin ist "aus Liebe" ausgewandert - entgegen aller Warnungen. "Er lässt sich von einer Frau nichts sagen", sagt Claudia über Darren. Dennoch traut man den beiden am ehesten zu, dass sie es am Ende schaffen werden. Nicht nur, weil Claudia zumindest zeitweise wieder in der Tauchschule jobben kann, sondern auch, weil sie sagt: "Ich bin trotz allem gerne hier." Und auch für Höhlenbewohner Heinz gibt es ein Happy-End: Dank seines alten Chefs, der ihm nicht nur seinen Job wiedergibt, sondern noch dazu eine Bleibe.