Polestar in der Krise: Ehemaliger Opel-Chef und VW-Manager Michael Lohscheller soll den schwedischen E-Auto-Hersteller retten

Polestar wird aktuell mit 1,6 Milliarden US-Dollar bewertet. - Copyright: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Vanessa Carvalho
Polestar wird aktuell mit 1,6 Milliarden US-Dollar bewertet. - Copyright: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Vanessa Carvalho

Der kriselnde Automobilhersteller Polestar treibt seinen Management-Umbau weiter voran. Der deutsche Top-Manager Michael Lohscheller wird neuer Geschäftsführer. Das gab Polestar jetzt bekannt. Thomas Ingenlath, der seit der Gründung des Unternehmens als CEO tätig war, verlässt das Unternehmen.

Polestar, das mit eingebrochenen Aktienkursen und Verzögerungen bei seinen Modellen zu kämpfen hat, sichert sich mit Lohscheller einen erfahrenen Automobil-Manager. Seine Karriere begann er bei Volkswagen USA, wo er zum CFO aufstieg. Dann kam der Wechsel zum Konkurrenten. Von 2017 bis 2021 leitete er die Geschäfte der Opel Automobile GmbH. Es folgten Stationen beim vietnamesischen Konzern VinGroup und beim E-LKW-Hersteller Nikola. Lohscheller soll zum ersten Oktober bei Polestar anfangen.

"Michael Lohscheller ist die ideale Persönlichkeit, um Polestar in eine neue Ära zu führen", kommentiert Polestars Vorstandsvorsitzender Winfried Vahland die Personalentscheidung. "Seine fundierten Branchenkenntnisse, insbesondere bei der Förderung der operativen Exzellenz, der Entwicklung einer kohärenten Produktstrategie und der Stärkung der globalen Marktpräsenz, werden für das nächste Wachstumskapitel von Polestar entscheidend sein."

Dem scheidenden CEO Ingenlath dankt Vahland für "eine einmalige Erfolgsgeschichte". Doch um die Erfolgsgeschichte steht es aktuell nicht allzu gut.

Polestar ist nur noch ein Pennystock

Lohscheller dürfte sich bei Polestar auf einer Rettungsmission befinden. Denn am 10. Juli teilte die US-Techbörse Nasdaq dem Elektro-Hersteller mit, dass seine Aktie unter den Handelspreis von einem Dollar gefallen sei, berichtet das "Manager Magazin". Sollte Polestar den Kurs nicht wieder in die Höhe treiben können, droht sogar ein Ausschluss vom Nasdaq. Für das einst mit 20 Milliarden US-Dollar bewertete Unternehmen (aktuell nur noch 1,6 Milliarden Dollar) wäre das ein fatales Signal.

Michael Lohscheller in 2021. - Copyright: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Marcio Jose Sanchez
Michael Lohscheller in 2021. - Copyright: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Marcio Jose Sanchez

Verzögerungen bei dem Modell Polestar 3 sowie ein enormer Cash-Burn gelten als Hauptgründe für den Absturz. Zudem ist der Absatz in China, einst als wichtiger Markt auserkoren, verschwindend gering. Grade einmal rund 1600 Fahrzeuge wurden dort im ersten Halbjahr verkauft. Laut China-Experte Jochen Siebert sei Polestar in China "völlig unbedeutend".

Fast das gesamte Management wurde ausgetauscht

Lohscheller ist jedoch nicht der einzig neue Manager bei Polestar. Das Unternehmen hat in den letzten Monaten fast seine gesamte Führungsetage umgebaut. Anfang 2024 verließen Finanzchef Johan Malmqvist sowie Vertriebsvorstand Mike Whittington das Unternehmen. Ihr Abschied folgte auf einen Buchhaltungsfehler, der dafür sorgte, dass Polestar seine Bilanzen für 2023 und das erste Quartal in 2024 nur mit Verspätung vorlegen konnten.

Auch der einstige Volvo-Chef Håkan Samuelsson, der Polestar 2017 als Elektro-Tochter ins Leben rief und bis vor kurzem dort Aufsichtsratschef war, legte seine Ämter nieder.

Aufgrund der Geschäftssituation und dem Total-Umbau der Führungsetage gilt das nächste Jahr für Polestar als entscheidend. Doch Lohscheller gibt sich trotz allem optimistisch: "Ich fühle mich geehrt, zu einem so aufregenden Zeitpunkt in der Geschichte des Unternehmens zu Polestar zu stoßen."