Polin glaubt, vermisste Maddie McCann zu sein - was wir über sie wissen

Julia Faustyna hat laut Medienberichten DNA-Proben eingeschickt

Aktualisiert am 15.03., 11:15 Uhr

Maddie McCann gilt seit fast 16 Jahren als vermisst. Eine junge Frau aus Polen behauptete auf Instagram, das verschwundene Kind von damals zu sein – und postete bereits jede Menge vermeintliche Beweisfotos. Das gilt mittlerweile als sehr unwahrscheinlich. Laut Medienberichten hat sie nun Proben für drei verschiedene gerichtsmedizinische Abklärungen eingereicht, um ihre DNA-Sequenz zu klären.

Maddie McCann verschwand in der Algarve in Portugal während eines Familienurlaubs (Bild: Steve Parsons - PA Images/PA Images via Getty Images)
Maddie McCann verschwand in der Algarve in Portugal während eines Familienurlaubs (Bild: Steve Parsons - PA Images/PA Images via Getty Images)

Julia Faustyna sorgte kürzlich weltweit für Schlagzeilen mit ihrer Aussage, die verschwundene Maddy McCann zu sein - das britische Mädchen, das 2007 in den Ferien in Portugal verschwand. Nachdem dies mittlerweile als unwahrscheinlich gilt, hat Julia Faustyna laut Medienberichten nun einen DNA-Test eingereicht.

Die 21-Jährige Julia Faustyna hat laut aktuellen Medienberichten angeblich einen DNA-Test durchgeführt, um ihre Identität zu beweisen, wie Privatdetektivin Dr. Fia Johansson gegenüber RadarOnline.com erklärte. Die Polin behauptete im Internet, die verschwundene Madeleine McCann zu sein. Nun sollen laut Medienberichten DNA-Untersuchungen klären, ob das tatsächlich so ist. Unterdessen bestreitet die Familie der 21-Jährigen, dass sie das vermisste britische Mädchen ist.

Faustyna reicht angeblich DNA-Test ein

Laut Berichten reichte Julia Faustyna den Test bei den portugiesischen Behörden ein, es sei jedoch unklar, ob der DNA-Test der Frau Beweise für ihre Behauptungen erbrachte oder ob sie weitere Schritte unternimmt, um ihre Identität zu beweisen.

Wurde sie nach Polen verschleppt?

"Wir haben im Moment eine Menge Beweise, die zeigen, dass Julia definitiv von einer internationalen Sexhandelsgruppe aus einem anderen Land nach Polen verschleppt wurde", wird Dr. Fia Johansson von RadarOnline.com zitiert. "Wir ermitteln noch, aber Julia ist definitiv nicht die biologische Tochter ihrer Eltern in Polen." Sollte Wendells Abstammung aus der gleichen Region stammen wie die von Madeleines Eltern, Gerry und Kate McCann, so sagte Dr. Johansson, dass sie die DNA-Sequenz sofort an die portugiesischen Ermittler zum Vergleich schicken wird.

Anfang dieses Monats erklärte Polizeichef Pawel Noga von der Landespolizeidirektion in Breslau gegenüber der polnischen Nachrichtenagentur Gazeta, dass „ausgeschlossen" werden könne, dass Julia wirklich Maddie sei. Zwar würden die Ermittlungen weiter andauern, es gebe aber bereits jetzt zahlreiche Zweifel an der Geschichte der 21-Jährigen, wie er gegenüber "Gazeta.pl" sagte der Breslauer Polizeichef Paweł Noga.

Auch Julias Familie bestreitet, dass sie das vermisste britische Mädchen ist. Laut der Familie leidet die 21-Jährige unter psychischen Problemen.

Der Fall Madeleine McCann - alle Infos und Hintergründe

Es ist der Albtraum aller Eltern: Sie kommen in das Zimmer, in dem sie ihr Kind zurückgelassen haben, und plötzlich ist es weg. So soll es im Fall Maddie McCann passiert sein. Die damals dreijährige Tochter der britischen Familie McCann verschwand während eines Familienurlaubs aus einem Ferienappartement in Praia da Luz an Portugals Südküste. Das ungeklärte Schicksal des Mädchens bewegt auch heute noch die Welt – vermutlich auch deshalb, weil Maddies Eltern immer noch nach Antworten suchen. Kürzlich hat sich nun eine 21-jährige Polin auf Instagram zu Wort gemeldet, die behauptet, eben dieses kleine Mädchen von damals zu sein. Ein Blick zurück auf die Entwicklung des Falls und die aktuellen Behauptungen:

Der Fall Madeleine McCann

Es ist der 3. Mai 2007: Kurz vor ihrem vierten Geburtstag verschwindet Madeleine McCann – von allen Maddie genannt. Die Eltern Kate und Gerry McCann gehen im Ocean Club zum Abendessen, während Maddie und ihre zwei Geschwister im Hotelzimmer schlafen. Die Mutter bemerkt nach eigenen Angaben bei einem Kontrollgang das Verschwinden des Mädchens. Die McCanns starten eine weltweite Medienkampagne und bitten um Mithilfe bei der Suche nach der vermissten Maddie. Auf der Webseite "Find Madeleine" sammelt die Familie Hinweise und Spenden, die bei der Aufklärung des Falls helfen sollen.

Kate und Gerry McCann. (Bild: Steve Parsons - PA Images/PA Images via Getty Images)
Kate und Gerry McCann. (Bild: Steve Parsons - PA Images/PA Images via Getty Images)

Das Mädchen wurde nie gefunden, ihre Leiche auch nicht. Ob sie noch am Leben ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ihre Eltern geraten kurz nach Maddies Verschwinden ins Visier der Ermittler. Es wird vermutet, sie könnten ihre Tochter versehentlich getötet haben und versuchen wollen, die Tat auf diese Weise zu vertuschen. Weil sie über eine mögliche Tatbeteiligung der Eltern berichten, müssen britische Medien Kate und Gerry McCann eine Entschädigung in Höhe von 550.000 Pfund zahlen. Die portugiesische Polizei hebt den Status des Paares als Tatverdächtige kurze Zeit später auf.

Weil es kaum noch neue Hinweise und Spuren gibt, stellt die portugiesische Polizei die Ermittlungen im Fall Maddie am 21. Juli 2008 ein. Doch im Laufe der Jahre gibt es immer wieder neue Hinweise auf mögliche Tatverdächtige. 2009 führt eine Spur die Ermittler zu einem 64-jährigen Sexualstraftäter aus Aachen, der sich zum Zeitpunkt von Maddies Verschwinden an der Algarve aufgehalten haben soll, doch der Verdacht bestätigt sich nicht. Auch zwei weitere Männer aus Deutschland werden verdächtigt. Es bleibt aber eine Sackgasse. Eine weitere Spur führt nach Griechenland, leider ebenfalls ohne Ergebnis.

Sogar US-Talkstar Oprah Winfrey hilft bei der Suche nach Maddie McCann. 2010 präsentiert sie dem Publikum in ihrer Sendung ein computergeneriertes Bild, das zeigen soll, wie Maddie möglicherweise im Alter von sechs Jahren aussieht. Auch Scotland Yard glaubt, das Mädchen könne noch am Leben sein. Es wird ein weiteres Foto veröffentlicht, das Maddie mit neun Jahren zeigen soll.

2013 dann eine erneute Wende. Maddies Eltern erscheinen in der Fernsehshow "Aktenzeichen XY…ungelöst" und bitten um Mithilfe. Hunderte von neuen Hinweisen trudeln ein, darunter auch einer, der zu dem Mann führt, der am 3. Juni 2020 als Verdächtiger genannt wird. Die portugiesische Polizei nimmt die Ermittlungen wieder auf. 2014 entschließen sich die Ermittler, an dem Ort zu graben, an dem Maddie verschwand, doch leider ebenfalls ohne Ergebnis.

Ermittlungen gegen Tatverdächtigen Christian B.

Seit Juni 2020 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Christian B., einen Sexualtäter aus Braunschweig. Die Polizei glaubt, dass der Deutsche Maddie verschleppte und tötete. Das sagte der leitende BKA-Ermittler Christian Hoppe in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY…ungelöst". Man habe "nicht einfach nur Hinweise, sondern belastbare Indizien dafür, dass das Mädchen getötet wurde", sagte der Braunschweiger Staatsanwalt Hans Christian Wolters gegenüber der SZ. "Es gibt Beweise, aber eben nicht forensisch."

Grausame Verbrechen: Verdächtiger im Fall McCann in 5 anderen Fällen angeklagt

Der Mann lebte ganz in der Nähe, als Maddie McCann aus dem Ferienapartment mutmaßlich verschleppt wurde. Mit seinem Handy war er im Umkreis des Tatorts eingeloggt. Eine Anklage gibt es bisher noch nicht.

Tatverdächtiger im Fall Maddie McCann: Wer ist Christian B.?

Ist Julia in Wirklichkeit Maddie?

Eine junge Frau aus Polen behauptete, die vor 16 Jahren verschwundene Maddie McCann zu sein. Julia, über deren Nachnamen es verschiedene Angaben gibt, teilte auf ihrem inzwischen gelöschten Instagram-Kanal Bilder, die Ähnlichkeiten mit dem Mädchen zeigen sollen.

Sie selbst sei sich nicht sicher, ob sie das vermisste Mädchen sei, aber sie suche nach Antworten und wurde von der polnischen und britischen Polizei bisher ignoriert. Die 21-Jährige vergleicht individuelle Merkmale, zeigt sogar, dass sie das gleiche sogenannte Kolobom, eine Spaltbildung im Bereich des Auges, zu haben scheint.

Sie teilte auch ein Bild von sich aus ihrer Kindheit und ein computergeneriertes Bild, das der Daily Star von Maddie McCann veröffentlichte. Doch könnte sie wirklich Maddie McCann sein?

Die Frau wuchs in Polen auf und hatte nach eigenen Angaben lange nichts von dem Fall des vermissten Mädchens gehört. Sie stieß bei ihren eigenen Ermittlungen darauf, weil sie anfing, ihre Identität zu hinterfragen. Ihre Eltern hätten sich immer wieder in Widersprüche verstrickt.

"Ich erinnere mich nicht an den größten Teil meiner Kindheit, aber meine früheste Erinnerung ist sehr deutlich", schreibt Julia auf Instagram. Sie erinnere sich an warme Orte, an denen es Strände, Schildkröten und sehr helle Gebäude gab. Aber: "Ich sehe meine Familie nicht in dieser Erinnerung", sagt sie.

War Julia Opfer eines Sexualverbrechens?

Sie könne sich allerdings daran erinnern, als Kind missbraucht worden zu sein. Das Foto der Person, die für den Missbrauch verantwortlich sein soll, habe sie auf der Webseite "Find Madeleine" gefunden. Dabei handelt es sich um eine tatverdächtige Person im Fall Maddie McCann. Ein Foto der Person teilte Julia ebenfalls auf Instagram.

Wer durch Julias Instagram-Profil scrollte, hat mit Sicherheit Ähnlichkeiten mit Maddie McCann entdecken können.

Julias Angaben zufolge hatten die McCanns zugestimmt, sich einem DNA-Test zu unterziehen. Offiziell bestätigt wurde das allerdings nicht. Ein offizielles Statement der McCanns zu Julias Behauptungen steht ebenfalls aus.

Ist Julia wirklich Maddie McCann? Gesichtserkennung schließt es aus

Laut Christian Fehrlin, CEO und Gründer von Ava-X, einem Hersteller von Gesichtserkennungssoftware aus der Schweiz, könne auch ohne DNA-Test ausgeschlossen werden, dass es sich bei Julia und Maddie um ein und diesselbe Person handele. „Es ist nahezu ausgeschlossen, dass diese Frau Maddie McCann ist“, sagte Christian Fehrlin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) im Februar 2023, „zu 99 Prozent“.

Laut seiner Software sei es abwegig, dass es sich bei Maddie McCann und Julia um die gleiche Person handeln könnte. Nicht nur die Nasenpartie sei demnach anders, auch die Augenbrauen hätten eine andere Form und die Augen seien bei Maddie McCann deutlich weiter auseinander als im Gesicht von Julia.

Auch wenn ein DNA-Test nach wie vor die sicherste Variante sei, eine Person eindeutig zu identifizieren, glaubte Fehrlin, dass man sich den Test sparen könne.

Ist Julia Faustyna Livia Schepp?

Im Jahr 2011 verschwanden auch die sechsjährigen Zwillingsmädchen Livia und Alessia Schepp aus Lausanne auf mysteriöse Weise, was einen riesigen Schock in der Schweiz auslöste. Der Vater der Mädchen, der als Hauptverdächtiger gilt, wurde später tot in Italien aufgefunden, nachdem er sich vor einen Zug geworfen hatte. Die Polizei vermutete stets, der Entführer habe die Mädchen umgebracht. Sollten die Mädchen wider Erwarten doch noch am Leben sein, würden sie im Oktober 19 Jahre alt werden.

Auch dieser Fall wurde zwischenzeitlich durch die Behauptungen von Julia Faustyna von Medien wie dem US-Onlinemagazin "Radar Online" ins Rampenlicht gerückt. Könnte es sich bei Faustyna um Livia Schepp handeln?

Die Hypothese, dass Faustyna die vermisste Livia sein könnte, griffen auch Instagram-User auf, die feststellten, dass Faustyna Livia ähnlicher sieht als Maddie. Laut dem Onlineportal Radar Online hat die Familie von Livia die Polin mittlerweile kontaktiert und um einen DNA-Test gebeten: Ein Privatdetektiv, der die polnische Familie vertritt, hat angegeben, dass er bereits mit der Familie von Livia Schepp gesprochen hat und diese gefragt hat, ob Faustyna bereit wäre, einen entsprechenden Test durchzuführen. Faustyna habe zugestimmt.

Eine Software-Firma aus Winterthur hat jedoch bereits erklärt, dass der Unterschied der Gesichter von Julia und Livia viel zu groß sei. Der CEO der Schweizer Software-Firma Ava-X aus Winterthur sagte auf Anfrage der Zeitung "Blick" zum Fall Livia: "Wir haben das ebenfalls überprüft. Auch hier kann ich mit 99-prozentiger Sicherheit sagen, dass Julia nicht Livia Schepp ist. Der Unterschied der Gesichter ist viel zu gross." Die Firma hatte zuvor mittels Gesichtserkennung bereits eine Ähnlichkeit zwischen Julia und Maddie negiert.

Video: Verdächtiger im Fall Maddie McCann: Grausame Details und eine neuer Zeugenaufruf