Politiker sind empört - „Völliger Blödsinn“: Jetzt spitzt sich Döner-Streit mit der Türkei zu
Die Türkei will den Döner als Kulturgut schützen. Dazu hat das Land einen Antrag bei der Europäischen Union eingereicht. Imbiss-Betreiber befürchten nun steigende Dönerpreise. Deutsche Politiker zeigen sich empört.
Sollte der Antrag der Türkei durchkommen, könnte das Fleisch im dreieckigen Fladenbrot nur dann noch als „Döner“ bezeichnet werden, wenn es nach ganz bestimmten – türkischen – Standards hergestellt wird.
Im schlimmsten Fall befürchtet Bariş Arac, Besitzer von fünf Döner-Imbissen in Köln und Düsseldorf, einen heftigen wirtschaftlichen Rückschlag. Die Döner-Branche setzt in Deutschland jährlich 2,4 Milliarden Euro um, beschäftigt rund 60.000 Mitarbeiter.
Sollte der Döner tatsächlich als Kulturgut festgeschrieben werden, würden die „ohnehin schon hohen Preise noch weiter steigen“, meint Arac. Denn der türkische Antrag sieht beispielsweise vor, dass der Döner aus Fleisch 16 Monate alter Rinder bzw. sechs Monate alter Schafe bestehen muss.
Auch geschmacklich würde sich der Döner verändern. „In Deutschland schmeckt der Döner ja so saftig, weil wir das Fleisch mit Zusatz- und Konservierungsstoffen vermengen. In der Türkei besteht der Spieß zu 98 Prozent aus Fleisch“, erklärte Arac.
Deutsche Politiker begehren auf
Das Thema lässt selbst in der Sommerpause die Bundespolitik nicht kalt. Parteiübergreifend macht sich Kritik breit.
Macit Karaahmetoglu, gebürtiger Türke und SPD-Bundestagsabgeordneter, hält den Antrag für „völligen Blödsinn“. Auch er befürchtet wirtschaftliche Nachteile. „Es ist doch eine tolle Sache, dass die türkische Esskultur in Deutschland und Europa derart Fuß gefasst hat.“
Ähnlich sieht das Erich Irlstorfer, CSU-Abgeordneter aus Oberbayern. „Der Döner wird immer wieder zur unnötigen Politisierung genutzt“, kritisierte er. Es sei nicht verständlich, „weshalb wir vermeintlich kulturpolitische Vorgaben aus Ankara in der EU oder gar in Deutschland umsetzen sollten. Der Döner gehört zu Deutschland genauso wie die Currywurst.“
„Wir haben keine Lust auf Kulturkämpfe“
Konrad Stockmeier, FDP-Abgeordneter aus Mannheim (eine Hochburg von Imbiss-Buden), zeigt sich ebenfalls fassungslos. „Als Abgeordneter aus Mannheim finde ich das vielfältige Dönerangebot in der Quadratestadt super - auch die fleischlosen. Die heißen auch Döner!“
Die Imbiss-Zubereitung brauche keine Vorgaben aus Ankara. „Wir haben nämlich keine Lust auf Kulturkämpfe, sondern auf leckeres Essen. Deswegen hole ich mir jetzt einen Döner, heute mit Hähnchenfleisch“, so der FDP-Politiker.
Seine Fraktionskollegin Sandra Bubendorfer (FDP) meint: Unabhängig vom Ergebnis würden „die Deutschen nicht aufhören, ihr Dönerfleisch so zu essen, wie es ihnen am besten schmeckt.“
Der Döner sei in Deutschland ein Erfolgsmodell. „Egal, ob es heute Döner heißt oder morgen „nach Döner-Art“. Daran wird auch die International Doner Federation aus Istanbul nichts ändern.“