Tasche in Berlin entdeckt - Sprengstoff ging durch „reines Glück“ nicht hoch - Polizist fordert Konsequenzen

Am S-Bahnhof Neukölln hat die Polizei einen Mann kontrolliert. Er hatte Sprengstoff dabei. Dieser wurde in einem Park gesprengt.<span class="copyright">Foto: Julius Geiler</span>
Am S-Bahnhof Neukölln hat die Polizei einen Mann kontrolliert. Er hatte Sprengstoff dabei. Dieser wurde in einem Park gesprengt.Foto: Julius Geiler

Polizisten wollen einen Mann in Neukölln kontrollieren. Der flüchtet, lässt jedoch eine dubiose Tasche zurück Am Donnerstag stellt sich heraus, dass es Sprengstoff ist, der schon öfter bei islamistischen Anschlägen genutzt wurde. Nun machen Super-Recognizer Jagd auf den Verdächtigen - und seinen Komplizen.

Sprengstoff ging durch „reines Glück“ nicht hoch - Polizist fordert Konsequenzen

Sonntag, 3. November, 13.11 Uhr: Zum Sprengstoff-Fund an einem Bahnhof in Neukölln kommen neue Details ans Licht. Laut Recherchen der „Bild am Sonntag“ hatten die Polizisten zunächst einen Drogen-Schnelltest an der beschlagnahmten weißen Substanz genommen. Dafür hätten sie ein Loch in die Verpackung geschnitten - und laut einer internen Bewertung wohl „reines Glück“ gehabt, dass es dabei nicht zur Explosion auf dem Bahnsteig kam.

Ein Entschärferteam habe das verdächtige Paket dann rund eineinviertel Stunden später geröntgt und eine Brennprobe durchgeführt. Dabei sei der hochexplosive Sprengstoff Triacetontriperoxid (TATP) identifiziert worden, der häufig von IS-Terroristen eingesetzt wird. Die „Bild am Sonntag“ zitiert einen Entschärfer der Polizei, laut dem der Sprengstoff wohl kaum vorgesehen war, um Automaten zu sprengen. „Mit der Menge dieses hochexplosiven Sprengstoffs hätten sie einen Fahrkarten-Automaten regelrecht in die Erdumlaufbahn schießen können, da wäre alles pulverisiert gewesen“, stellt er fest. „Und Geldautomaten-Sprenger fahren nicht mit der S-Bahn zur Tat.“

Der stellvertretende Chef der Bundespolizei-Gewerkschaft Manuel Ostermann erklärte auf LinkedIn, dass verdachtsunabhängige Kontrollen wie in diesem Fall nicht rassistisch motiviert seien. Stattdessen zeige dieser Fall „die Notwendigkeit dieser Maßnahmen. Konkret wurde so ein vermeintlicher Terroranschlag verhindert.“ Ostermann forderte „eine gesetzliche Vertiefung für diese gesetzliche Möglichkeit“.

Außerdem stellte er „die Notwendigkeit für den Einsatz von Teilautomatisierung der Videoanalyse“ heraus und forderte die Besetzung von 3500 zusätzlichen Stellen „im bahnpolizeilichen Bereich“, da die Bahn eine „kritische“ Infrastruktur sei.

Sprengstoff-Fund in Berlin - Polizei sucht Bahngleise ab

17.17 Uhr: Nach dem Sprengstoff-Fund in Berlin fahndet die Polizei weiter nach dem Mann, der das hochexplosive Material in einem Beutel transportierte. Zudem untersuchten Polizisten Bahngleise im Bereich Neukölln. Es gehe darum, mögliche Beweise zu sichern, sagte eine Polizeisprecherin. Weitere Angaben machte sie nicht. Die „B.Z.“ schrieb, es werde das Handy des Verdächtigen gesucht.

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Gesuchte sowie potenzielle Mittäter zeitnah identifiziert und ausfindig gemacht werden", sagte der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro. Aus seiner Sicht liegt es aufgrund des sichergestellten Materials nahe, dass neben dem Verdächtigen weitere Menschen involviert seien. „Die Kollegen arbeiten auf Hochtouren, um diesen mysteriösen Fall aufzuklären“, sagte Jendro der „Berliner Morgenpost“.

Er floh ebenfalls vom S-Bahnhof: Polizei jagt Komplizen von Mann mit Sprengstoff-Tasche

Freitag, 1. November, 08.07 Uhr: In Berlin jagen die Ermittler den Mann, der die Tasche mit Sprengstoff zurückließ - aber nicht nur ihn allein. Wie „Bild“ berichtet, wird ebenfalls nach einem zweiten Mann gefahndet, dem mutmaßlichen Komplizen des Flüchtigen. Dieser soll ebenfalls vom Bahnhof abgehauen sein.

Der Mann soll dem Bericht zufolge ca. 30 Jahre alt sein, einen kurzen Bart tragen und ein gepflegtes Erscheinungsbild haben. Ein Bild aus einer Überwachungskamera zeigt ihn mit einer dunklen Jacke und Weste, die weiße Streifen haben soll.

Die Polizei kennt mittlerweile die Namen beider Männer. Was Sie mit der Bombe vorhatten, ist noch immer unklar. Hinweise auf ein terroristisches Motiv gibt es aber nicht. Stattdessen soll es sich laut „Bild“ um Automatensprenger handeln, die keinen festen Wohnsitz haben.

Hochexplosiver Sprengstoff im Beutel - jetzt jagen Super-Recognizer den Verdächtigen

20.28 Uhr: Im Fall des Sprengstoff-Fundes von Berlin gibt es laut Staatsanwaltschaft bislang keine konkreten Hinweise auf einen geplanten Terroranschlag. „Es gibt mehrere denkbare Szenarien“, sagte ein Sprecher der Behörde. Diese würden geprüft. Ein Terrorverdacht habe sich bislang nicht erhärtet. Bislang ist unklar, was der Mann mit dem hochexplosiven Sprengstoff wollte.

Die Polizei fahndet weiter nach ihm. Nach Medienberichten handelt es sich bei dem Sprengstoff in seinem Beutel um Triacetontriperoxid (TATP). TATP wurde unter anderem bei Terroranschlägen in Paris und Brüssel eingesetzt. Kriminelle verwenden das Material aber auch für die Sprengung von Geldautomaten.

Nach Angaben der „Bild“ sind auch Super-Recognizer auf der Jagd nach dem Verdächtigen. Diese Polizei-Elite, die lediglich ein Prozent der Bevölkerung ausmacht, zeichnet sich durch ein außergewöhnliches Talent aus – sie erinnern sich überdurchschnittlich gut an Gesichter. Ein Mitglied dieses Teams hat kürzlich die Aufnahmen einer Überwachungskamera am Bahnhof untersucht und den Verdächtigen rasch identifiziert. Dank der bemerkenswerten Fähigkeiten des Super-Recognizers war zudem schnell klar, dass der Gesuchte nicht der 30-jährige Pole ist, dessen Ausweis am 21. Januar 2022 als gestohlen oder unterschlagen gemeldet wurde.

Foto soll Verdächtigen zeigen - er verlor auf der Flucht gefälschten Ausweis

14.21 Uhr: Bild“ veröffentlichte ein Foto, das den Verdächtigen zeigen soll. Er trägt darauf eine Kapuzenjacke oder einen Hoodie, über der rechten Schulter hängt ein heller Beutel. Auf einem weiteren Bild ist eine mit Kabeln umwickelte Flasche zu sehen. Dabei soll es sich um den Sprengsatz handeln.

Nach dpa-Informationen hat der Mann bei seiner Flucht einen Ausweis verloren. Dieser soll aber nicht ihm selbst gehört haben, sondern das Dokument soll auf einen anderen Mann ausgestellt worden sein - laut „B.Z.“ auf einen 30-jährigen Polen. Der Ausweis soll nach dem Bericht seit Januar 2022 als gestohlen oder unterschlagen gemeldet sein. Ein erster Abgleich der Polizei mit Aufnahmen aus Überwachungsvideos soll ergeben haben, dass es sich bei dem Flüchtigen nicht um den Ausweisbesitzer handelt, schreibt das Blatt.

Polizei sucht weiter nach Flüchtigem - GdP-Chef warnt vor Gefahr an Bahnhöfen

12.33 Uhr: Die Polizei sucht weiter nach dem Mann, der in Berlin eine Tasche voller Sprengstoff zurückließ. Dafür wertet sie auch Aufnahmen aus den Überwachungskameras am S-Bahnhof aus, wie es hieß. Die Hintergründe des Vorfalls sind nach Angaben der Polizei noch unklar. Es werde in alle Richtungen ermittelt, hieß es.

Bereits am Mittwochabend sagte eine Polizeisprecherin, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass in Berlin möglicherweise ein geplanter Terroranschlag vereitelt worden sei. Gleichwohl wurde auch der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz vom Landeskriminalamt hinzugezogen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnte unterdessen vor der Terrorgefahr an Bahnhöfen. „Auch in dem Bereich terroristischer Vorbereitungen oder Anschläge spielen Bahnhöfe immer mehr eine Rolle“, sagte der GdP-Vorsitzende für den Bereich Bundespolizei, Andreas Roßkopf, „Rheinischen Post“ (Freitag). Dies zeige der Fall in Neukölln. Roßkopf bemängelte, der Bundespolizei fehlten etwa 3.500 Beamte an den Bahnhöfen. Außerdem sei dort eine Überwachung mit modernster Technik zur Gesichtserkennung erforderlich.

„Mutter des Satans“: In Tasche war Sprengstoff, den Islamisten für Terroranschläge nutzen

Donnerstag, 31. Oktober, 08.10 Uhr: Nachdem der Polizei am Mittwoch eine Tasche voller Sprengstoff in die Hände fiel, die ein flüchtender Mann zurückgelassen hatte, ist nun klar, worum es sich dabei handelt. In der Tasche war TATP (Triacetontriperoxid), ein hochexplosives Gemisch, das schon häufiger bei islamistischen Terroranschlägen genutzt wurde. Fahnder nennen ihn „Mutter des Satans“. Das berichtet „ Bild“.

In der Tasche waren das grau-weiße Pulver, das erst nach stundenlanger Herstellung entsteht, sowie eine mit Drähten umwickelte Plastikflasche und eine Papiertüte mit weiteren Kabeln. Durch Reibung, Stöße, Wärme oder Funken kann TATP sofort zur Explosion gebracht werden.

Mann flieht vor Polizeikontrolle und lässt Tasche voller Sprengstoff zurück

Ein Mann mit Sprengstoff hat in Berlin-Neukölln einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Bundespolizisten wollten den Mann am S-Bahnhof Neukölln gegen 15.30 Uhr kontrollieren, wie die Polizei auf der Onlineplattform X mitteilte. Dieser sei jedoch geflüchtet und habe eine Tasche zurückgelassen. Darin sei Sprengstoff gewesen.

Die Bundespolizisten brachten den explosiven Fund zu einer Parkanlage in der Nähe, wie eine Polizeisprecherin sagte. Berliner Polizisten sperrten den Bereich an der Thomasstraße am späten Nachmittag weiträumig ab. Am Abend wurde der Fund von Experten gesprengt, wie die Sprecherin sagte.

Für Anwohner habe keine Gefahr bestanden. Nach dem Mann wird nach Angaben der Sprecherin gefahndet.

„Hochexplosive Substanz“: Hintergründe von Sperngstoff-Tasche völlig unklar

Die Hintergründe des Vorfalls sind nach Angaben der Polizei noch völlig unklar. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Bislang gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass möglicherweise ein geplanter Terroranschlag vereitelt worden sei. Gleichwohl wurde auch der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz vom Landeskriminalamt hinzugezogen.

Nach Informationen der „B.Z.“ soll es sich bei dem gefundenen Sprengstoff um eine hochexplosive Substanz gehandelt haben. Die Substanz müsse noch genauer untersucht werden, hieß es dazu von der Polizeisprecherin. Wegen der bestehenden Gefahr sei der Fund jedoch noch vor Ort gesprengt worden.

Laut „B.Z.“ hoben Feuerwehrleute dafür mehrere Löcher aus, um die verdächtigen Substanzen dort kontrolliert sprengen zu lassen. Die Detonation sei mehrere Hundert Meter weit zu hören gewesen, schrieb das Blatt.