Pornokonsum bei Kindern - Bereits 12-Jährige gefährdet! Mediensucht-Profi warnt vor verheerenden Folgen von Pornos
Kinder kommen immer früher mit Pornografie in Kontakt – oft schon in der Grundschule. Die Folgen? Verzerrte Vorstellungen von Liebe, Sexualität und Beziehungen. Wie gefährlich das ist, und was Eltern tun können, um ihre Kinder zu schützen.
Jeder kennt sie. Die Werbung mit dem BH, in der die Brüste beinahe größer als der Kopf sind. Die laszive Werbung für den Nachtclub an der Ecke, die nackte Haut auf Social Media, die nur einen Klick entfernt ist. All das sind alltägliche Bilder, die Kindern und Jugendlichen ständig begegnen. Doch das ist mit Sicherheit nicht das erste Mal, dass sie in Kontakt mit sexualisierten Inhalten kommen.
Schon in jungen Jahren sehen sie sich mit Bildern und Videos konfrontiert, die mehr mit Pornografie als mit gesunder Sexualität zu tun haben. Die Frage, die sich stellt, ist: Was bedeutet dieser frühe Kontakt für die Entwicklung und das Verständnis von Sexualität und Beziehungen bei unseren Kindern?
Erste Studien zeigen, dass das durchschnittliche Alter des Erstkontakts mit pornografischen Inhalten bei etwa 12,7 Jahren liegt. Unsere Erfahrung aus Präventionsprojekten in Grundschulen legt jedoch nahe, dass dieser Kontakt häufig noch viel früher stattfindet.
Kinder in der dritten oder vierten Klasse, also im Alter von acht oder neun Jahren, stoßen bereits auf sexuellen Content, der oft über soziale Netzwerke wie WhatsApp in Form von Stickern oder GIFs verbreitet wird. Diese Inhalte sind allgegenwärtig und kommen ungewollt auf den Bildschirm. Es ist also kein Zufall, dass WhatsApp offiziell erst ab 12 Jahren freigegeben ist – doch die Realität zeigt, dass sich viele Eltern dieser Risiken nicht bewusst sind.
Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung
Kinder und Jugendliche befinden sich in einer prägenden Phase ihrer persönlichen und emotionalen Entwicklung. Werden sie in dieser Zeit zu früh mit sexualisierten Inhalten konfrontiert, kann dies gravierende Auswirkungen auf ihr Verständnis von Sexualität, Liebe und zwischenmenschlichen Beziehungen haben.
Oft führt der frühe Konsum von Pornografie dazu, dass Kinder und Jugendliche falsche Vorstellungen davon entwickeln, was es bedeutet, begehrenswert und liebenswert zu sein. Sie glauben, dass sie nur dann attraktiv sind, wenn sie sich entsprechend sexualisierten Vorbildern verhalten und kleiden. Dies führt zu einem Trugschluss, in dem Sexualität mit Anerkennung und Wertschätzung gleichgesetzt wird.
Dabei bleibt oft auf der Strecke, dass Liebe und Beziehungen auf ganz anderen Fundamenten gebaut sind: Vertrauen, Respekt, gegenseitiges Einverständnis und Zuneigung. Der frühe Konsum von Pornografie und sexualisierten Inhalten verformt diese Grundlagen und vermittelt Kindern und Jugendlichen ein verzerrtes Bild davon, was Beziehungen ausmacht.
Hinzu kommt, dass Eltern oft nicht als positive Vorbilder fungieren. Wenn Zuhause Auseinandersetzungen, Streit und eine brodelnde Zweckgemeinschaft an der Tagesordnung sind, fehlt es an Orientierung für ein gesundes Verständnis von zwischenmenschlichen Beziehungen. In diesem Klima suchen viele Kinder und Jugendliche eine Flucht – und finden sie leider oft in der falschen Welt von Pornografie und idealisierten, unrealistischen Darstellungen.
Verfestigung von Geschlechterstereotypen
Ein weiteres Problem durch den frühen Konsum von Pornografie ist die Verfestigung von Geschlechterstereotypen. Besonders Mädchen und Frauen werden häufig in sexualisierten und entmenschlichenden Darstellungen gezeigt. Diese Bilder prägen das Bewusstsein junger Betrachter und Betrachterinnen und führen dazu, dass Frauen eher als Objekte der Lust und weniger als gleichberechtigte Partnerinnen wahrgenommen werden.
Wenn Kinder und Jugendliche wiederholt solche Darstellungen sehen, verinnerlichen sie ein einseitiges und häufig gewaltvolles Bild von Sexualität. Die Vorstellung von einem gesunden Miteinander und gleichberechtigten Partnerschaften wird dabei massiv verzerrt.
Das können Eltern tun
1. Offene und ehrliche Kommunikation fördern
Sprechen Sie frühzeitig und altersgerecht mit Ihren Kindern über Sexualität, Liebe und Beziehungen. Erklären Sie, dass Pornografie eine unrealistische Darstellung ist und nichts mit echten, gesunden Beziehungen zu tun hat. Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der sich Ihre Kinder sicher fühlen, Fragen zu stellen und über das, was sie im Internet sehen, zu sprechen.
2. Digitale Mediennutzung gemeinsam gestalten
Setzen Sie klare Regeln für die Nutzung von Smartphones, Tablets und Computern. Nutzen Sie Kindersicherungen und altersgerechte Filter, um den Zugriff auf unangemessene Inhalte zu beschränken. Überprüfen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, welche Apps und Plattformen genutzt werden, und erklären Sie, warum bestimmte Inhalte nicht geeignet sind.
3. Ein gesundes Vorbild sein
Kinder orientieren sich stark an dem Verhalten ihrer Eltern. Zeigen Sie durch Ihre eigenen Beziehungen, dass Respekt, Zuneigung und Kommunikation die Grundlage für gesunde Partnerschaften sind. Vermeiden Sie es, selbst sexualisierte Inhalte in Gegenwart der Kinder zu konsumieren, und thematisieren Sie die Wichtigkeit von gegenseitigem Respekt und Einverständnis in Beziehungen.
Die Bedeutung von Aufklärung
Aufklärung spielt eine zentrale Rolle, um eine gesunde Entwicklung zu fördern. Kinder und Jugendliche müssen verstehen, dass Pornografie und sexualisierte Inhalte nicht die Realität widerspiegeln und oft ein verzerrtes Bild von Sexualität vermitteln. In der Aufklärung sollte vermittelt werden, dass echte Beziehungen auf Vertrauen, Respekt und gegenseitigem Einverständnis basieren.
Eine offene Kommunikation über diese Themen in Familien, Schulen und der Gesellschaft kann helfen, Kindern und Jugendlichen das notwendige Rüstzeug zu geben, um mit den Herausforderungen einer immer sexualisierteren Welt umzugehen. Letztlich liegt es an uns allen, als Vorbilder zu agieren und den Boden für eine gesunde und realistische Entwicklung unserer Kinder zu bereiten.