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Porträt: Rudolf Weinsheimer, der siebte Cellist

Berlin. Sein Cello hat Rudolf Weinsheimer bereits vor Jahren beiseitegestellt. Und so ganz genau kann sich der frühere Philharmoniker nicht daran erinnern, wann er zuletzt ein Konzert der „12 Cellisten“ besucht hat. Dabei ist Weinsheimer der maßgebliche Gründer des international bekannten Ensembles, das sich bis heute aus der Cellistengruppe der Berliner Philharmoniker zusammensetzt. In seiner Generation war Weinsheimer der Cellist Nr. 7.

Vor Jahren habe er einen Hörsturz gehabt, erzählt der 89-jährige Musiker. Kurz zuvor hatte ihn noch eine japanische Autorin, die an einem Buch über den Stardirigenten Herbert von Karajan arbeitete, stundenlang ausgefragt. Musik zu spielen oder zu hören ist jetzt für den Cellisten eine Qual, weil er sich um den Klang betrogen fühlt. Die realen Töne wirken verzerrt und schmerzhaft. All die Musik, die er mal in höchster Perfektion gespielt hat, klingt jetzt nur noch in seinem Inneren nach.

Als Vermittler zwischen Karajan und dem Orchester

Die 12 Cellisten im Rundfunkhaus des Rias Berlin, 1972.<span class="copyright">R, Weinsheimer / R. Weinsheimer</span>
Die 12 Cellisten im Rundfunkhaus des Rias Berlin, 1972.R, Weinsheimer / R. Weinsheimer

„Die gesamte Ära Karajan war für uns Musiker wunderbar“, sagt Weinsheimer im Gespräch. Der gebürtige Wiesbadener war im Dezember 1956 zu Philharmonikern gekommen und hatte jahrzehntelang unter dem Chefdirigenten Karajan gespielt. Genau genommen war Weinsheimer, der einige Jahre auch dem Orchestervorstand angehörte und die Tourneen organisierte, eine Art Vermittler zwischen Orchester und Dirigent in guten wie in schlechten Zeiten.

Ein großer Konflikt wurde 1982 durch das eigenmächtige Engagement der Klarinettistin Sabine M...

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