Postfaschistischer Popstar? Giorgia Meloni wettert gegen Brüssel und will anderes Italien

"Italiens Rechte haben den Faschismus schon seit Jahrzehnten an die Geschichte übergeben". Das sagt Giorgia Meloni, die Parteichefin der ultrarechten "Fratelli d'Italia", zu den Vorwürfen aus dem Ausland, sie sei eine Gefahr für die Demokratie in Italien und in Europa.

EU-kritisch ist die 45-Jährige allerdings schon. Sie will Italiens Interessen in Brüssel besser vertreten.

Auf Twitter schreibt die in den sozialen Medien sehr aktive Politikerin kurz und bündig, ihre Partei sei bereit - das heißt: bereit, die Regierungsverantwortung zu übernehmen und die Probleme Italiens zu lösen - wie sie verspricht. Es gebe bei der Wahl am 25. September eine einzigartige Gelegenheit zu verhindern, dass die Linke nach Jahren der Katastrophen und Einschränkungen wieder an die Regierung komme.

Bewusst moderater Wahlkampf

Einst war Meloni Mitglied von Gianfranco Finis "Alleanza Nazionale", die damals postfaschistisch genannt wurde. Unter dem Banner dieser Partei zog Meloni 2006 ins Parlament in Rom ein, bevor sie ihre eigene Bewegung "Fratelli d'Italia" - "Brüder Italiens" gründete.

Inzwischen tritt Meloni in einer Allianz mit Silvio Berlusconis Mitte-Rechts-Partei FORZA ITALIA und Matteo Salvinis immigrationsfeindlicher Lega an. Anders als Italiens Linke zeigte sich das rechte Lager ungewohnt einig. Aber während die Popularität ihrer männlichen Bündnispartner bröckelt, ist die ehemalige Journalistin auf dem Vormarsch. Im Wahlkampf zeigte sie sich bewusst moderat - unterstützte dezidiert die Ukraine und die NATO.

Brüssel als "Lobby der LGBTQ"?

Meloni versteht sich als Gegenbewegung zum EU-freundlichen scheidenden Ministerpräsidenten Mario Draghi.

In Spanien hat Meloni die rechtspopulistische VOX unterstützt. In einer Videobotschaft auf Spanisch spricht die in Rom geborene Politikerin von der "natürlichen Familie", die sie unterstütze. Und sie wettert gern gegen die vermeintliche "LGBTQ-Lobby in Brüssel".

Ihre Fans sehen in Giorgia Meloni eine Art neuen Popstar. Sie verspricht den "ehrlichen Unternehmern" großzügige Unterstützung durch den Staat, um das Wachstum anzukurbeln.

Finanzexperten warnen aber, dass ihre Wahlversprechen Italien teuer zu stehen kommen und das Land noch tiefer in die Schuldenkrise treiben würden.