Kreml wirft Ukraine versuchte Drohnen-Attacke auf Putin vor
Russland hat der Ukraine den Versuch eines Mordanschlags auf Kreml-Chef Wladimir Putin mit Drohnen vorgeworfen. In der Nacht zum Mittwoch seien zwei ukrainische Drohnen über dem Kreml in Moskau abgefangen worden, erklärte das Präsidialamt. Die Ukraine wies die Anschuldigung zurück und verdächtigte Moskau, den Vorfall "inszeniert" zu haben.
Moskau beschrieb den angeblich versuchten Drohnenangriff auf den Kreml als "geplanten terroristischen Akt und einen Mordanschlag" auf Putin. Der Präsident sei unverletzt, es habe keine Verluste gegeben.
Der Vorsitzende des russischen Unterhauses, Wjatscheslaw Wolodin, rief als Reaktion dazu auf, die Regierung in Kiew zu "vernichten". Mit der Regierung Selenskyjs könne es "keine Verhandlungen" geben. Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew forderte die "leibliche Eliminierung" des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "und seiner Clique".
Selenskyj wies den Vorwurf aus Moskau zurück. "Wir haben Putin nicht angegriffen", sagte er auf einer Pressekonferenz in Helsinki, wohin er am Mittwoch überraschend gereist war. "Wir kämpfen auf unserem Hoheitsgebiet, wir verteidigen unsere Dörfer und Städte", sagte der ukrainische Präsident. Er nahm in der finnischen Hauptstadt an einem Gipfel nordischer Länder teil.
Auch der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak versicherte, die Ukraine habe "nichts mit Drohnenangriffen auf den Kreml zu tun". Solche von Russland "inszenierten Berichte" stellten den Versuch dar, auf der Informationsebene einem "großangelegten terroristischen Angriff auf die Ukraine" den Weg zu bereiten.
US-Außenminister Antony Blinken zweifelte die Anschuldigungen aus Moskau massiv an. Er könne die Berichte nicht bestätigen, sagte Blinken in Washington. Er würde jedoch "alles, was aus dem Kreml kommt, mit großem Vorbehalt aufnehmen".
Aus dem russisch-ukrainischen Grenzgebiet werden seit Tagen vermehrt Angriffe und Aktivitäten gemeldet, die auf Sabotageakte hindeuten. Im russischen Dorf Wolna nahe der Brücke zur von Russland besetzten Halbinsel Krim geriet nach Angaben der Regionalverwaltung in der Nacht zum Mittwoch ein Treibstofflager in Brand. Tote und Verletzte habe es keine gegeben.
Bereits am Samstag war ein Treibstofflager in der strategisch wichtigen Hafenstadt Sewastopol auf der Krim nach einem mutmaßlichen Drohnenangriff in Flammen aufgegangen. Mitte April hatten die von Russland installierten Behörden auf der Krim die dortigen Gedenkfeierlichkeiten am 9. Mai zum sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland as Sicherheitsgründen abgesagt.
In Moskau werde die traditionelle Parade zum Weltkriegsende auf dem Roten Platz jedoch wie geplant stattfinden, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch. Putin werde daran teilnehmen.
Russland leitete Terrorismus-Ermittlungen "in Verbindung zum Versuch den Kreml-Wohnsitz des russischen Präsidenten anzugreifen" ein.
Bei russischen Luftangriffen in der Region Cherson in der Südukraine wurden ukrainischen Angaben zufolge mindestens 21 Menschen getötet. Dutzende weitere Menschen seien verletzt worden, erklärte Präsident Selenskyj im Onlinedienst Telegram. Die Angriffe hätten "einen Bahnhof und einen Übergang, ein Haus, einen Baumarkt, einen Supermarkt und eine Tankstelle" getroffen.
Die ukrainischen Behörden kündigten eine Ausgangssperre für die gleichnamige Regionalhauptstadt Cherson an. Sie soll von Freitagabend bis Montagmorgen gelten, wie der Chef der Militärverwaltung, Oleksander Prokudin, auf Telegram ankündigte.
Für die nahe Zukunft wird mit einer Frühjahrsoffensive der Ukraine gegen die russischen Invasionstruppen gerechnet. Verteidigungsminister Oleksij Resnikow hatte kürzlich gesagt, die Vorbereitungen für die Gegenoffensive seien so gut wie abgeschlossen.
In Berlin stellte sich die Polizei derweil auf einen Besuch Selenskyjs ein. Der Staatschef plane am übernächsten Wochenende auf Einladung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Berlin zu kommen, teilte ein Polizeisprecher mit. Mehrere Zeitungen berichteten, dass Selenskyj am 13. Mai nach Berlin kommen werde.
Der ukrainische Präsident soll am 14. Mai in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet werden. Ob Selenskyj persönlich bei der Zeremonie anwesend sein oder per Videotechnik zugeschaltet wird, war allerdings noch offen.
Die Behörden in der Ukraine zeigten sich einem Medienbericht zufolge verärgert über die Bekanntgabe des Selenskyj-Besuchs in Deutschland. Das Portal "t-online" berichtete unter Berufung auf "regierungsnahe Kreise in der Ukraine", Kiew sei "schwer enttäuscht", dass "anscheinend aus deutschen Quellen bewusst sehr sensible sicherheitspolitische Informationen veröffentlicht" worden seien. Dieser Vorgang sei "unverantwortlich" und könne "einen möglichen Besuch des ukrainischen Präsidenten in Frage stellen".
ma