Vor Präsidentschaftswahl - Sind die Demokraten zu woke? Für viele junge US-Männer ist die Antwort klar
Noch vor wenigen Jahren wählten junge Amerikaner vorwiegend links. Nun aber zeigen Umfragen: Vielen jungen Männern ging es mit der MeToo-Bewegung, Diversity-Programmen, Gender-Politik und LGBTQ-Rechten oftmals zu weit.
Während jungen Amerikanerinnen auch weiterhin Frauen- und Abtreibungsrechte sowie der Klimawandel am Herzen liegen, sind vielen ihrer männlichen Altersgenossen diese Themen zusehends suspekt geworden. Sie fühlen sich an den Rand und in die Rolle der „Schlechten“ gedrängt – und wenden sich zunehmend von den Demokraten ab. Denn die Demokraten stehen eher für Gender-Politik oder Diversity-Programme.
Nicht nur unter weißen jungen Männern punktet Trump heute besser als vor vier Jahren. Befragungen zufolge konnte Trump auch bei männlichen jungen Schwarzen und Latino-Wählern deutlich zulegen.
Junge Männer fühlen sich bei den Demokraten weniger willkommen
2016 standen noch 51 Prozent aller jungen Männer in den USA den Demokraten nahe. Im vergangenen Jahr sank die Zahl auf 39 Prozent. Gleichzeitig steigt die Anzahl junger männlicher Trump-Anhänger.
Laut einer „Wall Street Journal“-Umfrage kletterte Trumps 5-Punkte-Vorsprung unter Männern im Jahr 2020 auf jetzt deutlich über 10 Punkte.
„Männlichkeit steckt aktuell in einer Krise“, meinte Ross Morales Rocketto, Gründer der demokratischen Wählergruppe „White Dudes for Harris“ im US-Sender NBC. „Ein offenes Gespräch über Männlichkeit und Politik ist schon lange überfällig.“
Auch laut Richard Reeves vom Forschungszentrum „American Institute for Boys and Men“ fühlen sich junge Männer bei den Demokraten immer weniger willkommen: „Das liegt mit an den Genderdynamiken, die wir bei den Linken sehen.“ Junge Männer würden sich dadurch ausgeschlossen fühlen und sich abwenden.
#EndWokeness: Junge Männer wenden sich gegen Demokraten
Ein Kamala Harris-Video von 2017 ist da für viele Republikaner ein gefundenes Fressen: „Wir müssen woke bleiben. Jeder muss woke sein“, mahnte die damalige Senatorin auf einer Konferenz. „Nein, müssen wir nicht“, kommentierte aktuell ein Follower den Clip auf X (ehemals Twitter). „Mit solchen Sprüchen schreibt sich die Wahlkampfwerbung wie von allein“, lästerte ein weiterer junger Wähler unter dem Hashtag #EndWokeness.
Auch der demokratische Wahlkampfstratege James Carville warnte seine Partei eindringlich vor „alarmierenden“ Verlustzahlen unter jungen Männern: „Wir verlieren nicht nur ein paar von ihnen, sondern ganze Scharen.“
Andere politische Strategen bestätigen ebenfalls: Immer mehr junge Männer fühlen sich mittlerweile den Republikanern zugehöriger als den Demokraten.
Trumps Wahlkampf kommt bei Gen Z gut an
Trumps Wahlkampf spricht sie an. Schon seit Monaten hofiert der republikanische Präsidentschaftskandidat junge Männer mit einer testosterongeladenen Kampagne: von Trumps Besuch bei der „Ultimate Fighting Championship“ – der weltweit größten Mixed-Martial-Arts Organisation – über seine Begeisterung für Kid Rocks Hit „American Badass“ bis hin zu Auftritten des Ex-Wrestlers Hulk Hogan bei seinen Reden.
Dass Trump beim Parteitag der Republikaner zu James Browns „It’s a Man’s Man’s Man’s World“ auf die Bühne lief, kam bei seinen Fans ebenso gut an wie sein Spitzname „Tampon Tim“ für den demokratischen Vizekandidaten Tim Walz . Damit soll ein Gesetz des Gouverneurs von Minnesota verspottet werden, wonach öffentliche Schulen ihren Schülerinnen kostenlose Binden und Tampons zur Verfügung stellen.
Barron Trump als inoffizieller „Podcast Consultant“
Um Männer der Generation Z besser zu verstehen, lässt Trump sich von seinem jüngsten Sohn beraten. So sei es Barrons Idee gewesen, dass Trump in diesem Wahlkampf verstärkt auf Podcast-Interviews setzt – was bei jungen Amerikanern oft besser ankommt als traditionelle TV-Auftritte. Der 18-jährige Student gilt als Trumps inoffizieller „Podcast Consultant“.
Trumps langjähriger Gehilfe Jason Miller schwärmte jüngst gegenüber „Politico“ von den phänomenalen Zuhörerzahlen, die Trump durch Barrons Podcast-Tipps erreicht habe: „Hut ab vor dem jungen Mann. Absolut jede Empfehlung von ihm war ein Megahit.“
Im „Philadelphia Talk Radio“ lobte Trump seinen jüngsten Sohn: „Er hat ein wirklich ausgezeichnetes politisches Gespür. Manchmal sagt er mir einfach ‚Papa, du musst das machen‘.“
Barrons erster Vorschlag an seinen Vater war ein Interview bei Logan Pauls Hit-Podcast „Impaulsive“. Es folgten weitere Podcasts mit den Nelk Boys und Theo Von – alle extrem populär bei jungen Männern.
Trumps Gespräch mit dem Podcaster Joe Rogan wurde bereits über 35 Millionen Mal abgerufen.
Stimme für Trump als Protestakt
„ Im Gegensatz zu früher ist Trump heute der coole Kandidat“, behauptete ein republikanischer Wahlkampfhelfer auf NBC. „Das sieht man schon daran, dass Leute wie Theo Von, Logan Paul und die Nelk Boys für ein öffentliches Gespräch mit ihm bereit waren. Noch vor fünf Jahren wäre das unvorstellbar gewesen.“
Die Demokraten hingegen hätten ein Imageproblem unter jungen Männern, meinte er weiter. Das könnte der Partei noch lange Zeit schaden. „Ich höre von immer mehr Gen Z-Männern, für die ihre Stimme für Trump ein Protestakt ist.“
Lesen Sie auch: