Der Börsen-Tag im Live-Ticker - Trump-Euphorie geht an den US-Börsen in den zweiten Tag

Will Alliierte zu Verteidigungsausgaben in Höhe von drei Prozent des BIP verpflichten: Der gewählte US-Präsident Trump. (Archivbild)<span class="copyright">Ting Shen/XinHua/dpa</span>
Will Alliierte zu Verteidigungsausgaben in Höhe von drei Prozent des BIP verpflichten: Der gewählte US-Präsident Trump. (Archivbild)Ting Shen/XinHua/dpa

Turbulente Zeiten an der Börse: Erst der Wahlsieg von Donald Trump, dann das Aus der Ampel. Lesen Sie in diesem Live-Ticker die Reaktionen der Börse und lesen Sie die Einschätzungen von Ökonomen und Kapitalmarkt-Experten.

Die wichtigsten Börsenkurse

So steht der Dollar zum EuroSo notiert der Gold-Kurs (in Dollar) - So viel kostet ein Barrel Öl (US-Sorte WTI) - Der Kurs des Bitcoin (in US-Dollar) - So steht der Dax

 

US-Börsen setzen Kursgewinne fort

17.17 Uhr: Auch einen Tag nach dem Wahlsieg von Donald Trump hält die gute Laune bei den Anlegern an. Der Dow Jones und der Russell 2000, der viele kleine und mittlere Werte enthält, erzielen weitere Kursgewinne. Besonders stark geht es beim Nasdaq-Index nach oben. Er legte mehr als ein Prozent zu. Schon am Vortag hatte er stark gewonnen.

Der Goldpreis, der gestern stark verloren hatte, kann wieder zulegen. Er stieg um mehr als 1,2 Prozent.

Auch beim Dax geht es weiter aufwärts. Er baut seine Gewinne weiter aus. Zwischenzeitlich war er sogar mehr als zwei Prozent im Plus.

Streaming-Erfolg katapultiert Warner Bros. Discovery um fast 14 Prozent nach oben

16:45 Uhr: Im Vorfeld der für heute Abend terminierten Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed notieren die US-Börsen am Donnerstag im Plus. Um 16.30 Uhr stand der S&P 500-Index bei 5962 Punkten (+0,54%) und die Nasdaq bei 19.190 Punkten (+1,08%). Dagegen bewegte sich der Dow Jones kaum (43.757 Punkte, +0,06 Prozent).

Zu den größten Kursgewinnern gehört aktuell Warner Bros. Discovery. Der hauseigenen Streaming Dienst Max überraschte im abgelaufenen 3. Quartal mit einem Abonnenten-Zuwachs von 7,2 Millionen weltweit. Die Aktie notiert vor allem deshalb aktuell mit 13,78 Prozent im Plus.

Unterdessen steht der Dax eine Dreiviertelstunde vor dem Ende des Xetra-Handels fast zwei Prozent im Plus. Bester Einzeltitel ist Rheinmetall mit einem Kursplus von 9,6 Prozent.

US-Börsen dürften am Donnerstag weiter steigen

14.09 Uhr: In den USA könnte die Börsenrally nach dem Wahlsieg von Donald Trump heute weiter gehen, allerdings in deutlich langsamerem Tempo. Laut CNBC notieren die Futures auf Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq um 14 Uhr MEZ (8 Uhr Ortszeit) rund 0,2 Prozent im Plus. Der Bitcoin-Kurs legte innerhalb der letzten 24 Stunden um rund ein Prozent zu, die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum dagegen sogar um 7 Prozent.

Vor Börseneröffnung in New York werden Zahlen von Moderna, Warner Bros. und Discovery erwartet, heute Abend nach Börsenschluss wird unter andrem der neue VW-Partner Rivian Zahlen melden.

Dax steigt - Anleihenrenditen auch

13.35 Uhr Der Dax kann die Anfangsgewinne halten. Am frühen Nachmittag steht er knapp 1,3 Prozent im Plus. Größte Gewinner sind Heidelberg Materials, Rheinmetall (nach Quartalszahlen) und Daimler Truck mit Aufschlägen von jeweils mehr als fünf Prozent. Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege für Deutschland bei UBS Global Wealth Management, ist jedoch skeptisch: „Der Dax reagiert kurzfristig positiv auf das Ende der Ampelkoalition. In naher Zukunft sollten jedoch andere Faktoren für die Entwicklung des Dax deutlich relevanter sein, wie die Auswirkungen der US-Wahl auf die Handelspolitik sowie die Details zu weiteren Stimulusmaßnahmen in China. Dies liegt vor allem an der internationalen Exponierung und Sektorkomposition des Dax. Vorgezogene Wahlen könnten strukturelle Reformen und höhere Ausgaben mit sich bringen. Falls sich dies abzeichnet, sind auch künftig höhere Bewertungen wahrscheinlich, was vor allem den eher binnenwirtschaftlich orientierten, klein- und mittelgroß kapitalisierten Unternehmen in Deutschland zugutekommen wird.“

Womöglich als Vorgriff auf höhere Ausgaben und mehr Schulden zogen die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen an. Das heißt, neue Schulden werden teurer, weil die Anleger höhere Zinsen verlangen.

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Export, Produktion, Insolvenzen - drei schlechte Wirtschaftsnachrichten an einem Tag

12.30 Uhr Ökonomen und Wirtschaftsverbände fordern rasche Neuwahlen ein. „Jede Woche länger mit einer politisch gelähmten Regierung ist in dieser Wirtschaftskrise ein schwerer Fehler“, erklärte Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbands der Familienunternehmer. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) müsse daher schon vor dem 15. Januar den Weg für Neuwahlen frei machen.

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel, sagte: „Ein schnellstmöglicher Neustart wäre wünschenswert, denn die Zeit drängt. In den USA, in China, Russland, Israel und an weiteren Brennpunkten werden tagtäglich Fakten geschaffen, die Deutschland gerade nicht aktiv mitgestalten kann.“

Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), stellte klar: „Deutschland braucht eine Wirtschaftswende. Wir müssen das Ruder herumreißen, bevor die Wellen zu hoch werden. Die Lage des Landes erfordert Neuwahlen, ich fordere den Bundeskanzler auf, Verantwortung zu übernehmen. Er muss so schnell wie möglich die Vertrauensfrage stellen und die Wählerinnen und Wähler über die Zukunft des Landes entscheiden lassen“, so Jandura. „Mit Blick auf den Ausgang der US-Wahlen müssen wir so schnell wie möglich handlungsfähig sein. Wenn Trump mit seiner Ankündigung der Importzölle ernst macht, müssen wir in Europa und international mit einer starken Stimme sprechen können. Das geht nicht, wenn wir uns im Wahlkampf befinden“, so der Unternehmer abschließend.

Jan Viebig, Chief Investment Officer der Oddo BHF Bank, fügt hinzu: „Schon heute profitieren die Aktien amerikanischer Unternehmen gerade im Vergleich zu deutschen von einer strukturell höheren Kapitalrendite, einer großen Innovationskraft und einem höheren Potenzialwachstum der Wirtschaft insgesamt. Durch die Wirtschaftspolitik, die der kommende US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, drohen sich die Rahmenbedingungen zwischen den USA und Deutschland weiter zum Nachteil Deutschlands zu verschlechtern. Die Aufgabe der deutschen Politik muss es sein, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft wiederherzustellen. Dazu ist eine klare Priorisierung der Staatsausgaben unerlässlich.“

Drei Wirtschaftsnachrichten am Donnerstag unterstrichen noch einmal, wie schlecht die konjunkturelle Lage in Deutschland gerade ist:

  • Die Produktion im produzierenden Gewerbe sank im September gegenüber dem Vormonat um 2,5 Prozent, nachdem sie im August in einer ähnlichen Größenordnung zugelegt hatte. Diese starken Schwankungen sind in erster Linie auf die Autoproduktion zurückzuführen. Insgesamt zeigt der Trend bei der Produktion aber nach unten, woran sich angesichts eines wohl recht geringen Auftragsbestands so schnell auch nichts ändern dürfte. Die Industrie wird also weiter die Gesamtwirtschaft bremsen.

  • Exporte gehen zurück: Sie fielen im September gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 1,7  Prozent  Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilt, sanken die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,2 Prozent. Von Januar bis einschließlich September des laufenden Jahres liegen die Exporte nach Angaben der Wiesbadener Behörde mit 1175,5 Milliarden Euro kalender- und saisonbereinigt um ein Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums.

  • Die Zahl der Firmenpleiten stieg nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Oktober sprunghaft an. Mit 1.530 Insolvenzen ist es laut IWH-Insolvenztrend der höchste Wert in einem Oktober seit 20 Jahren.

Chefvolkswirt zum Ende der Koalition: Die Zeit drängt

12.12 Uhr: Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel kommentierte die Entwicklung in Berlin so: „Das Ende der Ampel-Regierung war überfällig und kam insofern nicht allzu überraschend. Eventuell hätte man nicht den Tag der Wiederwahl Donald Trumps nehmen sollen, um ihm nicht einen ersten vermeintlichen Triumph zu gönnen? Allerdings dürften die USA derzeit kaum Notiz von einer Regierungskrise in Deutschland nehmen. Womit wir bei einem der größten Probleme der Politik und des Standorts Deutschlands sind: die drohende Bedeutungslosigkeit. Daher ist ein politischer Neuanfang in Berlin zu begrüßen. Es war schon lange zu offensichtlich, dass die Ampel-Koalition keine wesentlichen Entscheidungen treffen konnte und das in einer Zeit, in der reihenweise grundlegende Neuausrichtungen von Unternehmen und vor allem auch von der Politik gefragt sind. […].

Ein schnellstmöglicher Neustart wäre wünschenswert, denn die Zeit drängt. In den USA, in China, Russland, Israel und an weiteren Brennpunkten werden tagtäglich Fakten geschaffen, die Deutschland gerade nicht aktiv mitgestalten kann. Bis zum Start der neuen US-Regierung am 20. Januar sollte Deutschland idealerweise ebenfalls wieder voll handlungsfähig sein. Jetzt besteht die Chance eines ökonomischen und politischen Aufbruchs, idealerweise in enger Koordination mit der Wirtschaft, aber auch zusammen mit der neuen EU-Kommission und anderen Staaten Europas.“

Commerzbank-Kurs steigt nach Kukies-Personalie

10:49 Uhr: Der Zerfall der Ampelkoalition in Berlin könnte sich auch auf die Commerzbank auswirken. Der bisherige Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Jörg Kukies, gilt als Verfechter einer Großfusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank; auch, um eine mögliche Übernahme durch Unicredit abzuwehren.

Da Kukies nun interimistisch das Amt des Bundesfinanzministers übernehmen wird, dürfte er vorerst keine Zeit mehr für die Commerzbank haben. Das könnte Unicredit zu einem neuen Übernahmeversuch verleiten. Commerzbank-Aktien legten nach der Kukies-Meldung am Vormittag um 1,4 Prozent zu und damit deutlich stärker als etwa die Deutsche Bank (0,33 Prozent.

Der aktuelle Kurs der Commerzbank-Aktie

Top-Ökonom Hüther: Ampel ist ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden

10.37 Uhr: Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, hat sich in einem Statement zum Aus der Ampel-Regierung geäußert: „So einen Tag erlebt man nicht oft: Ein neuer US-Präsident wird gewählt und eine Bundesregierung zerbricht. Das Gute daran: Der ewige Streit findet ein Ende. Ein guter Tag für dieses Land ist es trotzdem nicht, die Unsicherheiten bleiben, sie haben kurzfristig sogar zugenommen. [...]

Unternehmen brauchen in unruhigen und volatilen Zeiten vor allem eins: Verlässlichkeit. Sie ist staatspolitischer Auftrag einer jeden Regierung. Die Ampel ist diesem Anspruch schon lange nicht mehr gerecht geworden, ihr Aus ist folgerichtig. Was Deutschland bis zum Jahresende braucht, sind Instrumente, die die Wirtschaft kurzfristig stabilisieren. Die Vorschläge des Bundeskanzlers, darunter die überfällige Reform der Netzentgelte, eine Verbesserung der Abschreibungsmöglichkeiten auf Investitionen und ein – freilich ordnungspolitisch sauberes – Paket für die angeschlagene Autoindustrie, sind richtig. [...]

Es bleibt zu hoffen, dass sich die verbleibenden Teile der Ampel und die Opposition bis zu den Neuwahlen ihrer Verantwortung gerecht werden und die Handlungserfordernisse erkennen. Das Land steht im Vordergrund.“

Superreiche verdienen an Trump-Sieg rund 63,5 Milliarden Dollar

10.05 Uhr: Der Sieg von Donald Trump löste an den Börsen ein Kursfeuerwerk aus, die Superreichen können einen satten Vermögenszuwachs verzeichnen. Wie die Finanzagentur Bloomberg errechnet hat, wuchs ihr Vermögen um rund 63,5 Milliarden Dollar. Das war der größte Zuwachs, seit Bloomberg den Wealth Index im Jahr 2012 startete.

Vor allem Elon Musk konnte sich wegen des Anstiegs seiner Tesla-Aktien über ein sattes Plus von 26,5 Milliarden Dollar freuen. Aber auch das Vermögen Jeff Bezos (Amazon) und Larry Ellison (Oracle) wuchs kräftig.

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Bloomberg

Dax startet nach Ampel-Beben leicht im Plus

09.15 Uhr: Als Reaktion auf den Wahlsieg Trumps hatte der Dax verloren, nun startet er mit leichten Gewinnen in den Handel. Er stieg um 0,6 Prozent auf 19.159 Punkte. Im weiteren Verlauf stieg er um 1,0 Prozent auf 19.230 Punkte.

Gefragt waren zum Handelsstart die Aktien von Heidelberg Materials (plus 4,2 Prozent), Qiagen (plus 3,65 Prozent) und Munich Re (plus 1,89 Prozent). Der Rückversicherer hatte Zahlen fürs dritte Quartal vorgelegt. Der Konzern verdiente Re wegen hoher Schäden unter dem Strich 930 Millionen Euro und damit ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor, wie sie auf Basis vorläufiger Eckdaten schon im Oktober in etwa mitgeteilt hatte. Finanzvorstand Christoph Jurecka die Munich Re trotz allem auf Kurs zu einem Gewinn von mehr als fünf Milliarden Euro.

Abwärts ging es für die Papiere von Fresenius (minus 1,01 Prozent) und Henkel (minus 1,5 Prozent).

Erneut schlechte Wirtschaftsdaten

09.00 Uhr: Die Produktion im produzierenden Gewerbe ist im September gegenüber dem Vormonat um 2,5 Prozent gesunken, nachdem sie im August in einer ähnlichen Größenordnung zugelegt hatte. Diese starken Schwankungen sind in erster Linie auf die Autoproduktion zurückzuführen. Insgesamt zeigt der Trend bei der Produktion aber nach unten, woran sich angesichts eines wohl recht geringen Auftragsbestands so schnell auch nichts ändern dürfte. Die Industrie wird also weiter die Gesamtwirtschaft bremsen.

Auch mit den Exporten ging es runter: Sie fielen im September gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 1,7  Prozent  Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilt, sanken die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,2 Prozent. Von Januar bis einschließlich September des laufenden Jahres liegen die Exporte nach Angaben der Wiesbadener Behörde mit 1175,5 Milliarden Euro kalender- und saisonbereinigt um ein Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums.

Mehrere Wirtschaftsverbände verlangen raschere Neuwahlen

08.25 Uhr: Nach dem Auseinanderbrechen der Ampel-Koalition haben mehrere Wirtschaftsverbände einen früheren Termin für die Vertrauensfrage im Parlament gefordert. „Wir brauchen jetzt schnell Klarheit. Eine monatelange Hängepartie und politischen Stillstand können wir uns nicht leisten“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Wolfgang Große Entrup, am Donnerstagmorgen. In diesen „herausfordernden Zeiten brauchen wir eine handlungsfähige und lösungsorientierte Bundesregierung“.

Es sei „richtig, Neuwahlen den Weg zu ebnen“, fuhr der VCI-Hauptgeschäftsführer fort. „Sie müssen aber nun zum frühestmöglichen Zeitpunkt stattfinden.“ Für die Erneuerung des Wirtschaftsstandorts Deutschland dürfe keine Zeit verloren werden.

Auch der Außenhandelsverband BGA forderte Neuwahlen, „und zwar so schnell wie möglich“. Jeder weitere Tag mit dieser Bundesregierung sei ein verlorener Tag. Deutschland stecke fest, „mitten in einem grundlegenden strukturellen Umbruch“.

Der Verband der Familienunternehmer äußerte sich ähnlich. „Jede Woche länger mit einer politisch gelähmten Regierung ist in dieser Wirtschaftskrise ein schwerer Fehler“, erklärte Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) müsse daher schon vor dem 15. Januar den Weg für Neuwahlen frei machen.

Nach dem Wahlsieg Trumps: Experten passen Wirtschafts-Prognosen an
Berenberg Bank

Donnerstag, 7.November 2024, 07.20 Uhr Die Berenberg Bank hat ihren Ausblick für Wirtschaftswachstum, Inflation, Zinsen und Wechselkurs nach dem Sieg Donald Trumps deutlich angepasst: Volkswirte hoben ihre Wachstumsprognose für die USA an, für die Eurozone, und hier vor allem für Deutschland, wurde sie gesenkt. Eine weitere Änderung: Die Experten hoben auch den Inflationsausblick für die USA an, genauso wie ihre Zinsprognose für die Fed. Hier kommt zum Ausdruck, dass die Maßnahmen Trumps (Strafzölle) inflationär wirken dürften. Die geänderte Zinspolitik zeigt sich auch in den Wechselkursen: Der Euro wertet laut Prognose zum Dollar deutlich ab.

Wie stark sich die Zinserwartungen bereits in den letzten Wochen vor der Wahl und nun erst recht durch den Wahlsieg Trumps verändert haben, zeigt die Grafik von Bloomberg.

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Bloomberg/John Authers

 

Während die Mehrheit der Marktteilnehmer für den Euroraum immer noch von weiteren, relativ starken Zinssenkungen durch die EZB bis weit unter zwei Prozent im Sommer 2025 ausgeht, hat sich der Ausblick für die USA deutlich verändert. Dort, so die Erwartung, werden die Zinsschritte der Fed deutlich geringer ausfallen als bislang prognostiziert und knapp unter vier Prozent enden.

Mittwoch, 6.11.24

Dax beendet turbulenten Handelstag im Minus

Nach anfänglich größeren Kursgewinnen haben die Investoren am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch mit umfangreichen Verkäufen auf den Wahlsieg des Republikaners Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl reagiert. Der Dax stieg am Vormittag zeitweise um mehr als 1,5 Prozent, bröckelte danach aber stetig ab und beschleunigte seine Talfahrt am Nachmittag. Am Ende verlor der Leitindex 1,13 Prozent auf 19.039,31 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte schloss mit einem Minus von 0,86 Prozent bei 26.338,01 Zählern.

Wahlsieger Trump stellte für seine zweite Amtszeit unter anderem hohe Einfuhrzölle und Steuersenkungen in Aussicht. Letzteres ließ die Kurse von US-Staatsanleihen einbrechen, denn mit Steuersenkungen droht ein höheres Haushaltsdefizit. Anleger könnten nun also Mittel aus US-Anleihen in Aktien und andere Anlageklassen umschichten. Entsprechend euphorisch fielen die Reaktionen an den US-Börsen aus, wo die wichtigsten Standardwerte-Indizes Rekordhöhen erreichten.

„Donald Trump kehrt ins Weiße Haus zurück. Mehr noch, er kann dank eines ,Republican Sweep‘, der Mehrheit in beiden Kammern des US-Kongresses, quasi durchregieren. Mit solch einem triumphalen Sieg haben auch an der Börse nur die wenigsten gerechnet“, stellte Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets fest. Dagegen wüssten die Anleger hierzulande einfach noch nicht, „was sie nun wirklich von einem Trump 2.0 mit noch mehr Machtfülle erwarten können. So dürften auch die kommenden Tage und Wochen für den Dax eher volatil ohne klare Richtung bleiben», prognostizierte Oldenburger.

Björn Jesch vom Vermögensverwalter DWS merkte an: „Als positiv könnte man die Hoffnung äußern, dass eine weitere Trump-Präsidentschaft den Reformwillen in Brüssel und Berlin vorantreiben könnte.“

Dax dreht ins Minus

16.26 Uhr: Mit Gewinnen war der Dax in den Handel gestartet, inzwischen ist aus dem Plus ein Minus geworden. Eine gute Stunde vor Börsenschluss lag es bei 1,2 Prozent. Offenbar setzt sich bei den Anlegern die Erkenntnis durch, dass schwere Zeiten auf die deutschen Firmen zukommen, wenn Trump seine Zoll-Pläne umsetzt. Besonders die Autowerte müssen heftige Verluste hinnehmen: BMW minus 7,7 Prozent, Mercedes minus 7,1 Prozent, Volkswagen minus 6,1 Prozent.

Gewinner gibt es nur wenige, allen voran Siemens Heathineers mit plus 6,3 Prozent und Fresenius mit plus 3,5 Prozent

US-Börsen starten mit sattem Plus in den Handel

15.45 Uhr: Die großen US-Börsenindizes haben nach dem Wahlsieg von Donald Trump tief grün eröffnet. Für den Dow Jones ging es zum Start über drei Prozent nach oben, für den Nasdaq-Index knapp zwei Prozent.

Im Dow Jones waren vor allem Finanzwerte wie Goldman Sachs (plus 10 Prozent) und JP Morgen (plus 8,1 Prozent) gefragt. Auch die Aktien von Caterpiller zählten zu den großen Gewinnern (plus 7,3 Prozent). Im Nasdaq waren die Aktien von Tesla gefragt (plus 14,1 Prozent).

Goldpreis fällt immer tiefer

15.30 Uhr Der Goldpreis hat sein Minus ausgeweitet. Lag der Preis in einer erster Reaktion auf den Wahlsieg Trumps am Morgen gut ein Prozent im Minus, weitete sich der Verlust im Laufe des Tages immer weiter aus. Um 15.30 Uhr waren es drei Prozent. Wichtiger Grund für das Minus: Die Börse rechnet damit, dass die Zinsen nicht so stark fallen werden wie gedacht. Da Trumps Pläne wie zum Beispiel Strafzölle inflationär wirken dürften, könnte die Fed gezwungen sein, über ihre Geldpolitik gegenzusteuern.

Auch für Silber geht es heute kräftig nach unten. Mit knapp 30 Dollar je Feinunze liegt der Preis mehr als fünf Prozent tiefer als am Vortag.

DIW Berlin: Risiken eines Handelskonflikts für deutsche Autoindustrie extrem hoch

12.25 Uhr Zu den möglichen Folgen eines künftigen US-Präsidenten Donald Trump für die deutsche Wirtschaft eine Einschätzung von Geraldine Dany-Knedlik, Konjunkturchefin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

„Sollte Donald Trump seine Ankündigungen aus dem Wahlkampf wahr machen, wird dies die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Eines seiner wichtigsten wirtschaftspolitischen Vorhaben ist die Erhöhung von Einfuhrzöllen, auch gegenüber Produkten aus Europa und damit Deutschland. Im Raum steht die Einführung eines allgemeinen Importzolls von zehn Prozent und eine Anhebung der Einfuhrzölle für chinesische Einfuhren auf 60 Prozent. Im Verlauf des Wahlkampfs fielen derweil sogar Vorschläge, den allgemeinen Importzoll auf 20 Prozent anzuheben und Automobilimporte grundsätzlich mit 100 Prozent zu verzollen.

Wie gewaltig bereits allgemeine Einfuhrzölle von zehn Prozent und Zölle in Höhe von 60 Prozent auf chinesische Einfuhren wären, zeigt die Tatsache, dass der Anteil der Zolleinnahmen der USA an deren gesamten Importvolumen von derzeit zwei bis drei Prozent auf 18 Prozent steigen würde – damit wäre schlagartig wieder der Stand des Jahres 1930 erreicht.

Für die deutsche Wirtschaft sind die USA gemessen am Exportanteil der wichtigste Handelspartner, deutlich vor China. Gerade zuletzt sind die USA für deutsche Unternehmen noch bedeutender geworden und haben die Handelsrückgänge mit China kompensiert. So scheinen die Risiken eines Handelskonflikts mit den USA für die deutsche Automobilindustrie besonders hoch. Die realwirtschaftlichen Effekte für Deutschland sind schwer abschätzbar, Einbußen von 0,1 bis 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts halten verschiedene Studien aber für möglich. Das klingt nach nicht viel, allerdings sind Effekte infolge von Verunsicherung in diesen Zahlen nicht enthalten.

Die Wahl Trumps zum US-Präsidenten dürfte international für Verunsicherung sorgen, wie die Vergangenheit zeigt: Unternehmen werden Investitionen dann erst einmal aufschieben und Haushalte ihr Geld zusammenhalten. Das richtet weiteren wirtschaftlichen Schaden an. Da die deutsche Industrie gerade in einem schwerfälligen Strukturwandel steckt, ist der Zeitpunkt dafür äußerst ungünstig. Zudem besteht Unsicherheit im Hinblick auf die Vergeltungsmaßnahmen, die andere Länder in Reaktion auf die US-amerikanischen Einfuhrzölle womöglich ergreifen werden. Weitere Eskalationen der Handelsstreitigkeiten dürften den deutschen Außenhandel zusätzlich belasten.“

DekaBank: An den Märkten dominiert die Erleichterung

12.10 Uhr Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, kommentiert den Wahlsieg Trumps so: „Amerika hat ohne Störungen gewählt und ein Ergebnis steht fest – das ist für Wirtschaft und Finanzmärkte erstmal ein Grund zur Erleichterung. Damit ist ein Teil der politischen Unsicherheit in der größten Volkswirtschaft der Welt gelöst; übrig bleibt die Unsicherheit über die Umsetzung des Wahlprogramms eines Präsidenten Trump. Diese können in den kommenden Wochen die Finanzmärkte bewegen, werden sich allerdings im Verlauf der kommenden Monate ebenfalls reduzieren. Es war immer klar, dass die eigentlichen Problemthemen einer erneuten Trump-Präsidentschaft weniger in der Ökonomie liegen, sondern auf den Feldern der Innen- und Geopolitik. Sollten beide Kammern des Parlaments republikanisch werden, könnte ein Präsident Trump auch viele seiner wirtschaftlichen und innenpolitischen Vorstellungen durchsetzen.

Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie, ergänzt: „An den Märkten dominiert die Erleichterung darüber, dass es zu einer störungsfreien Wahl mit einem eindeutigen Ergebnis gekommen ist. Das unterstützt in der ersten Reaktion alle Risikoassets, wie etwa Aktien und Unternehmensanleihen. Auch wenn die Unsicherheit über den Wahlausgang zunächst positiv aufgenommen wird, dürften die Schwankungen an den Anlagemärkten solange hoch bleiben, bis sich der neue Kurs der US-Regierung konkretisiert.“

Börse feiert Wahlsieg, aber Erneuerbare-Energie-Aktien verlieren

11.30 Uhr Der Wahlsieg Trumps hat für ein Kursfeuerwerk an der Börse gesorgt. Tech-Aktien und Small-Cape-Werte legen deutlich zu. Anders sieht es für erneuerbare Energien aus: Der Global-Clean-Energy-Index steht um 11.30 Uhr mehr als 4,5 Prozent im Minus. Anleger fürchten, dass Trump verstärkt auf fossile Brennstoffe setzen wird. Die Aktie von ExxonMobile beispielsweise notierte zur gleichen Zeit über fünf Prozent im Plus.

IW-Direktor Michael Hüther: Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten

10:55 Uhr Das Institut der Deutschen Wirtschaft sieht viele Nachteile in der der Wahl Donald Trumps. IW-Direktor Michel Hüther schreibt in einem ersten Kommentar:

„Mit der Wahl Donald Trumps steht die deutsche Wirtschaft vor der nächsten Krise in einer an Rückschlägen reichen Zeit. Schon heute können sich Unternehmen auf einen teuren Handelskrieg einstellen, der nach IW-Berechnungen über die kommenden vier Jahre 180 Milliarden Euro kostet. Was noch auf die Wirtschaft zukommt, weiß bei der Wundertüte Trump noch niemand, nur klar ist: Es wird nicht bei der einen Hiobsbotschaft bleiben, mit positiven Überraschungen rechnet niemand.

Man mag hoffen, dass die Bundesregierung sich wirklich besser auf diesen Wahlausgang vorbereitet hat als noch 2016. Für das anhaltende Kreisen der Ampel um sich selbst ist in jedem Fall keine Zeit mehr. Deutschland muss in den kommenden Jahren mehr denn je lernen, auf eigenen Beinen zu stehen – im Geopolitischen genauso wie in der Wirtschaftspolitik. Welchen besseren Anstoß könnte es geben, um endlich etwas für die Standortqualität zu tun? Und auch die EU muss sich mit dem heutigen Tag bewegen: Es ist schon lange nicht mehr vermittelbar, dass es bei den Handelsabkommen, etwa mit den Mercosur-Staaten, nicht weitergeht. Jetzt ist die Zeit, um alle Befindlichkeiten beiseite zu stellen.“

Fondsgesellschaft Union Investment warnt Anleger vor Trump-Euphorie

10.17 Uhr Die Börsen feiern den Wahlsieg Trumps, die Kurse schießen nach oben. In einer Analyse will Union Investment jedoch nicht in den Jubel einstimmen:

„Nach der kurzfristigen Freude der Investoren über potenziell niedrigere Unternehmenssteuern dürfte langfristige eine Ernüchterung folgen: Mittel- bis langfristig dürfte der Trump’sche Politik-Mix aus mehr Verschuldung, höherer Inflation und schärferer handelspolitischer Gangart belastend wirken. Kurzgefasst: Je länger seine Präsidentschaft dauert, umso stärker fallen die negativen Punkte ins Gewicht.

Mit Blick auf die einzelnen Sektoren in der US-amerikanischen Wirtschaft dürften vor allem die Bauwirtschaft, die Landwirtschaft und der Dienstleistungssektor etwa im Bereich Gastronomie vor erhebliche Probleme gestellt werden. Darüber hinaus dürfte die erwartbare Knappheit am Arbeitsmarkt zu steigenden Löhnen und damit zu höherer Inflation führen. Mit Blick auf die Handelspolitik hat der Kandidat der Republikaner im Wahlkampf Zölle von 60 Prozent auf chinesische Importe in Aussicht gestellt, hinzu kommt das Ende der Einfuhr von essenziellen Gütern wie etwa pharmazeutische oder elektronische Erzeugnisse. Dies würde in erster Linie Haushalte mit niedrigen oder mittleren Einkommen negativ treffen. Kritisch wird das auch für Unternehmen, die entweder viel in China produzieren oder weite Teile ihres Umsatzes dort erwirtschaften. Letztere hätten mit Vergeltungsmaßnahmen seitens Chinas zu rechnen. Versorger hätten es hingegen schwerer, da etwa einzelne Investitionsanreize in punkto Erneuerbare Energien (v. a. Offshore-Wind) gestrichen würden. An den Rentenmärkten ist angesichts einer steigenden Staatsverschuldung in der Tendenz mit eher steigenden Renditen zu rechnen, insbesondere bei längeren Laufzeiten.“

Chemie-Verband warnt: Jetzt reagieren, sonst hängen uns die USA ab

Der Verband der chemischen und pharmazeutischen Industrie (VCI) warnt davor, dass Europa seine Industrie nun schnell auf Vordermann bringen müsse, sonst werde Europa von Amerika unter Trump abgehängt. „Mit 35,6 Milliarden Euro sind die USA der mit großem Abstand wichtigste Exportmarkt für deutsche chemisch-pharmazeutische Produkte außerhalb der EU“, sagte VCI-Präsident Markus Steilemann. Zudem sei das Land mit 938 Milliarden Euro nach China und der EU der drittgrößte Chemiemarkt der Welt, viele deutsche Chemie- und Pharmaunternehmen hätten „in erheblichem Maße“ Produktionsstätten in den USA. Der VCI erwartet, dass internationale Handelspartner der Amerikaner damit rechnen müssen, dass die Handelspolitik der USA stark von der Systemrivalität mit China bestimmt wird.“

Der Verband fordert: „Die US-Wahl ist wichtig. Noch wichtiger ist es, dass Deutschland und Europa die eigenen industriepolitischen Hausaufgaben erledigen und den eigenen Standort mit konsequenten Maßnahmen auf Vordermann bringen.“

Commerzbank-Analyst: „Der Euro ist der große Verlierer der US-Wahl“

„Nicht nur, dass der US-Dollar heute Nacht so besonders zugelegt hat. Gleichzeitig hat der Euro stärker verloren als die anderen übrigen G10-Währungen“, schreibt der Devisenexperte der Commerzbank, Ulrich Leuchtmann, heute in seinem Morgen-Briefing für Deviseninvestoren.

Das sei kein Zufall, schreibt Leuchtmann. „Der Euroraum dürfte ganz besonders unter einer restriktiven US-Handelspolitik leiden.“ Wenn das dazu führe, dass der Welthandel insgesamt leide, seien „davon ... die Exportnationen betroffen. Und von denen liegen etliche im Euroraum, z.B. Deutschland."

Glaub man ferner, „dass Exporte ein wesentlicher Wachstumstreiber für etliche Euroraum-Volkswirtschaften sind, muss man weiterhin vermuten, dass eine restriktive US-Handelspolitik den Wachstumsnachteil Europas gegenüber den USA zementiert.“ Das wäre ebenfalls langfristig negativ für Eurokurs zum Dollar. „Weil alle diese Folgen heute Morgen absehbar werden, leidet (der Eurokurs, d.Red.) nicht erst in ferner Zukunft, sondern schon heute Morgen ganz besonders – über das Ausmaß allgemeiner Greenback-Stärke hinaus.“

Erwartung höherer Zinsen: US-Anleihen-Renditen steigen

9.45 Uhr: Die Renditen am US-Anleihenmarkt steigen ebenfalls. das bedeutet, das steigende Zinsen eingepreist werden, die Kurse von US-Anleihen sinken entsprechend. Das passt zu der Einschätzung, das unter Trump die Inflation anziehen wird und die US-Notenbank deshalb die Zinsen nicht so stark senken kann wie erwartet. Außerdem werden die USA ihren Anleihengläubigern höhere Coupons auf neue Staatsanleihen bieten müssen, wenn die Verschuldung der USA durch die von Trump angekündigten Steuersenkungen rapide steigen sollte.

Deutsche Autoaktien brechen ein

9.25 Uhr: Erschreckend schwache Quartalszahlen von BMW drücken die deutschen Autowerte am Mittwoch ins Minus. Dass Porsche, BMW und Mercedes aber zum Börsenstart zeitweise gleich fünf Prozent und mehr verloren, liegt auch an dem mittlerweile als sicher geltenden Wahlsieg von Donald Trump. Denn unter Trump drohen den Autobauern nicht nur Strafzölle in China, sondern nun auch höhere Zölle in den USA.

Dax mit Trump-Rückenwind

9.20 Uhr: Auch dem Dax scheint der absehbare Wahlsieg Donald Trumps Flügel zu verleihen. 20 Minuten nach Börseneröffnung notiert der deutsche Leitindex knapp 1,2 Prozent im Plus bei 19.482 Punkten.

Zu den größten Gewinnern gehören Siemens Healthineers (nach eher durchwachsenen Jahreszahlen) mit plus 7,4 Prozent, die Deutsche Bank (+4,8 Prozent) und Heidelberg Materials (+3,8 Prozent).

Am Dax-Ende stehen die Autobauer Porsche, BMW und Mercedes mit Kursverlusten von zum Teil mehr als 5 Prozent.

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Auch Stahlaktien profitieren von Trump

9.15 Uhr: Die Aktie von US Steel ist außerbörslich auf der Plattform von Robinhood um 9 Prozent gestiegen. Dahinter steht die Erwartung, dass Trump durch Strafzölle und andere Abschottungsmaßnahmen der US-Stahlindustrie helfen wird.

Dow-Future springt 900 Punkte nach oben

8:53 Uhr: Extrem starke Kursanstiege signalisieren auch die Futures auf die US-Börsen. Laut CNBC steht der Future auf den Dow Jones-Index 900 Punkte im Plus, das sind 2,2 Prozent. Würde der Leitindex diesen Kurssprung auch im Präsenzhandel nachvollziehen, (Börseneröffnung 15.30 Uhr MEZ), wäre das der größte Tagesgewinn seit Juni 2023.

Der S&P-Future gewinnt 1,9 Prozent, der auf den Nasdaq-100-Index 1,7 Prozent.

Trump Media-Aktie gewinnt außerbörslich 40 Prozent

8:52 Uhr: Die Aktie von Trump Media hat auf der Plattform des Discount-Brokers Robinhood außerbörslich um 40 Prozent zugelegt, meldet CNBC. In Trump Media hat Donald Trump seine Social Media-Plattform „Truth Social“ eingebracht.

US-Dollar gewinnt stark an Wert, Ölpreis fällt

8.37 Uhr: Der US-Dollar ist am Mittwochmorgen stark gestiegen. Gegenüber den Euro gewann er 1,8 Prozent an Wert, das ist ein ungewöhnlich starker Ausschlag am Devisenmarkt. Die Reaktion fußt offenbar auf der Erwartung, dass die USA viel Kapital anziehen werden, wenn Trump weiterhin darauf pocht, dass Firmen, die in den USA Produkte verkaufen, diese auch vor Ort produzieren. Dazu kommt die Erwartung einer restriktiveren Geldpolitik der Fed, da Trumps angekündigte Strafzölle die Preise steigen lassen könnten.

Gegen einen starken Dollar spricht, dass unter Trump der Schuldenberg stark steigen wird. Den dieser will die Steuern stark senken, was zu einem zusätzlichen Defizit im Staatsbudget führen wird.

Aufgrund des starken Dollar fiel der Goldkurs. Gold wird in Dollar gehandelt. Gewinnt der Greenback an Wert, sinkt der Kurs dadurch ceteris paribus quasi automatisch (siehe dazu auch den Ticker-Eintrag von 8.30 Uhr).

Auch der Ölpreis ist in der Nacht um 1,3 Prozent gefallen. Das ist zum einen ebenfalls ein Reaktion auf den Dollar. Dahinter steht aber auch die Erwartung, dass Trump neue Frackingrechte vergeben wird, wodurch das Ölangebot in den USA steigen wird. Die Administration des amtierenden Präsidenten Joe Biden hatte dagegen Bohr- und Frackinglizenzen auslaufen lassen und zuletzt kein neuen mehr vergeben.

Gold deutlich im Minus

08.30 Uhr: Der Goldpreis ist als Reaktion auf den Wahlsieg Trumps stark gefallen. Um 8.30 Uhr stand er ein Prozent im Minus. Der Grund: Die Anleger gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen weniger stark als erwartet senken könnten. Denn die von Trump angekündigten Strafzölle dürften inflationär wirken.

Tesla-Aktie springt um 15 Prozent nach oben

8.20 Uhr: Die Aktie des Elektroauto-Herstellers Tesla ist in Erwartung eines Siegs von Donald Trump vorbörslich um bis zu 15 Prozent gestiegen . Tesla-Boss Elon Musk hatte Trump im Wahlkampf stark unterstützt und war auch auf Wahlkampfveranstaltungen aufgetreten. Seitdem gibt es Gerüchte, Musk könne sogar Teil des Trump-Kabinetts werden, im Gespräch sei ein „Department of Govermental Efficiency“, abgekürzt „DOGE“. So heißt auch ein Krypto-Meme-Coin, den Musk schon mehrfach durch Tweets auf seiner Plattform „X“ auf Kursrekorde getrieben hat.

 

Bitcoin schießt auf Rekordhoch

Dienstag, 6. November 2024, 8.04 Uhr: Der Bitcoin ist in der US-Wahlnacht auf ein Rekordhoch von etwas mehr als 75.000 Dollar gestiegen. Auf der Plattform Bitstamp war der Kurs bis auf 75.080 Dollar geklettert. So teuer war die älteste und bekannteste Kryptowährung noch nie.

Das Niveau konnte der Bitcoin nicht ganz halten. Kurz nach 4 Uhr kostete ein Bitcoin etwas mehr als 74.000 Dollar und damit rund 5.000 Dollar oder circa sieben Prozent mehr als am späten Dienstagabend.

Bei der Präsidentschaftswahl ist noch keine Entscheidung gefallen. Donald Trump ist allerdings bei der Auszählung der Stimmen in den wichtigen Bundesstaaten Georgia und North Carolina in Führung gegangen. Zugleich geben die ersten Zahlen keinen Aufschluss über den Ausgang des knappen Rennens, da noch viele Stimmen auszuwerten sind.

Der Ex-Präsident Trump gilt als kryptofreundlich. Die Digitalwährungsbranche ihrerseits hatte während des Wahlkampfs viel Geld für die Förderung ihrer Anliegen ausgegeben.

Dienstag, 5.11.

Dax  schließt am US-Wahltag im Plus

17.52 Uhr: Am US-Wahltag hat der deutsche Aktienmarkt zugelegt. Die Entscheidung über den nächsten US-Präsidenten war am Dienstag das alles beherrschende Thema an den Finanzmärkten. Trotz der damit verbundenen großen Unsicherheiten gingen die Anleger wieder mehr ins Risiko gegangen und griffen mehrheitlich zu. Am Nachmittag stützten Kursgewinne an der Wall Street zusätzlich.

DerDax erreichte im späten Handel sein Tageshoch und schloss nur knapp darunter mit einem Plus von 0,57 Prozent bei 19.256 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte stieg um 0,56 Prozent auf 26.567 Punkte.

Trump oder Harris? Wie die Börse auf die US-Wahl reagieren wird

Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl am 5. November wird den Lauf der Aktienmärkte in den kommenden Monaten prägen. Denn die Demokratin Kamala Harris und der Republikaner Donald Trump verfolgen unterschiedliche wirtschaftspolitische Strategien. Viel wird aber auch von der Zusammensetzung des Repräsentantenhauses und des Senats abhängen.

Steuersenkungen würden Anleger erfreuen

Trump verspricht aber auch hohe Einfuhrzölle auf importierte Waren sowie deutliche Steuersenkungen für Unternehmen und Familien. Letzteres wäre für die Anleger an den US-Börsen eine gute Nachricht.

„Die Wiederbelebung der 'Reaganomics' im Stil der 1980er Jahre dürfte den Bullenmarkt bei Aktien und den Konjunkturzyklus zunächst bis ins Jahr 2025 verlängern“, sagt Kevin Thozet, Mitglied des Investment-Komitees beim Vermögensverwalter Carmignac. US-Präsident Ronald Reagan hatte in den 1980er Jahren versucht, mit deutlichen Steuersenkungen die Wirtschaft anzukurbeln.

Kleinere Unternehmen und der Finanzsektor würden wohl vom Abbau von Vorschriften und von Steuersenkungen profitieren, Konsumwerte von einem längeren positiven Wirtschaftszyklus. Industriewerte könnten von Schutzmaßnahmen für die US-Wirtschaft profitieren, der Komplex der fossilen Brennstoffe davon, dass Trump die heimische Öl- und Gasförderung priorisiert.

Grafik: Wie sich die Börse unter demokratischen und republikanischen Präsidenten entwickelte
Deutsche Bank

Mehrheiten im Kongress entscheidend

Viel wird aber davon abhängen, ob Trump die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus halten und auch den Senat hinter sich bringen kann. Mit einer Mehrheit in beiden Parlamentskammern könnte er tatsächlich durchregieren. Bei einer solchen Konstellation im Kongress würde Trump sich wohl ermutigt fühlen, hohe Zölle durchzusetzen, kommentiert Till Christian Budelmann, Investmentchef bei der Bergos Privatbank. Das würde die Schwellenländer und Europa belasten und der Ausblick für deren Aktienmärkte wäre erst einmal negativ.

Im Senat stehen die Chancen aus Trumps Sicht aktuell gut. Das Repräsentantenhaus aber könnte jedoch wieder demokratisch kontrolliert werden.

Bei einem Wahlsieg von Kamala Harris ergeben sich ebenso zwei mögliche Szenarien: Entweder erfährt sie Widerstand im Kongress, oder sie kann durchregieren. In letzterem Szenario erwartet Russell einen moderaten Rückgang bei US-Risikoanlagen, da die Marktstimmung angesichts drohender Erhöhungen der Unternehmenssteuern und regulatorischer Eingriffe belastet werden könnte. Eine derartige demokratische Welle erscheine allerdings unwahrscheinlich.

Harris könnte Boom für grüne Technologien bringen

Für Ronald Temple, Chef-Marktstratege bei der US-Investmentbank Lazard, ist ein wahrscheinliches Szenario, dass Kamala Harris gewinnt, jedoch mit einem republikanischen Senat regieren muss. Das würde bedeuten, dass sie bestimmte Gesetzesvorhaben nicht durchsetzen kann, etwa die Erhöhung der Unternehmenssteuern.

Prinzipiell würde der Sektor Erneuerbare Energien und Umwelttechnologie unter einer Harris-Regierung voraussichtlich boomen, da sich die Demokraten stark für den Klimaschutz einsetzten, zeigt sich Holger Knaup überzeugt, Gründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. Sie könnten massive Investitionen in grüne Technologien fördern und strengere Umweltauflagen einführen.

Trump nicht zwangsläufig besser für die Börse

Ist nun also Trump unter dem Strich besser für die Börse? Diese Frage lasse sich pauschal nicht klar beantworten, sagt Markus Lautenschlager, Portfoliomanager bei der BV & P Vermögen AG. „Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Donald Trump durch seine pro-unternehmerische Agenda mit Steuersenkungen und Deregulierungen der Börse nähersteht als Kamala Harris.“ Sie erwäge ähnlich wie der aktuelle demokratische Präsident Joe Biden höhere Steuern für Unternehmen und Vermögende. Auf der anderen Seite versuchten die Demokraten, durch soziale Programme und höhere Löhne die Kaufkraft in den USA zu stützen. Davon sollten prinzipiell auch die Unternehmen profitieren.

Unter Präsident Joe Biden zumindest hat sich die US-Börse beachtlich entwickelt: Vom 20. Januar 2021 bis heute hat der breit gestreute Aktienindex S&P 500 rund die Hälfte an Wert gewonnen. Ein Grund dafür ist, dass die Regierung mit milliardenschweren Investitionsprogrammen auf die Konjunktureinbrüche infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges reagiert hatte.

Generell sollte man Lautenschlager zufolge als deutscher Investor jedoch nicht glauben, dass durch die Wahl in den Vereinigten Staaten ein globaler Nutzen gezogen werden kann. Denn: „Auch wenn beide Kandidaten in der Außendarstellung unterschiedlich wirken, so verfolgen beide das Ziel, vor allem den Wirtschaftsstandort USA zu stärken. Und beide werden gegenüber anderen Handelspartnern hart verhandeln.“

Dax startet am Wahltag mit leichtem Plus

9.17 Uhr: An einem womöglich richtungweisenden Tag für die weltweiten Börsen haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt zurückgehalten. Die Präsidentschaftswahl in den USA ist das alles beherrschende Thema an den Finanzmärkten. Die damit verbundenen großen Unsicherheiten sprechen zunächst gegen größere Kurssprünge. Der Dax lag in den ersten Handelsminuten moderat im Plus bei 19.167 Zählern.

Von Hochspannung sprach Analyst Martin Utschneider von Finanzethos. Er prognostiziert den Dax heute in einer engen Handelsspanne. Das könne sich aber rasch ändern, denn vor und nach Wahlen in den USA erhöhten sich die Schwankungen aus der Historie heraus oftmals beachtlich.