Prävention statt „Gesundes-Herz-Gesetz“ - Sechs Maßnahmen senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland, verantwortlich für über ein Drittel aller Todesfälle.<span class="copyright">Getty Images</span>
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland, verantwortlich für über ein Drittel aller Todesfälle.Getty Images

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland, verantwortlich für mehr als ein Drittel aller Todesfälle. Da scheint es logisch, dass die Bundesregierung Maßnahmen zur Bekämpfung ergreift. Longevity-Spezialist Gerd Wirtz hat sich das „Gesundes-Herz-Gesetz“ angesehen.

In Deutschland fließt viel Geld ins Gesundheitswesen. Trotzdem bleibt die Effizienz auf der Strecke. Die Lebenserwartung liegt im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld und sinkt sogar leicht.

Was ist das „Gesundes-Herz-Gesetz“?

Das „Gesundes-Herz-Gesetz“ soll die Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessern.

Es umfasst verschiedene Maßnahmen:

  • Früherkennung von Risikofaktoren: Kinder sollen regelmäßig auf hohe Cholesterinwerte untersucht werden. So können genetisch bedingte hohe Cholesterinwerte frühzeitig erkannt und behandelt werden.

  • Gesundheitschecks für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Apotheken und Arztpraxen sollen Fettstoffwechselstörungen und andere kardiovaskuläre Risiken frühzeitig erkennen.

  • Bei festgestellten Risikofaktoren gibt es klare Vorgaben für die Verschreibung von Medikamenten wie Statinen, die den Cholesterinspiegel senken sollen.

  • Für Patienten mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden strukturierte Betreuungsprogramme gestärkt, um die langfristige Behandlung zu verbessern.

Welche Verbesserungen bringt Ihnen dieses neue Gesetz?

Das Gesetz hat sowohl Unterstützer, als auch Kritiker. Die Deutsche Herzstiftung betont die Bedeutung der Früherkennung und Prävention bereits im Kindesalter. Kritiker hingegen warnen vor einem übermäßigen Fokus auf Medikamente und fordern mehr präventive Maßnahmen durch Lebensstiländerungen.

Das neue Gesetz bringt einige positive Neuerungen vor allem im Bereich der Früherkennung mit sich. Hohe Cholesterinwerte - ein Risikofaktor für Herzerkrankungen - können auch erblich bedingt sein. Durch neue Voruntersuchungen bereits im Kindesalter, könnte man dies schnell und früh genug erkennen, um noch gegensteuern zu können.

Auch die Einbindung von Apotheken für Gesundheitschecks ist ein wichtiger Schritt. So ist es einfacher, schnell einen Check durchführen zu lassen, statt erst lange auf einen Termin beim Arzt zu warten.

Doch: Obwohl Früherkennung wichtig ist , ist sie allein nicht ausreichend, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen effektiv vorzubeugen. Prävention durch gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung und einen gesunden Lebensstil ist entscheidend, um das Risiko solcher Erkrankungen zu minimieren. Leider setzt das Gesetz zu sehr auf medikamentöse Lösungen und lässt präventive Maßnahmen weitgehend außer Acht.

Welche Risiken birgt der frühe Einsatz von Medikamenten?

Der Einsatz von Medikamenten bereits im Kindesalter kann problematisch sein. Dadurch werden Eltern möglicherweise von ihrer Verantwortung entbunden, für einen gesunden Lebensstil ihrer Kinder zu sorgen. Statt präventive Maßnahmen zu fördern, verlagert das Gesetz das Problem auf medikamentöse Lösungen, was langfristig keine nachhaltige Strategie darstellt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Regulierung, wann und wie Ärzte bestimmte Medikamente verschreiben sollen. Dies stellt einen Eingriff in die ärztliche Kompetenz dar. Ärzte sollten die Freiheit haben, individuell zu entscheiden, wie sie ihre Patienten am besten behandeln können, basierend auf deren spezifischen gesundheitlichen Bedürfnissen.

Statine, die häufig zur Senkung des Cholesterinspiegels verschrieben werden, haben zudem auch einige Risiken und Nebenwirkungen, die nicht unbeachtet bleiben sollten. Diese gehen von Muskelbeschwerden über Leberproblem hin zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes. Diese Risiken müssen gegen die Vorteile abgewogen werden, besonders bei der Verschreibung an Kinder.

Welche Maßnahmen helfen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken?

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Herzgesundheit auf natürliche Weise zu fördern und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Wünschenswert wäre es, wenn solche Maßnahmen stärker gefördert würden. Vor allem durch Aufklärung seitens Ärzten und Apothekern und Förderung eines gesunden Lebensstils.

  1. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten, kann helfen, Cholesterinwerte zu senken und das Herz zu schützen.

  2. Regelmäßige Bewegung: Mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche, wie zum Beispiel zügiges Gehen, Radfahren oder Schwimmen, können das Herz stärken und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren.

  3. Raucherentwöhnung: Der Verzicht auf Tabak ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der Herzgesundheit.

  4. Stressmanagement: Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und dadurch das Herz zu entlasten.

  5. Gesunder Schlaf: Ausreichender und qualitativ guter Schlaf ist essenziell für die Herzgesundheit.

  6. Gewichtsmanagement: Ein gesundes Körpergewicht zu halten, reduziert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich.

Ist unsere Medizin eher ein Vorsorge- oder Reparaturbetrieb?

Moderne Medizin sollte Krankheiten verhindern und eine gesunde Lebensweise fördern. Das „Gesundes-Herz-Gesetz“ hingegen stärkt eher die Rolle der Medizin als Reparaturbetrieb. Wir müssen mehr in Prävention investieren, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen von vornherein zu vermeiden.