Besuch in Brandzone wird zum PR-Desaster für den australischen Premierminister

Ein Standbild aus einem Video von "AuBC" zeigt den Australischen Premierminister Scott Morrison am Donnerstag in Cobargo. Immer wieder konfrontieren ihn wütende Anwohner.  Foto: AuBC via AP
Ein Standbild aus einem Video von "AuBC" zeigt den Australischen Premierminister Scott Morrison am Donnerstag in Cobargo. Immer wieder konfrontieren ihn wütende Anwohner. Foto: AuBC via AP

Scott Morrison, eigentlich ein Experte was die Eigendarstellung in der Öffentlichkeit angeht, wurde vor laufenden Kameras mit rüden Worten bedacht. Bewohner einer Stadt, die von Buschbränden gefährdet ist, weigerten sich zudem, dem Premierminister die Hand zu geben.

Die Situation in Australien ist seit Wochen lebensgefährlich: Mindestens 17 Menschen sind laut der australischen Nachrichtenagentur „AAP“ in den verheerenden Buschfeuern gestorben. Dutzende werden zudem vermisst. Im Bundesstaat New South Wales ist bereits eine Fläche der Größe Belgiens abgebrannt, zahlreiche Einheimische sind vor den Flammen und der immensen Hitze von mehreren Hundert Grad Celsius an nahe gelegene Strände geflohen.

Premierminister Scott Morrison steht unterdessen für sein Krisenmanagement stark in der Kritik. Vor allem, weil Morrison, während Australien bereits in Flammen stand und unter Rekord-Temperaturen von über 40 Grad Celsius litt, mit seiner Familie in den Urlaub geflogen war. Sein zuständiges Büro versuchte die Reise zunächst geheim zu halten. Bis ein Bild auf Instagram auftauchte, das Morrison in Shorts an einem hawaiianischen Strand zeigte.

Die Feuerwehr braucht dringend finanzielle Unterstützung

Diese Woche wollte der Premierminister nun zeigen, dass er Anteil am Unglück nimmt und besuchte die Stadt Cobargo in New South Wales. Der Besuch sollte jedoch zu einem PR-Desaster für den Politiker werden. Am Montag erst hatten Brände in dem Bundesstaat die Leben eines Mannes und dessen Sohn gefordert. Medienberichten zufolge hatten sie gerade versucht, ihr Haus feuerfest zu machen.

Zahlreiche Clips von Morrisons Besuch in Cobargo, unter anderem gefilmt vom Nachrichtensender Nine News, werden nun seit Donnerstag auf Twitter geteilt. Sie zeigen, wie Anwohner den Premierminister mit rüden Worten bedenken. Morrison solle verschwinden, er sei ein Idiot und Mistkerl. Ein Mann rief: „Hauen Sie ab, Sie sind hier nicht willkommen!“ Ein Feuerwehrmann weigerte sich, Morrison die Hand zu schütteln.

Eine schwangere Frau sagte, während Morrison – wohl noch um ein kamerataugliches Bild bemüht – nach ihrer Hand griff und sie in seine legte: „Ich reiche Ihnen nur die Hand, wenn sie der Feuerwehr mehr Mittel zur Verfügung stellen.“ Die zumeist freiwilligen Feuerwehren, die seit mittlerweile zwei Monaten gegen die Brände kämpfen, sind völlig überlastet.

„Das ist nicht fair“

Die Frau sagte weiter: „Menschen haben hier ihr Zuhause verloren. Wir brauchen mehr Hilfe. Das ist nicht fair. Wir werden komplett vergessen. Jedes Mal, wenn hier ein Feuer wütet oder eine Flut, bekommen wir gar nichts.“ Morrison jedoch drehte sich weg und schwieg, während ein Begleiter die Frau abwimmelte.

Der Premierminister, der seit 2007 für die konservative Liberal Party im Parlament sitzt und 2018 die Regierung übernahm, gerät auch wegen seiner Klimapolitik zunehmend in die Kritik. Morrison zweifelt offen an, dass der Klimawandel mit den Bränden zu tun haben könnte. Und falls doch, so sagte er vor einiger Zeit, würde er seine Politik nicht zu Ungunsten der Wirtschaft ändern. Australien ist für 1,3 Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich, Morrisons Regierung fördert dennoch stark den Kohlebergbau. Australien ist weltgrößter Kohle-Exporteur, 50.000 Jobs hängen an der Industrie.