49-Euro-Ticket wird 58-Euro-Ticket - Kritik von Verbraucher- und Umweltschützern
Das Deutschlandticket verteuert sich zum Jahreswechsel um gut 18 Prozent. Ab Januar kostet das deutschlandweit im Nahverkehr gültige Ticket 58 statt bislang 49 Euro monatlich, wie die Verkehrsminister der Länder am Montag in einer digitalen Beratung vereinbarten. Die Preiserhöhung ist demnach nötig, um die Mehrkosten des Tickets über die Zuschüsse von Bund und Ländern hinaus auszugleichen. Die Verkehrsunternehmen begrüßten den Schritt, scharfe Kritik kam von Verbraucher- und Umweltschützern.
"Das ist, wie wir finden, eine maßvolle Preissteigerung", sagte der Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer (Grüne). Es handle sich nach wie vor um ein "sehr günstiges Angebot zur Nutzung des kompletten öffentlichen Verkehrs" und eine der "größten Entlastungsmaßnahmen der letzten Jahre".
Das Ticket wird jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert. Beide Seiten steuern dazu jährlich jeweils 1,5 Milliarden Euro bei. Die Mehrkosten für das Ticket für die Verkehrsunternehmen gehen jedoch perspektivisch über diese drei Milliarden Euro hinaus. Weder Bund noch Länder wollten mehr Geld geben, weshalb eine Preiserhöhung unumgänglich wurde.
Im Kreise der Verkehrsminister von Bund und Ländern war darum monatelang gerungen worden. Der Verkehrsminister von Schleswig-Holstein, Claus Ruhe Madsen (CDU), forderte nun insbesondere einen Preismechanismus, um Anpassungen künftig zu automatisieren. Es könne nicht sein, dass "wir monatelang zusammensitzen, um zu diskutieren, ob es einen Euro mehr oder weniger sein soll", sagte er.
"Es ging heute um nicht weniger als um die Frage, ob wir das Ticket insgesamt sichern können", erklärte Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD). Er kritisierte insbesondere die Bundesregierung, die nicht bereit gewesen sei, mehr Geld zu geben. "Alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie etwa der dringend notwendige Abbau klimaschädlicher Subventionen - zum Beispiel des Dienstwagenprivilegs - sind derzeit politisch nicht mehrheitsfähig", bedauerte die Verkehrsministerin von Rheinland-Pfalz, Katrin Eder (Grüne).
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen begrüßte die Preiserhöhung als "klugen, mutigen und notwendigen Schritt". "Für das nächste Jahr ist das Deutschland-Ticket damit finanziell gesichert", erklärte VDV-Präsident Ingo Wortmann.
"Verbraucher:innen brauchen Verlässlichkeit statt Preiserhöhungen, doch nun droht eine Preiserhöhungsspirale in den kommenden Monaten", kritisierte hingegen die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Ramona Pop. "Wenn die Reisendenzahlen wegen zu hoher Kosten runtergehen, haben wir nichts gewonnen", sagte der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Detlef Neuß, der "Rheinischen Post".
Die Preiserhöhung "schreckt fast die Hälfte der Menschen ab, die schon ein D-Ticket haben oder sich dafür interessieren, zeigen jüngste Umfragen", erklärte Lena Donat von Greenpeace. Es handle sich um eine Entscheidung gegen eine moderne Verkehrspolitik. Der BUND bekräftigte seine Forderung nach einem einheitlichen Sozialticket für maximal 29 Euro. Bislang gibt es derartige Angebote nur in einzelnen Bundesländern.
pe/jm