Preiserhöhung „merken Sie kaum“ - Cem Özdemir will Fleisch teuer machen, damit Bauern Ställe modernisieren

Wie Fleischausgaben bald das Tierwohl verbessern können<span class="copyright">Getty Images/ Pool/ Cultura/Jacabel</span>
Wie Fleischausgaben bald das Tierwohl verbessern könnenGetty Images/ Pool/ Cultura/Jacabel

Die Debatte um höhere Fleischpreise erhitzt die Gemüter. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet, was hinter den Plänen von Cem Özdemir steckt und welche Auswirkungen sie haben könnten.

Was sind die genauen Pläne von Cem Özdemir bezüglich der Steuererhöhung auf Fleisch?

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat in einem Interview mit der Zeitung „Welt“ eine höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch von derzeit 7 Prozent auf 10 Prozent „angeregt“ – um damit einen Umbau der Ställe zu finanzieren und so das Tierwohl zu verbessern. Damit würde diese Steuer um mehr als 40 Prozent angehoben.

Wie wirkt sich eine Steuererhöhung von 7 auf 10 Prozent auf den Preis von Fleischprodukten aus?

Bei einem durchschnittlichen Fleischpreis von 10 Euro pro Kilo wären es 1 Euro statt 70 Cent, also 30 Cent mehr Steuern. Bei Biofleisch, das 33 Euro pro Kilo kostet, wären es demnach knapp 1 Euro zusätzliches „Steuergeld“. Alles in allem also eine Erhöhung, die sich im Rahmen hielte.

Wie begründet Cem Özdemir seine Aussage, dass Bürger eine solche Steuererhöhung kaum merken würden?

Özdemir sagte im Interview: „Von den sieben Prozent auf neun Prozent oder zehn Prozent, ich finde, das merken Sie kaum, aber das Geld, was wir da einnehmen, wenn ich das reinvestiere in die Ställe, dann haben Sie einen Vorteil als Verbraucher.“ Er erklärt seine Aussage nicht weiter - man kann davon ausgehen, dass er es im Sinne der „kaum merkbaren“ 30 Cent mehr pro Kilo meint.

 

Inwiefern könnten höhere Fleischpreise das Tierwohl verbessern und den Umbau von Ställen finanzieren?

Nach Berechnungen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft lag der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im Jahr 2023 bei 51,6 Kilogramm. Bei 84 Millionen Einwohnern ergibt das rein statistisch etwa 4,4 Milliarden Kilogramm. Würden pro Kilogramm 30 Cent mehr Steuern eingenommen, stünden etwa 1,3 Milliarden Euro zum Umbau der Ställe zur Verfügung. Wenn das Geld tatsächlich dazu eingesetzt würde - was keiner weiß - könnten also einige Bauern ihre Ställe modernisieren.

Wie steht die geplante Steuererhöhung im Kontext zu Christian Lindners Aussage, dass Steuererhöhungen ausgeschlossen seien?

Überhaupt nicht. Diese Beispiel bestätigt erneut das zerstrittene Bild, dass die Bürger von der Ampel-Regierung haben. Und es ist ja nicht die einzige Steuer, die im Bereich Ernährung gefordert wird: Eine Softdrinksteuer steht ebenfalls zur Diskussion - hier aber aus „gesundheitlichen“ Gründen, weil diese Getränke dick und krank machen würden. Das ist jedoch wissenschaftlich nicht belegt und damit ein „Deckmäntelchen“ zum politischen Geldeintreiben, ohne es so konkret zu sagen.