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Prinz Philip: Ein wahrer König der Herzen

Prinz Philip (1921-2021) war ein König der Herzen. (Bild: imago images/Sven Simon)
Prinz Philip (1921-2021) war ein König der Herzen. (Bild: imago images/Sven Simon)

Er hatte es nicht immer leicht im Leben. Seit 69 Jahren war der Platz dieses hochgewachsenen (1,88 Meter) stolzen Mannes immer nur die zweite Reihe. Er musste stets hinter seiner Frau laufen, denn sie war nun mal die Queen, das gekrönte Oberhaupt des Vereinigten Königreichs. Prinz Philip, der schon zu Lebzeiten legendäre Duke of Edinburgh, tat es mit einer unverwechselbaren Mischung von erzwungener Demut und liebenswürdigem Trotz.

Und aus bedingungsloser lebenslanger Liebe zu seiner Elizabeth (94), die er in den Privatgemächern, und nur dort, gern "Alte" oder "Würstchen" zu nennen pflegte. So wurde ein kantiger, überaus männlicher Typ, der sich nur ungern von anderen was sagen ließ, ein treuer, verlässlicher Partner, mehr noch: ein wahrer König der Herzen des englischen Volks.

Am Freitagmorgen (9.4.) ist er im Alter von 99 Jahren auf Schloss Windsor gestorben. Das gab der Palast am Freitag bekannt. "Mit tiefer Trauer hat Ihre Majestät, die Königin, den Tod ihres geliebten Mannes, Seiner Königlichen Hoheit Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, bekannt gegeben. Seine Königliche Hoheit ist heute Morgen auf Schloss Windsor friedlich verstorben", heißt es in der Nachricht.

Das waren die Geheimnisse des legendären Prinzgemahls:

Seine deutschen Wurzeln

Er entstammte den königlichen Familien Griechenlands und Dänemarks und wurde am 10. Juni 1921 auf Schloss Mon Repos auf der griechischen Insel Korfu geboren. Seine Mutter, Alice von Battenberg (1885-1969), war Deutsche und auch sein Vater Andreas von Griechenland (1882-1994) entstammte dem deutschen Adelshaus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, einer Seitenlinie des Hochadelsgeschlechts Oldenburg, das mit griechischen, dänischen und norwegischen Herrscherdynastien sowie mit der russischen Zarenfamilie Romanow verwandt war.

Nach einem Militärputsch verließ Philips Familie Griechenland und zog nach Frankreich, das heißt der Vater wohnte mit einer Geliebten in Monte Carlo, die Mutter lebte mit den Kindern - Philip und vier ältere Schwestern - in Paris. Durch die Trennung wurde Philips Mutter psychisch krank. Sie konnte nicht mehr zwischen Schein und Realität unterscheiden und musste klinisch betreut werden.

Der Vater wollte den Jungen nicht bei sich aufnehmen, das Kind kam zu Verwandten nach Deutschland und besuchte das Internat Schloss Salem in der Nähe des Bodensees. 1933 wurde Philip nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Frankreich, dann nach England geschickt. Seine vier Schwestern - Margarita (1905-1981), Theodora (1906-1969), Cecilia (1911-1937) und Sophie (1914-2001) - blieben in Deutschland und heirateten deutsche Adelige, die sich teilweise bei den Nazis engagierten.

Philip trat nach der Schule der britischen Marine bei und kämpfte während des Zweiten Weltkriegs auf dem englischen Schlachtschiff HMS Valiant gegen die Deutschen. 1947 wurde er britischer Staatsbürger und legte einen deutschen Namen Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg ab. Fortan nannte er sich nach seiner Mutter Battenberg, allerdings nahm er die englische Variante des Namens an: Mountbatten.

Zu seiner in Deutschland lebenden Verwandtschaft - 19 Neffen und Nichten von seinen Schwestern - pflegte er kaum Kontakte. Selbst zu seiner Hochzeit 1947 wurde niemand eingeladen. Erst zum 80. Geburtstag kamen einige von ihnen nach England. Der Prinz sprach fließend Deutsch, auch fließend Französisch, doch Griechisch nur rudimentär.

Seine Ehefrau war mit ihm verwandt

1934 lernte der Prinz seine Cousine dritten Grades kennen: Prinzessin Elizabeth, eine Ururenkelin von Königin Victoria (1819-1901), deren Ururenkel er selbst auch war. 1939 gab es ein Wiedersehen: Die junge Prinzessin besichtigte mit ihren Eltern und Schwester Margaret (1930-2002) das Royal Naval College in Dartmouth, an dem der fünf Jahre ältere Philip ausgebildet wurde. Elisabeth war 13 Jahre alt, die beiden begannen eine Brieffreundschaft, aus der schließlich Liebe wurde.

Für Elisabeth verzichtete er auf seine Titel Prinz von Griechenland und Prinz von Dänemark und konvertierte zur anglikanischen Kirche. 1947 läuteten schließlich die Hochzeitsglocken in London.

Er brach alle Rekorde

Philip war der älteste Prinzgemahl der englischen Geschichte und über 73 Jahre mit Elizabeth II. verheiratet. Sie bekamen die vier Kinder Prinz Charles (72), Prinzessin Anne (70), Prinz Andrew (61) und Prinz Edward (57). Schon 2009 hatte er den Rekord von Königin Charlotte (1744-1818) gebrochen. Diese war 57 Jahre lang an der Seite ihres Gemahls König Georg III. (1738-1936). Gleichzeitig war er der älteste lebende Ururenkel von Queen Victoria. Seine Witwe Queen Elizabeth II. ist mit über 69 Dienstjahren die dienstälteste Monarchin in der britischen Geschichte.

Sein geheimnisvoller Sportwagen

Prinz Philip liebte Autos bis ins hohe Alter. Legendär war sein Sportwagen Lagonda 3-Liter DHC von Aston Martin, Baujahr 1956 in Edinburgh Green, 142 PS. Laut Hersteller war Prinz Philip der erste royale Kunde. Für ihn baute man Extras wie einen Schminkspiegel für seine Gemahlin ein. Auch ein Telefon soll es an Bord gehabt haben. Mit dem Aston Martin weihte der Prinz die erste Autobahn Englands ein, sogar zu den Olympischen Spielen in Melbourne, Australien, 1956 ließ er ihn einschiffen. 2016 wurde das Auto mit einem Kilometerstand von ca. 80.000 für umgerechnet 460.000 Euro versteigert.

Der Prinz hatte als 97-Jähriger einen schweren Unfall. Als er mit seinem dunkelblauen Range Rover (339 PS, elfenbeinfarbene Ledersitze), mit dem er schon Ex-US-Präsident Barack Obama (59) und dessen Frau Michelle (57) persönlich durch Windsor kutschiert hatte, vom königlichen Landsitz Sandringham in der ostenglischen Grafschaft Norfolk auf eine stark befahrene Straße fahren wollte, übersah er die Vorfahrt eines anderen Fahrzeugs. Crash! Philips Auto überschlug sich, er blieb unverletzt, die Beifahrerin der Unfallgegnerin brach sich ein Handgelenk. Einige Tage später gab der Herzog von Edinburgh seinen Führerschein ab.

Nie nahm er ein Blatt vor den Mund

Er hatte einen unverblümten Humor bis zur Derbheit, deshalb nannte man ihn "Duke of Hazard" - Herzog des Risikos. Protokollchefs und Zeremonienmeister wären oftmals am liebsten im Boden versunken, doch das englische Volk liebte ihn dafür. Als ihm etwa ein 13-jähriger Schüler erzählte, er wolle Astronaut werden, antwortete Philip: "Davor müsstest du aber etwas abspecken." Den damaligen deutschen Regierungschef Helmut Kohl (1930-2017) begrüßte er mit "Guten Tag, Herr Reichskanzler", zum Staatspräsidenten von Nigeria, der in bunter Landestracht erschien, sagte er: "Sie sehen aus, als wollten Sie gleich zu Bett gehen."

Bei einer Veranstaltung der "Royal Society of Arts" zum Klimawandel fragte er frech: "Wenn an der Nordküste von Norfolk - auf der Hauptroute der Zugvögel nach Skandinavien - riesige Windkraftwerke gebaut werden, fliegen die Enten dann in Scheiben zu uns zurück?" Eine Gruppe gehörloser Jugendlicher, die neben einer Band standen, schockte er mit der Bemerkung: "Wenn man in der Nähe dieser Musik ist, ist es kein Wunder, dass ihr taub seid."

Auch die australische Schauspielerin Cate Blanchett (51) bekam Philips Humor zu spüren: Er fragte sie, ob sie seinen DVD-Player reparieren könne, schließlich arbeite sie in der Filmindustrie. Zu englischen Studenten, die ein Auslandsjahr in China absolvierten, sagte er: "Wenn ihr noch länger hier bleibt, kriegt ihr alle Schlitzaugen." Und in Papua-Neuguinea meinte er zu den Gästen eines Empfangs: "Sie haben es also geschafft, nicht verspeist zu werden."

Philip, der Krieger

Der Ehemann der Queen hatte ein Faible fürs Militär und war Träger unterschiedlicher militärischer Höchstränge: Lord High Admiral des Vereinigten Königreichs, Admiral of the Fleet (Großadmiral) der Royal Navy (Königliche Marine), Field Marshal (Feldmarschall, oberster General) der British Army (Landstreitkräfte) und Marshal of the Royal Air Force (Luftmarschall der Königlichen Luftwaffe). Auf letzteren Titel war er besonders stolz, denn er hatte selbst die Pilotenlizenz erworben.

Auch bei seinen Söhnen sorgte Philip für eine harte militärische Ausbildung, wenn möglich mit Pilotenschein. So musste Prinz Charles bei der Royal Navy die Flugscheine für Hubschrauber und Jets machen. Prinz Andrew war als Pilot eines Kampfhubschraubers an Bord des Flugzeugträgers HMS Invincible Teilnehmer am Falkland-Krieg (1982) gegen Argentinien. Lediglich Prinz Edward hat seine Ausbildung bei den Royal Marines vorzeitig abgebrochen, was den Vater sehr verstimmte.

Philip, der Gott

Die Bewohner der Südseeinsel Tanna (Vanuatu), verehrten den Prinzen, nach dem auch in der Antarktis der Prinz-Philip-Gletscher benannt wurde, sogar als Gottheit. An seinem Geburtstag feierten die Einwohner und sie beten Bilder von ihm an. Während des Zweiten Weltkrieges waren US-Soldaten auf der Insel stationiert. Einen von ihnen, John Frum, hielten die Ureinwohner für den Sohn eines Berggeistes, der zurückgekehrt sei. Es entwickelte sich der John-Frum-Kult. In den 1950er- und 1960er-Jahren entstand der Glaube, Prinz Philip sei der Bruder von John Frum.

Der Überlieferung zufolge hatte der Sohn des Berggeistes die Insel verlassen, um eine mächtige Frau zu heiraten. 1974 besuchte das englische Königspaar Vanuatu. Diesmal war Philip der Star und nicht Elizabeth. Im Jahr 2007 reisten fünf Stammesangehörige nach London und wurden von Prinz Philip gebührend empfangen.