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Pro und Contra: Deshalb gewinnt der FC Bayern die Champions League (nicht)!

Der FC Bayern München startet am Mittwochabend gegen SL Benfica (21 Uhr, Sky) in die Champions League. Wie stehen die Chancen auf den ganz großen Wurf? Zwei Yahoo-Redakteure diskutieren.

Der FC Bayern München trifft zum Auftakt der Champions League auf SL Benfica. (Bild: Getty Images)
Der FC Bayern München trifft zum Auftakt der Champions League auf SL Benfica. (Bild: Getty Images)

Der FC Bayern gewinnt die Champions League!

Von Tommy Gaber

Nach dem Champions-League-Triumph 2013 träumten alle, die es gut mit dem FC Bayern München meinen, von einer goldenen Ära. Die Mannschaft hatte nach Jahren großer Enttäuschungen im bedeutendsten Wettbewerb des Klubfußballs im entscheidenden Moment geliefert und mit Pep Guardiola stand der Trainer vor der Bayern-Tür, der CL-Titel quasi garantiert. Ein-, zweimal werde man mit Pep die Königsklasse schon gewinnen und damit aus dem Schatten der besten Bayern-Mannschaft aller Zeiten aus den 70er Jahren treten.

Doch Guardiola erreichte in seinen drei Bayern-Jahren „nur“ jeweils das Halbfinale und zog nach Manchester weiter. Dann klappt es eben mit Carlo Ancelotti. Der Italiener war Spezialist für große Titel; Carletto holte mit dem AC Milan und Real Madrid insgesamt dreimal den Henkelpott. Das Abenteuer Ancelotti ging letztlich in die Hose und auch Jupp Heynckes, der Architekt des Triumphs von 2013, gelang keine Wiederholung.

Fünf Jahre lang setzte der FC Bayern alle Hoffnungen in den jeweiligen Trainer. Mit Niko Kovac ist jetzt ein Mann am Ruder, der als Trainer null Erfahrung im europäischen Klubfußball hat. Insofern sind die Erwartungen auch nicht mehr so hoch in München. Doch gerade hier liegt die große Chance. Kovac ist unverbraucht und er hat bei Eintracht Frankfurt bewiesen, dass er seine Spieler auf den Punkt top hinbekommen kann. Das mussten die Bayern im letzten DFB-Pokalfinale erfahren.

Zudem lässt Kovac nach nicht mal drei Monaten im Amt eine klare Handschrift erkennen und kuscht auch vor großen Namen nicht. Die Rotationsmaschine läuft bereits auf Hochtouren beim FC Bayern und bislang ist noch kein Star aus der Reihe getanzt. Kovac wird zu 100 Prozent akzeptiert, er hat den Laden im Griff.

Das Argument, der Bayern-Kader sei für den großen Wurf zu dünn, lasse ich nicht gelten. Zum einen ist Leon Goretzka besser als Sebastian Rudy, zum anderen sind Spieler wie Niklas Süle oder Corentin Tolisso in ihrer Entwicklung einen Schritt weiter. Franck Ribery und Arjen Robben wissen, dass es ihre vielleicht letzte Chance ist, noch einmal die Champions League zu gewinnen. Robert Lewandowski und Mats Hummels haben sie noch nicht gewonnen, sie lechzen nach dem Henkelpott.

Und es wird zudem an der Zeit, dass der FC Bayern in der Crunchtime mal wieder das nötige Spielglück hat. In den letzten beiden Jahren scheiterte man jeweils denkbar knapp an Real Madrid, auch 2015 fehlte im Halbfinale gegen Atletico Madrid nur ein Hauch zum Weiterkommen. Zweimal verschossen die Bayern im Halbfinale einen Elfmeter, beim nächsten Mal klingelt’s.

Die Konkurrenz ist mit Manchester City, Liverpool, Paris Saint-Germain, Juventus Turin, dem FC Barcelona und Real Madrid erneut knackig, aber die Bayern müssen sich vor keiner Mannschaft verstecken und haben genügend Spieler, die auch die ganz großen Spiele entscheiden können.

Der FC Bayern München hat das Zeug für den großen Wurf in der Champions League. Vielleicht sogar mehr als in den Jahren unter ihren letzten drei Trainern.

Niko Kovac hat den FC Bayern München frisch übernommen und tritt erstmals in der Königsklasse an. (Bild: Getty Images)
Niko Kovac hat den FC Bayern München frisch übernommen und tritt erstmals in der Königsklasse an. (Bild: Getty Images)

Der FC Bayern gewinnt die Champions League nicht!

Von Ben Barthmann

“Alle Personen beim FC Bayern München, alle Fußball-Spieler, der Präsident und der letzte Mitarbeiter wollen das Triple gewinnen. Wenn wir das Triple nicht gewinnen, ist meine Aufgabe hier nicht geschafft.” Wer hat das gesagt? Natürlich: Pep Guardiola.

Der Katalane brannte in München ein Feuerwerk ab. Rekorde über Rekorde, doch der Triumph in der Champions League blieb ihm und seinem Team in drei Versuchen verwehrt. Wirklich übel genommen hat ihm das aber niemand in München.

Die bayerischen Fans werden sich wohl damit anfreunden müssen, auch Niko Kovac nicht böse sein zu können. Der neue Trainer an der Säbener Straße hat sich eine große Aufgabe auf die Schultern gepackt und geht voller Zuversicht in sein erstes Jahr beim Rekordmeister.

Schon jetzt scheint vieles zu stimmen, da gebe ich Tommy Recht, aber die Frage ist, ob es bei den Münchnern wirklich am Trainer hängt. Ich sehe das nicht unbedingt so. Die Bayern haben aus meiner Sicht ein anderes Problem: Sie gehören nicht mehr in die europäische Spitze. Oder anders gesagt sind die Bayern an Ort und Stelle stehen geblieben, während die Konkurrenz marschiert und marschiert.

Den FC Barcelona sehe ich in diesem Jahr sehr stark, die Kaderbreite ist unglaublich. Paris Saint-Germain schickt drei, vier, fünf Spielentscheider ins Rennen: Neymar, Edinson Cavani, Kylian Mbappe, Marco Verratti, Thiago Silva. Juventus hat mit riesigen Schritten den Rückstand aufgeholt und ist mit dem Transfer von Cristiano Ronaldo ganz oben angelangt. Manchester City und der FC Liverpool sind eingespielt und haben nochmals an letzten Rädchen gedreht.


Die Konkurrenzsituation in diesem Jahr ist so hart wie nie und ich werde das Gefühl nicht los, dass die Bayern Pulver sammeln für die kommende Saison. Das Transferfenster war nicht schlecht, aber der Kader ist auf Kante genäht, schon jetzt wiegen die Ausfälle von Tolisso, Rafinha und vor allem Coman schwer.

Wenn Tommy von Spielglück spricht, stelle ich mir darunter eher vor, wie Lionel Messi einen Geistesblitz hat und die gegnerische Abwehr wie Pilonen umrundet oder Sergio Ramos in der Nachspielzeit nach einer Ecke trifft. Beim FC Bayern sehe ich aktuell keinen solchen Spieler – schon gar nicht, wenn von Franck Ribery und Arjen Robben erwartet wird, dass sie den deutschen Rekordmeister durch eine ganze Saison tragen.

Dementsprechend rechne ich nicht mit dem großen Wurf der Bayern – und das gar nicht, weil Kovac schlechte Arbeit macht. Ich glaube vielmehr, dass die Münchner in diesem Jahr noch nicht bereit sind. Der Kader ist zu dünn, die Qualität nicht ausreichend, das Trainerteam unerfahren auf Top-Niveau, die Konkurrenz zu stark. Spannend wird es erst, wenn die in diesem Sommer gesparten Millionen von Uli Hoeneß und Co. in den Kader investiert werden.