Propaganda mit Download-Pflicht: Das ist Chinas erfolgreichste App

Die Regierung um Chinas Machthaber Xi Jinping ließ eine eigene App entwickeln. (Bild: Wang Zhao/AFP/Getty Images)
Die Regierung um Chinas Machthaber Xi Jinping ließ eine eigene App entwickeln. (Bild: Wang Zhao/AFP/Getty Images)

Eine App in China ist im Eiltempo an die Spitze der Download-Charts geklettert. Und es ist keine Spieleapplikation, sondern eine Anwendungssoftware der Regierung.

“Xuexi Qiangguo” heißt die chinesische App, die das Land überrollt hat und übersetzt soviel wie “Lerne dein starkes Land kennen” bedeutet. Sie ruft dazu auf, sich mit dem Vaterland und Staatschef Xi Jinping auseinanderzusetzen. Der Machthaber tritt damit in die Fußstapfen von Ex-Präsident Mao Zedong, der seine Ideologie 1965 durch das “Kleine Rote Buch” – auch “Mao-Bibel” genannt – verbreitet und mehr als eine Milliarde Exemplare davon verkauft hatte.

Beliebteste App Chinas seit Maos “Kleinem Roten Buch”

Seit Anfang des Jahres ist “Xuexi Qiangguo” zur beliebtesten Applikation Chinas geworden und hat selbst den landeseigenen Messaging-Dienst WeChat und das chinesische Videoportal TikTok überholt. Doch aus eigener Kraft schaffte es die Anwendungssoftware nicht an die Spitze der App-Charts.

Gelauncht wurde sie am 01. Januar 2019 vom Zentralen Propagandaamt. Seitdem haben sie die Mitglieder der führenden Kommunistischen Partei, Beamte, Angestellte staatlicher Unternehmen und Lehrer öffentlicher Schulen durch ihren Download zur beliebtesten App des Landes gemacht. Sie müssen die Anwendung täglich nutzen, um Punkte für das im Land gängige Sozialkredit-System zu sammeln. Das kann laut “BBC” schon mal bis zu zwei Stunden täglich in Anspruch nehmen.

“Xuexi Qiangguo” mit News und Messaging-Funktionen

Und sie ist multifunktional: “Xuexi Qiangguo” zeigt staatliche Nachrichten, hilft beim Erstellen persönlicher Kalender sowie beim Versenden von Geld à la PayPal und erlaubt Videochats mit Freunden. Sogar Snapchat-ähnliche Nachrichten, die sich nach einiger Zeit selbst löschen, gibt es.

Vor allem aber können Chinesen damit ihr Wissen über Staatschef Xi Jinping, dessen Name bereits im Titel der Software steckt, auffrischen. Sogar nach Regionen spezifiziert die Applikation ihre News und dokumentiert auf diese Weise etwa Xis Besuche in den verschiedenen Provinzen.

Chinas Regierung forciert möglicherweise Download

Doch offenbar längst nicht jeder hat die Applikation freiwillig heruntergeladen. Die Regierung half ein wenig nach, mutmaßt “Guardian” und lässt Social-Media-Nutzer des Landes zu Wort kommen. “Ich habe die Xuexi-Qiangguo-App freiwillig installiert”, zitiert die Zeitung einen scheinbar sarkastisch kommentierenden User beim Mikroblogging-Dienst Weibo.

Außerdem soll es offizielle Workshops zur Bedeutung der App gegeben haben. Örtliche Vorsteher seien angewiesen worden, die Applikation zu promoten. Sie erscheint in Zeiten, in denen China zunehmend Online-Plattformen zensiert, indem sie Inhalte verbannt, Aktivisten zum Löschen ihrer Accounts zwingt und regelmäßig komplette Plattformen abschaltet.