Werbung

"Provokation und Heuchelei": Offener Brief eines Pfarrers an Markus Söder

Nachdem der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag verkündet hat, dass ab dem 1. Juni in allen bayerischen Behörden Kreuze hängen müssen, regt sich Widerstand. Gerade auch von katholischen Christen, wie der offene Brief eines Hochschulpfarrers zeigt.

Pfarrer Burkhard Hose schrieb einen offenen Brief an Markus Söder (Bild: Facebook)
Pfarrer Burkhard Hose schrieb einen offenen Brief an Markus Söder (Bild: Facebook)

Mit der Forderung nach einem “klaren Bekenntnis zu bayerischer Identität und christlichen Werten“ hat Markus Söder seine Kruzifix-Offensive begründet, doch nicht alle Christen sind der Meinung, dass er damit auch christlich handelt.

Der katholische Hochschulpfarrer Burkhard Hose hat via Facebook einen offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten gerichtet, indem er Folgendes schreibt:

Er selbst habe in den vergangenen Wochen immer wieder mit vielen Christen gesprochen, wobei der Tenor ziemlich eindeutig gewesen sei: “Viele empfinden es zunehmend als eine Provokation und als Heuchelei, wie Sie über das Christentum öffentlich reden. In unserer Wahrnehmung wird das Christentum von Ihnen dazu missbraucht, um die Ausgrenzung von Menschen anderen Glaubens zu betreiben.“ Viele Menschen seien angesichts dieser Entwicklung sehr besorgt.

Weiter heißt es in dem Schreiben: “Das Kreuz taugt jedoch nicht als verlängerter Arm einer Politik der Ausgrenzung oder des nationalistischen Egoismus. Das Kreuz lässt sich auch nicht auf bayerische Folklore reduzieren. Das Kreuz ist nicht nur Etikett oder Ausweis einer bestimmten Identität, sondern Erinnerung an den Lebensweg Jesu, dessen grenzenlose Liebe und dessen besondere Parteinahme für Ausgegrenzte ihn letztlich ans Kreuz brachten.”

Markus Söder mit einem Kreuz, wie es bald in allen bayerischen Behörden hängen soll. (Bild: dpa)
Markus Söder mit einem Kreuz, wie es bald in allen bayerischen Behörden hängen soll. (Bild: dpa)

Der Geistliche fordert Söder auf, die christliche Religion samt ihrer Symbole nicht als vermeintliches Bollwerk gegen den Islam zu missbrauchen. Und weiter: “Stärken Sie als Ministerpräsident das Verbindende zwischen allen Menschen, die hier leben! Handeln Sie in diesem Sinne wirklich christlich! Demonstrieren Sie nicht Christlichkeit, sondern praktizieren Sie diese!“ Womit Söder anfangen könnte: Mit einem Stopp der Abschiebungen nach Afghanistan, die mit christlichen Werten ganz und gar nicht übereinstimmen würden.

Der Pfarrer schlug einen Tag später ebenfalls vor, statt eines Kreuzes Folgendes aufzuhängen:

Der offene Brief des Pfarrers wurde über 2000 Mal geteilt und hat viele zustimmende Reaktionen hervorgerufen.

Ein User schrieb: “Danke … das musste mal geschrieben werden.“ Daran, dass Söder seine Meinung ändern wird, glaubt er nicht, denn: “Er agiert mit Blick auf Landtagswahl und Machterhalt lieber als populistischer Brandstifter denn als Politiker mit christlichen Werten.“

Und auch der Rest der User schließt sich an und lobt den Pfarrer für seinen Text: