Werbung

Prozess in Berlin: Darum geht es beim Prozess um den entführten Vietnamesen

Sie präsentierten ihn wie eine Trophäe: Trinh Xuan Thanh in der Obhut vietnamesischer Polizisten

Berlin. Auf der Anklagebank im alt ehrwürdigen Saal 701 des Kriminalgerichts Moabit sitzen meist Terroristen, Clan-Chefs oder Rocker-Bosse. Persönlichkeiten der Unterwelt, Mörder oder Vergewaltiger mit langem Vorstrafenregister. Nicht so am heutigen Dienstag. Dann richten sich die Kameras auf einen Mann, der auf einem schmuddeligen vietnamesischen Großmarkt in der Nähe der Prager Altstadt eine Wechselstube betreibt und strafrechtlich nie in Erscheinung trat. Und doch ist der Fall des 47 Jahre alten Long N. H. spektakulär. Denn wann gab es das zuletzt in der deutschen Hauptstadt, dass ausländische Geheimagenten einen missliebigen Staatsbürger samt Begleiterin am Tag und auf offener Straße in einen Transporter zerren und in einer Kommandoaktion außer Landes fliegen – ohne die deutsche Regierung auch nur zu benachrichtigen?

Der Anruf

Die deutschen Behörden kommen mit dem Fall, der an Spionagegeschichten aus dem Kalten Krieg oder an James-Bond-Filme erinnert, erstmals am 23. Juli vergangenen Jahres in Kontakt. Es ist ein mäßig warmer Sonntag, das Thermometer hat gerade die 20-Grad-Marke überschritten, als in der Leitstelle der Berliner Polizei um exakt 10:48 Uhr ein Notruf eingeht. "Hier wurde gerade jemand in 'nen Transporter reingezerrt", berichtet die Anruferin. Ihre Stimme zittert. Dann reicht sie den Hörer an ihren Begleiter weiter. Auch er versichert: "Hier ist gerade jemand entführt worden."

Der Beamte am anderen Ende der Leitung wirkt unbeeindruckt. "So, und wie lange is dit jetzt h...

Lesen Sie hier weiter!