Pulverfass Dorfklub - Wenn auch 10-Jährige salutieren

Ronaldo-Jubel, Dybala-Tattoo, Balotelli-Pose. Immer wieder finden Aktionen der internationalen Fußballstars Wiederverwendung auf deutschen Amateur-Sportplätzen.

Nun ist es der türkische Militärgruß, der Einzug auf die Dorfplätze im Land erhält. Ein erschreckendes Bild, gegen das Landes- und Kreisverbände nun rigoros vorgehen wollen.

SPORT1 sprach mit Fabian Frühwirth vom Bayerisches Fußball-Verband (BFV) und klärt auf, wie der Verband gegen die neuesten Entwicklungen vorgehen will.

Bereits am vergangenen Wochenende, kurz nachdem türkische Nationalspieler erstmals mit dem Militärgruß irritierten, wurde eben jene Geste auf Sportplätzen von Amateurklubs in Deutschland registriert.

10-Jährige salutieren für Foto

Auch im Gebiet des Bayerischen Fußball-Verbandes gab es zwei konkrete Vorfälle. Am vergangenen Sonntag wurde ein solcher Fall bei einem Spiel in Niederbayern registriert. Der BFV handelte umgehend: "Nur Stunden später haben wir bereits den Kontakt mit dem betreffenden Verein aufgenommen und weitere gemeinsame Schritte besprochen, um das Geschehene auch inhaltlich aufzuarbeiten", so Frühwirth. (Service: Das ist beim Jubeln erlaubt - das nicht)

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Sogar eine Jugendmannschaft posierte salutierend für ein Foto zur der Präsentation der neuen Trainingsanzüge. Für den BFV ein erschreckendes Bild: "Da kann man dem 10-Jährigen doch keinen Vorwurf machen. Aber anscheinend gibt es Trainer oder Betreuer, die die Kinder vermeintlich instrumentalisieren. Da ist eine Grenze dann bei weitem überschritten. Die Kinder müssen hier in erster Linie geschützt werden. Sie können die Tragweite schlicht und ergreifend nicht mal im Ansatz abschätzen."

Der bayerische Verband und auch andere Landesverbände haben sich der Problematik angenommen. "Wir können natürlich nicht alle 4.600 Vereine im ganzen Verband beäugen, sind durch unsere Strukturen mit über 800 ehrenamtlichen BFV-Mitarbeitern aber sehr nah dran am Geschehen." Mitarbeiter durchqueren auch soziale Medien nach Inhalten zu derartigen Vorfällen.

Der BFV muss sich in diesem Fall aber in erster Linie auf Meldungen der Schiedsrichter beziehen, die solche Vorfälle im Spielbericht dokumentieren. Druck möchte der Verband auf seine Unparteiischen aber keinesfalls ausüben. "Wir sensibilisieren unsere Schiedsrichter natürlich dahingehend. Wir sind aber weit davon entfernt, sie bei diesem Thema ganz allein in die Pflicht zu nehmen. Für die Schiedsrichter ist die Situation genauso schwierig", so Frühwirth.

BFV setzt Konfliktmanager ein

Ein vorgegebenes Strafmaß gibt es nicht. Jeder Fall müsse differenziert betrachtet werden. Bevor das Sportgericht über einen derartigen Fall berät, wird im BFV erst der Verbandsanwalt aktiv. Dieser führt Vorermittlungen und entscheidet dann, ob er Anzeige beim Sportgericht erstattet. Eine Bestrafung auf Gerichtsebene reicht dem BFV aber nicht aus. "Spürbare Strafen müssen sein, aber wir haben auch den Anspruch, darüber hinaus mit den Vereinen im Austausch zu sein, um Dinge aufzuarbeiten."

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Dazu dienen auch 22 Konfliktmanager, die der BFV im gesamten Verbandsgebiet verteilt hat. "Unsere Konfliktmanager fungieren gegenüber Vereinen und Verantwortlichen als Mediatoren, sind genau für solche Themen geschult. Sie werden im konkreten Fall selbstständig tätig und kommunizieren dann aktiv mit den Betroffenen. Wir gehen auf die Vereine zu, man kann sich aber auch an uns wenden."

Dennoch steht der BFV zu seiner "Null-Toleranz-Politik", wie Verbandsspielleiter Josef Janker betonte. Diese artet aber nicht nur in Strafe aus, sondern auch in Kommunikation und Aufarbeitung mit der Hoffnung, die Werte des Fußballs langfristig zu erhalten: "Fairplay, Respekt, Gewaltfreiheit, Toleranz und Anerkennung".