Putin zu Schröder: „Gerhard, wir brennen!“

Kremlchef weist bei Live-TV-Show Kritik zurück

Wurde so die unverbrüchliche Männerfreundschaft zwischen Kremlchef Wladimir Putin und Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder besiegelt? Der russische Präsident berichtete bei seiner alljährlichen TV-Propagandasendung von einer gefährlichen Begebenheit mit dem Deutschen. Putin verteidigte sich zudem wiederholt gegen Kritik aus dem Westen.

Vier Stunden lang hat Putin in der Fernsehsprechstunde „Direkter Draht“ live seine Politik gegen Kritiker im In- und Ausland verteidigt. Neben ernsten Themen wie Ukraine-Konflikt, Wirtschaftsentwicklung und Raketenlieferungen an den Iran gab der 62-Jährige auch eine private Anekdote zum Besten – und erklärte damit wohl auch einen Grund für seine Bewunderung für den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Vor vielen Jahren hätten der SPD-Politiker und er in einer Banja, dem russischen Dampfbad, entspannt, erzählte Putin. Dann habe sie Feuer gefangen.

„Gerhard, wir brennen!“, habe er seinem Gast zugerufen. Der soll aber seelenruhig entgegnet haben: „Ich trinke erst mein Bier aus - dann gehen wir.“ Trotz seiner entgeisterten Replik „Bist du verrückt?“ habe Schröder wie angekündigt sein Glas geleert. Der Deutsche sei „wirklich ein Mann mit Ausdauer“. Ins Dampfbad nimmt Putin heute übrigens keine Staatsgäste mehr mit.

Drei Millionen Fragen an Putin

Zur Sendung waren mehr als drei Millionen Fragen russischer Bürger eingegangen, die Putin scheinbar spontan vor laufender Kamera beantwortete. Erneut leugnete der Kremlchef die Stationierung russischer Truppen in der Ukraine. Dafür warf er dem Westen vor, die Sanktionen gegen sein Land nur aus politischen Gründen aufrechtzuerhalten. EU und USA wollten damit in erster Linie Russland schwächen. Putin stellte die EU als Handlanger der Vereinigten Staaten dar. Letztere wollten keine Verbündeten. „Als Supergroßmacht brauchen sie Vasallen“, sagte Putin.

Eigene Großmacht-Fantasien wies der Kremlchef zurück. „Ich will betonen: Wir haben keine Ziele einer Wiedergeburt des Imperiums, bei uns gibt es keine imperialen Ambitionen.“ Im postsowjetischen Raum sei aber eine Zusammenarbeit nötig, damit sich der Lebensstandard verbessere. Für Russland sprach Putin davon, dass die Talsohle der wirtschaftlichen Misere durchschritten sei. Die Erholung könne innerhalb von zwei Jahren und damit schneller als erwartet eintreten. Allerdings wies während der Sendung eine Journalistin darauf hin, dass Putin schon vor zweieinhalb Jahren eine wirtschaftliche Erholung in den nächsten zweieinhalb Jahren angekündigt hatte.

Putin verteidigte während der Marathon-Sendung zudem die geplante Lieferung von Luftabwehrraketen an den Iran. Das Land habe bei den jüngsten Verhandlungen für ein Atomabkommen viel Kompromissbereitschaft gezeigt. Das Raketensystem stelle zudem keine Bedrohung für Israel dar.

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