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Putins „dunkelster Ort“ lockt Touristen mit Glitzer-Fassaden — und verschweigt die brutale Realität

Glitzerwelt statt Trümmerhaufen: Tschetscheniens Hauptstadt Grosny hat sich gewandelt. Auch dank Wladimir Putins Unterstützung.
Glitzerwelt statt Trümmerhaufen: Tschetscheniens Hauptstadt Grosny hat sich gewandelt. Auch dank Wladimir Putins Unterstützung.

Entführung, Folter, Mord. Jahrelang hatte Tschetschenien, die russische Teilrepublik im Nordkaukasus, wahrlich keinen guten Ruf. Tschetschenien galt als Gebiet, in dem noch mehr als anderswo im Reich des Wladimir Putin Menschenrechte mit Füßen getreten werden. In das Touristen aus dem Westen lieber nicht kommen sollten. Als „Putins dunkelsten Ort“ bezeichnete 2017 die „Bild“-Zeitung die autonome Region zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer und dürfte damit nicht so falsch gelegen sein.

Schluss. Aus. Vorbei. „Dunkelster Ort“ soll nach dem Willen der lokalen Machthaber der Vergangenheit angehören. Inzwischen will Tschetschenien, Heimat von etwas mehr als einer Million Menschen, etwas ganz Anderes sein. Eine Wohlfühlgegend, hübsch und schick gemacht. Eine Topadresse für westliche Touristen. Wer in Tschetscheniens Hauptstadt Grosny übernachten will, der kann das laut der Online-Reisebörse Expedia für 40 Euro pro Nacht aufwärts tun. Wer 100 Euro oder mehr hinlegt, nächtigt im Grosny City-Hotel, einem hochmodernen Wolkenkratzer im Herzen der Großstadt. Frühstück und Internet inklusive.

Grosny 2004: 70 Prozent der Häuser zerstört

Erst jüngst war ein Kamerateam des spanischen Nachrichtensenders RTVE in Grosny. Es zeigte blitzsaubere Promenaden mit hübschen Terrassen und Cafés. Es zeigte auch den Informationsminister der Republik. Der prahlte: „Das hier wurde in Rekordzeit wieder aufgebaut.“ Das mag erklären, dass Ramsan Kadyrow, der starke Mann Tschetscheniens, Wahlergebnisse von fast 100 Prozent einfährt. So geschehen beim bislang letzten regionalen Votum im Herbst 2016. Das mag erklären, dass auch Putin bei der Präsidentschaftswahl 2018 in Tschetschenien mehr als 90 Prozent der Stimmen erhielt und damit weit mehr als im Rest des Landes. Natürlich dürfte auch massive Wahlmanipulation den beiden Männern geholfen haben. Trotzdem ist unumstritten, dass sich Tschetschenien in den vergangenen Jahren gemacht hat.

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