Qualcomm legt nach: Neue Acht-Kern-Prozessoren für günstigere Notebooks

Qualcomm präsentiert auf der IFA drei neue CPUs mit zehn und acht Kernen, die vor allem in günstigen Notebooks zum Einsatz kommen sollen.

Berlin, 4. September 2024 – Qualcomms CEO Christiano Amon stellt heute auf einer Pressekonferenz im Umfeld der IFA neue Prozessoren für Windows-Computer vor, die das aktuelle Portfolio der Snapdragon X-Elite- und X-Plus-Chips nach unten abrunden sollen. Drei neue Modelle (eines mit zehn und zwei mit acht Kernen) sollen günstigere Notebooks in der Preisklasse um 800 bis 1.000 Euro möglich machen. Die ersten Geräte mit den neuen Chips werden laut Qualcomm bereits heute in den Handel kommen.

Insgesamt gibt es nun acht Snapdragon-X-Prozessoren von Qualcomm, wobei die beiden heute vorgestellten Acht-Kerner das Portfolio nach unten abrunden sollen. Die beiden Plattformen X1P-46-100 und X1P-42-100 sind mit einer deutlich schwächeren Grafikeinheit (GPU) ausgestattet, die laut Qualcomm aber immer noch drei 4k-Monitore mit 60 Hz füttern kann.

Bei der KI-Leistung der "Neural Processing Unit" NPU sollen die neuen Chips aber komplett auf Augenhöhe mit den bisherigen, teureren Modellen sein: 45 Billionen Operationen (Trillion Operations, TOPS) mit 8-Bit Rechengenauigkeit bieten sie und übererfüllen damit Microsofts Anforderungen für die KI-Rechenleistung so genannter Copilot-Plus-PCs.

Ein Schaubild das die Akkulebensdauer der Intel Core Ultra 7 155U CPU (blauer Balken) gegen die Snapdragon X Plus 8-core (weinroter Balken) in 6 Kategorien gegeneinander stellt.
Ein Schaubild das die Akkulebensdauer der Intel Core Ultra 7 155U CPU (blauer Balken) gegen die Snapdragon X Plus 8-core (weinroter Balken) in 6 Kategorien gegeneinander stellt.

Ein Blick auf die Datenblätter lässt erwarten, dass die günstigeren X-Plus-Prozessoren bei Anwendungen, die vor allem einen CPU-Kern nutzen, kaum hinter den teureren Modellen zurückstehen dürften. Bei Anwendungen, die massiv auf parallele Rechenoperationen setzen, etwa bei der Bild- und Video-Bearbeitung, dürfte der Unterschied deutlicher ausfallen.

Insgesamt ist Qualcomms Schritt aus unserer Sicht aber auf jeden Fall sinnvoll, denn die meisten wichtigen Anwendungen sind inzwischen auch als ARM-Version verfügbar und dürften angenehm flott auf der neuen Plattform laufen – und das bei vermutlich deutlich besseren Akkulaufzeiten, als die Nutzer sie von Notebooks mit bisherigen Intel- oder AMD-CPUs gewohnt sind. Sowohl Intel mit Core Ultra V200 (Lunar Lake) als auch AMD mit Ryzen AI HX 370 (Zen 5) behaupten allerdings, dass ihre neuen x86-CPUs signifikant effizienter als bisher sind.

Aktuell bringen die KI-Funktionen von Windows ("Copilot-Plus") aus unserer Sicht zwar noch keinen echten Mehrwert, aber auch hier kann sich in den nächsten Monaten und Jahren noch viel tun.

Hintergrund: Der Kampf um den Windows-PC-Markt hat erst begonnen

Viele haben es bisher vielleicht noch gar nicht bemerkt, aber im Juni hat sich die Windows-Welt für immer verändert. Da kamen die ersten konkurrenzfähigen Windows-Notebooks mit einer neuen Prozessor-Architektur auf den Markt. Diese auf der so genannten ARM-Technologie beruhenden Chips bieten ähnlich Leistung wie Intels und AMDs CPUs aus der x86-Welt, brauchen dafür aber weniger Strom und bieten eine bessere Performance beim lokalen Ausführen von KI-Funktionen auf dem Notebook.

Das Ganze kommt nicht überraschend, Apple hat schon vor ein paar Jahren sein ganzes Notebook- und PC-Portfolio auf selbst entwickelte ARM-Chips umgestellt – mit überragendem Erfolg. Inzwischen ist schon die vierte Generation der "M"-Chips auf dem Markt, und die Nutzer sind begeistert, da die Leistung überzeugt und die Akkulaufzeit sich deutlich verbessert hat.

Bei Windows sah die Lage bisher anders aus. Es gab zwar schon länger Versuche von Qualcomm, sich im Notebook-Segment zu etablieren. Doch aufgrund mangelnder Performance der früheren ARM-Notebook-Prozessoren und wegen einer nur geringen Anzahl von Anwendungen, die für die ARM-Prozessoren optimiert wurden, bliebt der Erfolg bislang aus. Seit 2024 scheint sich das Blatt aber gewendet zu haben, Qualcomm konnte mit den neuen Snapdragon-X-Prozessoren bei der Performance deutlich zulegen und Microsoft und viele großen Software-Entwickler haben viel Energie in die Entwicklung und Optimierung von Software für ARM-Prozessoren gesteckt.

Zudem spielt der aktuelle KI-Hype Qualcomm in die Hände: Das Unternehmen hat hier schon seit Jahren durch die erfolgreichen Smartphone-Chips der Snapdragon-Serie viel Erfahrung mit Hardware gesammelt, die die Ausführung von lokalen KI-Anwendungen besonders effizient möglich macht.

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