"Die Queen wird durchhalten!"

Die Queen trauert um ihren Ehemann (Bild: imago images/i Images)
Die Queen trauert um ihren Ehemann (Bild: imago images/i Images)

Prinz Philip ist am 9. April im Alter von 99 Jahren gestorben. Der private Verlust für Queen Elizabeth II. (94) ist "kaum zu ermessen", sagt Mareile Höppner (43), TV-Moderatorin und Royal-Expertin, im Interview mit spot on news. Die Autorin von "Was kommt nach der Queen?" ist sich aber sicher: Die Monarchin wird tun, "was immer von ihr verlangt wurde - durchhalten".

Weltweit trauern Königshäuser, Politiker, Stars und Royal-Fans um Prinz Philip. Was hat ihn zu einer so herausragenden Persönlichkeit gemacht?

Mareile Höppner: Es war wohl besonders seine Haltung, sein Durchhaltevermögen, aber auch sein Humor, der den meisten in Erinnerung bleibt. Ich habe oft erlebt, wie er immer zwei Schritte nach seiner Frau laufend noch schnell links und rechts das Gespräch suchte. Er machte nie einen Unterschied, wer da mit ihm plauderte. Er machte einen Scherz und lief mit einem Lächeln seiner berühmten Ehefrau nach. Wer dies einmal miterlebt hat, der hat verstanden, warum Prinz Philip es gut ertragen hat, nie König zu sein, sondern einfach der Prinz und Ehemann. Ihm gefiel seine Rolle nach außen.

Er durfte das, was seine Frau nie tun konnte. Und dass er der Entscheidungsträger zuhause war, das hat nicht nur die Queen oft betont. Auch Prinz Charles beschrieb den Vater als streng und wegweisend, was nicht immer leicht war für den zarten Sohn. Prinz Philip sind die Herzen aber nicht von Anfang an zugeflogen. Im Gegenteil, zu Beginn wurde er eher abschätzig "Der Grieche" genannt. Aber im Laufe der Jahre entwickelte er seine eigene Rolle und seine besondere Nähe zum Militär und zur Marine hat ihm dabei viel Anerkennung eingebracht.

Dass Prinz Charles bei einem seiner ersten Deutschlandbesuche seine Rede auf Deutsch halten konnte, verdankt er übrigens auch dem strengen Vater. Der dafür sorgte, dass Charles auch Deutsch spricht, wie Prinz Philip selbst. Für seinen besonderen Humor war Prinz Philip immer bekannt und man mag sich vorstellen, dass er von oben mit einem Lächeln herunterschaut, einen seiner berühmten Scherze macht. Er sagte mal, er sei der weltberühmteste Gedenktafel-Enthüller - nun wird es ihm zu Ehren wohl auch mal Gedenktafeln geben.

Wie werden die nächsten Tage für die Queen und ihre Familie ablaufen, wie sieht die Beerdigung unter Corona-Bedingungen aus?

Höppner: Die nächsten Tage der Queen sind straff organisiert. Sie ist für ihre eiserne Disziplin bekannt. Die wird sie trotz ihres großen Verlusts wohl zwingen, nun weiter durchzuhalten. Die Queen und auch Prinz Philip selbst haben streng geregelt, wie die letzten Abläufe nach ihrem Tod aussehen sollen. Vom Essen bis zur Musik ist nichts dem Zufall überlassen. Nur Corona konnte niemand einplanen. Prinz Philip hat sich eine militärische Beerdigung im kleinen Rahmen gewünscht. Wobei das Wort klein hier natürlich so oder so ausgelegt werden kann.

Nur wird es wohl keine großen Menschenansammlungen geben können, mehr ein Gedenken mit der Familie. Aber sicherlich wird man versuchen, den militärischen Rahmen dennoch aufrechtzuerhalten. Das heißt Salutschüsse, ein aufgebahrter Sarg, Soldaten der British Army, aber wohl auch der Royal Air Force und Royal Navy, dazu ein Meer von Blumen. Die Familie wird zusammenkommen, auch die, die sich in den vergangen Wochen wenig zu sagen haben. Die Firma steht über allem, das hat die Queen immer so gelebt. So wird es selbst jetzt weitergehen.

Mit dem Tod von Prinz Philip verliert die Queen ihre größte Stütze. Wie wird sich die königliche Familie verändern, wer wird der wichtigste Ansprechpartner für Elizabeth II.?

Höppner: Prinz Charles ist längst die wichtigste Stütze in der Öffentlichkeit. Übrigens ist er auch der einzige, der der Queen die Hand reichen darf, wenn sie aus der königlichen Kutsche steigt. Nachdem sich Prinz Philip in die royale Rente zurückgezogen hat, ist Prinz Charles an seine Stelle gerückt. Anstrengende Auslandsreisen nimmt er seiner Mutter inzwischen genauso ab wie viele Pflichttermine, von denen jeden Tag unzählige im royalen Kalender stehen. Prinz Charles ist längst nicht mehr der royale Azubi, der er lange Jahre war, er bereitet sich auf seine nächste Aufgabe vor und das wird der Thron sein.

Dennoch ist der private Verlust für die Queen kaum zu ermessen. Und wie man es aus allen Ehen kennt, die so lange bestehen, keiner mag gern ohne den anderen weitermachen. Aber die Queen wird nun mal tun, was immer von ihr verlangt wurde - durchhalten. Und Großbritannien wird es ihr danken. Das Land steckt schließlich nicht nur in der Corona-Krise, sondern muss auch den Brexit noch verdauen. Und der Megxit war auch nicht gerade eine royale Charmeoffensive. Die Queen wird also noch gebraucht. Dringender denn je!

Bei der Beerdigung von Prinz Philip wird die königliche Familie wieder aufeinandertreffen. Wie kühl wird der Empfang für Prinz Harry nach dem TV-Interview mit Oprah Winfrey?

Höppner: Man kann sich vorstellen, dass da hinter verschlossenen Türen das ein oder andere ernste Wort gewechselt wird. Noch dazu, weil bekannt ist, dass Prinz Philip kein Fan von Harry und Meghans Interview war und noch weniger von dem Schritt, die royale Familie zu verlassen. Da braucht man nicht mal Mäuschen spielen, um zu wissen, dass es da hoch hergeht. Schließlich hat das Interview die Familie in Misskredit gebracht. Und das zu einem Zeitpunkt, da Prinz Philip ernst erkrankt war. Dennoch wird die Familie sich wohl zusammenreißen, wenn die ganze Welt bei der Übertragung der Trauerfeier zusieht und versucht, aus ihren Gesichtern zu lesen.

Denken Sie, die Queen wird nun abdanken und die Krone an Prinz Charles übergeben - oder sogar direkt an Prinz William?

Höppner: Dieser Schritt war immer ausgeschlossen und er bleibt es auch jetzt. Die Queen hat es immer als größte Last, aber auch Verpflichtung empfunden, dass ihr Vater gezwungen war und damit auch sie, den Thron zu übernehmen. Dieser Verantwortung wird sie bis zu ihrem Tode nachkommen. Und dann wird Prinz Charles nachrücken, dafür hat er schließlich Jahre lang geübt. Und auch wenn viele Briten gern den jungen Prinz William schon früher auf dem Thron sähen, so wird die Tradition etwas anderes verlangen. Prinz Charles hat nicht nur Fans in Großbritannien, einige fürchten seinen kritischen Geist, der sich für die Traditionalisten wenig mit der Krone vereinbaren lässt, andere haben etwas gegen seine lukrativen Privatgeschäfte als Biolandwirt. Dennoch wird er das Amt erstmal bekleiden, als einer der ältesten Könige wohl überhaupt auf diesem weltberühmten Posten.

Prinz Harry und Herzogin Meghan haben die Royals vor einem Millionen-Publikum kritisiert. Prinz Andrew ist weiter in den Epstein-Skandal verstrickt. Wie sehr schadet das der britischen Monarchie? Hat die Institution eine Zukunft?

Höppner: Die britische Monarchie steckt in einer der schwersten Krisen seit langem. Und die Skandale in der jüngsten Vergangenheit müssen die Queen umtreiben und sie bringen sie in eine stärkere Verantwortung. Gerade den Rassismusvorwürfen darf eine Institution wie diese nicht davonlaufen, das haben sie viel zu lange getan. Und gerade in der jungen britischen Bevölkerung gibt es dafür wenig Akzeptanz. Die Monarchie wird sich verändern müssen, auf die jüngeren Generationen warten schwierige Aufgaben. Die Queen wird das vielleicht noch aussitzen können, aber in Zukunft wird man andere, neue Töne erwarten.