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Rätselhafter Abgang: Nico Rosberg verlässt unter Tränen das "Höhle der Löwen"-Studio

Gefühlschaos in der vierten neuen "Die Höhle der Löwen"-Folge: Ex-Formel-1-Star Nico Rosberg kamen die Tränen, als zwei junge Münchner eine App für ehrenamtliche Helfer vorstellten. Unvermittelt verließ er das TV-Studio. Was ging nur in ihm vor?

Es war der Moment, in dem die Luft zu knistern begann in der VOX-Gründershow "Die Höhle der Löwen". Noch zeigten die Kameras in Großaufnahme das Gesicht von Ex-Rennsport-Ass und Investor Nico Rosberg, dessen wahre Gedanken nur schwer zu ergründen waren. Eines war jedoch offensichtlich: In dem jungen Familienvater mit dem stark ausgeprägten sozialen Sendungsbewusstsein arbeitete es. Rosberg fuhr sich nervös durch die Haare. Seine Augen röteten sich. Dann konnte er Tränen nicht mehr verstecken. Und plötzlich der Schock: Der 35-Jährige wuchtete sich aus seinem Löwen-Sessel - ging nach links ab und verließ wortlos das Studio.

"Was ist?", stammelte da nur noch eine sichtlich verwirrte Dagmar Wöhrl. Die Co-"Löwin" konnte sich keinen Reim auf Rosbergs Flucht machen. Und auch sie hatten die letzten Minuten der neuen "Die Höhle der Löwen"-Folge erkennbar mitgenommen - und innerlich aufgewühlt. So kam sie ins Philosophieren, sprach davon, dass alle der finanzstarken Coaches in der Rolle der "Löwen"-Investoren ein Gedanke vereine: "Man mag etwas zurückgeben", sagte sie. "Wir sind doch alle privilegiert." Warum Nico Rosberg bitterlich weinte, war damit dennoch nicht restlos erklärt. "Es hat ihn tatsächlich mitgenommen", stellte Ralf Dümmel, der sonst selten um trockene Sprüche verlegene Investor aus Hamburg, ebenfalls ziemlich angegriffen fest.

Geht das: Gutes tun und Geld verdienen?

Es war eben eine doch denkbar ungewöhnliche Präsentation, die Ludwig Petersen und Paul Bäumler, zwei gerade mal Anfang 20-jährige Münchner, zum Finale der neuen "Höhle der Löwen"-Ausgabe ziemlich professionell, schlagfertig, forsch und teilweise kühl berechnend vorstellten. Das Kern-Problem ihres Startups namens Letsact: dass man es eigentlich auf den ersten Blick toll finden muss - und doch sehr widerstrebende Gefühle niederringen muss. "Ich habe echt Gänsehaut bekommen", gab Nico Rosberg da noch von sich.

"Wir wollen es den Menschen leicht machen, einen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten", nannte Paul Bäumler als zentralen Gedanken ihrer App-Lösung. Letsact bringt Menschen, die sich sozial im Ehrenamt engagieren wollen, mit den entsprechenden Aufgaben und Organisationen zusammen. Wenn es etwa darum geht, Senioren zu betreuen, Tiere zu pflegen oder bei Verschönerungsarbeiten in der örtlichen Kita mitzuwirken. "Jeder dritte Deutsche würde gern ehrenamtlich etwas Gutes tun", referierte Gründer Ludwig Petersen.

Georg Kofler wittert Doppelmoral

So weit, so anständig. Und doch wurde schnell klar: Die Letsact-Gründer wollen auch Unternehmer sein. Und dafür konfrontierten sie die potenziellen Investoren mit vergleichsweise unverschämten Forderungen: 300.000 Euro wollten sie für lediglich zehn Prozent an ihrer Firma haben. Das entspricht einer Unternehmensbewertung von drei Millionen Euro. Doch woher die erhofften Umsätze so rasch sprudeln sollten, wurde nicht ganz klar. Zahlen sollen letztlich soziale Organisationen, die über die App auf zeitgemäßem Wege Helfer rekrutieren können.

Bedenklicher noch: Wieso überhaupt Geld verlangen? "Warum wollt Ihr mit einer doch eher karitativen Tätigkeit gleich Multimillionäre werden?", brachte Georg Kofler das "Letsact"-Dilemma auf den Punkt. Schon arbeitete es in Nico Rosberg. Er schien innerlich mit dem Für und Wider zu kämpfen. Das auch aus überraschend persönlichen Motiven, wie er in einer der klarsten Sternstunden bisheriger "Die Höhle der Löwen"-Folgen plötzlich bekannte.

Nico Rosberg möchte seine junge Tochter inspirieren

"Gerade für meine Tochter, die gerade vier Jahre geworden ist, suche ich Gelegenheiten", stammelte er sichtlich bewegt. "Wo kann ich mit ihr zusammen Gutes tun, um sie auch zu inspireren", sagte Rosberg. Auf der einen Seite schien ihm die Idee von Letsact schwer zu beeindrucken, auf der anderen Seite lehnte Rosberg den Wunsch, damit Geld zu verdienen, entschieden ab. Letzlich mussten die beiden Münchner Gründer ohne jegliche Investoren-Unterstützung von dannen ziehen. Doch hinter den Kulissen war ihnen klar. "Nico Rosberg hat mit sich gerungen", meinte Ludwig Petersen. "Das hat man auch gesehen."

Hatte man tatsächlich. Und wie. Denn vorn auf der Bühne hielt der Formel-1-Weltmeister von 2016 den Druck vor der Kamera nicht mehr aus. Er wischt die Träne, die ihm über die Backe gerollt war, aus dem Gesicht, stand auf und verschwand. Selbst VOX konnte das Erlebte - den Überschwall großer Gefühle - nicht mehr erklären. Die Sendung war aus. Und viele Fragen blieben offen.

Löwen-Kampf um das Koffein-Wasser

Deutlich einfacher war es Nico Rosberg zuvor gefallen, uneingeschränkt Freude an der Energie, die von so mancher Gründer-Idee ausgeht, zu empfinden. Dann nämlich, als ihn - zusammen mit Georg Kofler - die beiden Breakletics-Gründer Peter Sowinski und Samim Quraischi aus Berlin zu einem spontanen Workout, inspiriert von Breakdance-Moves, auf der "Höhle der Löwen"-Studiobühne einluden. "Es hat mir echt Spaß gemacht", sagte Rosberg da außer Atem. "Es ist ein toller Workout - ich spüre jetzt noch die Muskeln."

Tatsächlich überzeugten die Berliner Breakletics-Erfinder mit viel Energie. Ihre Geschäftsidee, die sich im stark umkämpften Fitness-Markt vermutlich nur schwer ausbauen lässt, überzeugte dagegen weniger. Wie schon der sympathisch bärige "Forest Gum"-Gründer Thomas Krämer aus Köln, der den Investoren seinen ökologisch abbaubaren Kaugummi schmackhaft machen wollte, fanden auch die Fitness-Freaks keine "Löwen"-Unterstützung.

Dagegen kam es bei der Vorstellung der eigenwilligen Energy-Drink-Alternative FH2OCUS zu einem "Löwen"-Wettkampf. Das Investoren-Team aus Dagmar Wöhrl und Nils Glagau battlete sich mit dem Gegner-Duo aus Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer darum, das koffeinhaltige Mineralwasser, das Sportler, Geschäftsleute und Kreative wach machen soll, im großen Stil zu unterstützen. Schließlich siegten Maschmeyer und Dümmel: Mit Werbe-Power in Höhe von einer halben Million Euro extra wollen sie das Kraft-Wasser brodeln lassen. Und einen ersten Erfolg hatten sie schon: Sie konnten die Gründer Sonja Wüpping und Jan Oostendorp zu einer Namensänderung überreden: Nun soll FlowKiss die Supermärkte erobern.

Gibt Rosberg "Letsact" doch noch eine zweite Chance?

Nicht ganz so euphorisch zogen dagegen die liebenswert schrulligen, unternehmerisch unerfahrenen Klang2-Gründer von dannen. Sie fanden für ihr Musik-Memory-Spiel zunächst keine Investoren, dann zog Nils Glagau die Aufmerksamkeit auf sich: Er luchste den Gründern einen Drittel-Anteil am Unternehmen ab, dürfte sich damit aber viel Aufbauarbeit eingehandelt haben.

Und dann wäre man doch noch mal bei Nico Rosberg: Passion fürs Soziale zeigte er ja. So könnten die Letsact-Gründer vielleicht doch noch auf ihr Comeback bei Rosberg hoffen. "Wenn Ihr in Zukunft doch auf ein Non-Profit-Modell setzt, ruft mich an", sagte der Rennfahrer den Unternehmern kurz vor dem Rausgehen. "Dann bin ich dabei."