Rückgang der Zahlen in Deutschland - 24 Prozent weniger Asylanträge - Grund dafür sind aber nicht die Grenzkontrollen

Die Mehrheit der Deutschen sieht die Aufnahmekapazität für Flüchtlinge erreicht<span class="copyright">Boris Roessler/dpa</span>
Die Mehrheit der Deutschen sieht die Aufnahmekapazität für Flüchtlinge erreichtBoris Roessler/dpa

Trotz Spitzenreiterposition verzeichnete man in Deutschland während der letzten Monate ein Minus der eingereichten Asylanträge um immerhin 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch das liegt nicht an der von der Ampel gefeierten Verschärfung der Grenzkontrollen.

Im Vergleich innerhalb der EU bleibt Deutschland weiterhin Spitzenreiter bei den hierzulande gestellten Asylanträgen.  Dies berichtete die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf bisher unveröffentlichte Zahlen der EU-Asylagentur.

Demnach verzeichnete die Bundesrepublik insgesamt 170.574 Anträge. Es folgen Spanien mit 122.096, Italien mit 117.042 und Frankreich mit 115.652 Anträgen. Die niedrigsten Zahlen wurden in Ungarn (21), der Slowakei (121) und Litauen (284) registriert. Besonders auffällig ist der starke Rückgang der Asylanträge in Österreich, wo die Zahl der Schutzanträge mit 18.984 mehr als halbiert wurde, was einem Rückgang von 57 Prozent entspricht.

Grenzkontrollen auf dem Balkan haben sich deutlich verschärft

Fast jeder dritte Asylantragssteller in Deutschland kommt laut dem Bericht aus Syrien (30 Prozent). Besonders viele Schutzsuchende stammen hierzulande auch aus Afghanistan (15 Prozent) und der Türkei (13 Prozent). Deutschland übt insgesamt eine erhebliche Anziehungskraft auf Asylbewerber aus Syrien und Afghanistan aus: Nahezu jeder zweite Asylantrag aus diesen beiden Ländern in der EU wird in Deutschland eingereicht.

Besonders bemerkenswert an den Zahlen ist allerdings: In Deutschland verzeichnete man zwischen Anfang Januar und Ende September tatsächlich einen Rückgang der Asylanträge um 24 Prozent. Im Gegensatz dazu stiegen die Schutzanträge in Italien um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, während Griechenland sogar einen Anstieg von 39 Prozent (49.740 Anträge) verzeichnete. Woran kann das liegen?

Nach Informationen der „Welt am Sonntag“: Wohl eher nicht an Grenzkontrollen, auf die die Bundesregierung vermehrt verweist. Vielmehr dürfte laut dem Blatt ein wesentlicher Grund darin liegen, dass die Regierungen in Athen und Rom aufgrund neuer europäischer Vereinbarungen nicht mehr so viele Migranten wie zuvor durchlassen. Zudem haben sich die Grenzkontrollen auf dem Balkan erheblich verbessert, wodurch Migranten frühzeitig abgewiesen werden und somit nicht weiter in Richtung Norden reisen können.

EU-Kommission warnt vor neuer Flüchtlingswelle aus dem Libanon

In den ersten neun Monaten dieses Jahres (1. Januar 2024 bis 30. September 2024) wurden in der EU sowie in Norwegen und der Schweiz generell etwas weniger Asyanträge gestellt. Mit insgesamt 739.735 Anträgen verzeichnet die EU-Asylagentur einen Rückgang von 8,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Trotzdem: Kein Grund zum Durchatmen. Denn wie die „Welt am Sonntag“ weiter berichtet, warnt die EU-Kommission in ihrem vertraulichen Bericht auch vor einer möglichen Fluchtwelle aus dem Libanon in die EU. In dem Dokument zur aktuellen Migrationslage in Europa heißt es: Vor dem Hintergrund der großen Zahl an syrischen Flüchtlingen im Libanon (nahezu 1,5 Millionen) und der verschlechterten humanitären Lage für die gesamte Bevölkerung im Libanon, wird sich die Zahl derjenigen, die über die Grenze flüchten, wahrscheinlich weiter erhöhen.“

Laut dem EU-Bericht waren bis zum 29. September 345.000 Menschen aufgrund des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon innerhalb des Landes auf der Flucht, während rund 100.000 Personen bis Ende September nach Syrien geflohen sind.