AEW besiegt WWE erneut - und noch klarer

Es war eine ungewöhnliche Ansetzung für das erste TV-Match um den World Title der neuen Liga AEW.

Bei der dritten Episode von Dynamite wurde Champion Chris Jericho von Darby Allin herausgefordert, 26 Jahre alt und in der Independent-Szene vor allem durch halsbrecherische Hardcore-Fights aufgefallen.

Als World-Title-Herausforderer beim WWE-Rivalen hatten die Fans den Mann mit dem Skateboard und der halben Totenkopf-Bemalung nicht unbedingt auf der Rechnung - aber es wurde mehr als deutlich, was die AEW-Bosse sich bei der Ansetzung dachten.

Mit teils atemberaubenden Aktionen nutzte Allin die Bühne, um sich den Fans als potenziell kommender Star zu präsentieren. Niederringen konnte Jericho am Ende nur auf eine Weise, die der Inszenierung seines Charakter auch gerade zupass kommt: Mit rabiaten Mitteln und unfeiner Hilfe seines vergangene Woche eingeführten Inner Circle mit Ex-WWE-Kollege Jake Hager, dem einstigen Jack Swagger.

Rating: Abstand zu WWE NXT vergrößert

Die dritte Dynamite-Ausgabe konnte in den USA das Zuschauer-Niveau der Vorwoche in etwa halten und wieder knapp die Millionen-Marke knacken, wobei es einen leichten Fall von 1,018 auf 1,014 Millionen gab (Wermutstropfen: ein 4-Prozent-Verlust in der werberelevanten Zielgruppe 14-49). Im "Wednesday Night War" konnte AEW den Abstand auf die parallel laufende TV-Show des WWE-Drittkaders NXT aber sogar vergrößern: Deren Show verlor weitere 10 Prozent seiner Zuschauer und fiel von 790.000 auf 712.000.

Jake Hager verhilft Chris Jericho zum Sieg

Gegen Ende des Hauptkampfs, einem Street Fight ohne Disqualifikationen, zügelte Veteran Jericho Allins Offensive, indem er ihn mit Gaffertape die Hände hinter dem Rücken zusammenband - was das, was folgte, umso mitreißender machte: Allin startete eine Verzweiflungsoffensive, zeigte unter anderem einen Springboard Splash, einen Dropkick und sprang in einer besonders gefährlichen Aktion mit einem Dive aus dem Ring auf Jericho.

Jericho griff dann zu härteren Mitteln, verpasste dem immer noch gefesselten Allin einen brutalen Dragon Suplex auf dessen eigenes Skateboard - Allin aber befreite sich immer noch aus dem Versuch, das Match durch Pinfall zu beenden und ging wieder in die Gegenoffensive.

Erst der eingreifende Hager würgte Allin die Luft ab, indem er ihn vom Seil schubste. Jericho nahm seinen Gegner dann in seinen Aufgabegriff Walls of Jericho und siegte. Er feierte seinen Triumph dann auf die Art und Weise, die er nach seinem Titelgewinn bei All Out zum Internet-Hit machte: mit "A little bit of the bubbly", einer großen Champagner-Sause mit seinen Circle-Kollegen Hager, Sammy Guevara, Santana und Ortiz (ehemals LAX).

Es war ein logischer Sieg für Jericho, der den Titel bei der nächsten Großveranstaltung Full Gear am 9. November gegen den namhafteren Herausforderer Cody Rhodes aufs Spiel setzen wird. Für Newcomer Allin war es aber auch genau das, was AEW im Sinn hatte: ein moralischer Sieg in der Niederlage.

Die weiteren Highlights:

- Vor dem Auftaktmatch zwischen SCU (SoCal Uncensored) und den Best Friends, einem Erstrundenduell im Turnier um die neuen Tag-Team-Titel der Liga, attackierten die Lucha Bros. Pentagon Jr. und Rey Fenix SCU und verletzten dabei deren Mitglied Christopher Daniels. Der dritte SCU-Mann Scorpio Sky trat stattdessen mit Frankie Kazarian gegen Chuck Taylor und Trent Beretta an, SCU siegte mit einem Double Team Move gegen Beretta.

Die Lucha Bros. folgten SCU später ins Halbfinale, sie besiegen den Jurassic Express in der körperlich unterlegenen Kombination Jungle Boy (Jack Perry, Sohn des verstorbenen Schauspielers Luke Perry) und dem nur 1,57 Meter großen Marko Stunt, der für den verletzten Hünen Luchasaurus einsprang. Pentagon und Fenix treffen damit kommende Woche auf Private Party, SCU auf die mit einem Freilos vorgerückte Dark Order.

- Santana und Ortiz - die kein Teil des Turniers waren - feierten innerhalb von zwei Minuten einen klaren Sieg über zwei lokale Wrestler und forderten dann die überraschend gegen Private Party ausgeschiedenen Young Bucks zu einem großen Match bei Full Gear.

- In einem weiteren Titelmatch behielt der japanische Damenchampion Riho den Titel gegen Dr. Britt Baker, Riho konterte Bakers Versuch, sie mit der Mandible Claw schachmatt zu setzen, mit einem Einroller und schulterte Baker. Es folgte ein Handschlag-Angebot von Riho, das Baker nur widerwillig anzunehmen schien.

- Im Co-Main-Event der Show wurden die beiden Fehden zwischen Kenny Omega und Jon Moxley (Ex-WWE-Star Dean Ambrose) sowie Hangman Page und Pac (bei WWE: Neville) zu einem heißen Tag Team Match kombiniert. Es wurde genutzt, um das große Omega-Moxley-Duell anzuschieben, das bereits in den vergangenen Woche bei Dynamite und im Überraschungs-Kracher zwischen Omega und Joey Janela bei der YouTube-Show AEW Dark Thema war.

Moxley und Omega wollten das Match auf die nächste Stufe treiben, indem sie sich mit den Fremdgegenständen bewaffneten, die Omega vergangene Woche einführte - Moxley mit einem mit Stacheldraht umwickelten Baseball-Schläger, Omega mit einem ebenso drapierten Besen. Pac ging dazwischen und entfernte die Waffen, weil sie zur Disqualifikation seines Teams geführt hätten. Moxley zeigte ihm darauf den Stinkefinger, verpasste ihm den Double Arm DDT und verließ den Ring. Pac war dann leichtes Opfer für die Spezialaktionen von Page und Omega.

Der offene Bruch der Zweckgemeinschaft Moxley und Pac wird kommende Woche zu einem Match der beiden führen.

Die Ergebnisse von AEW Dynamite am 16. Oktober 2019:

AEW Tag Team Title Tournament Match: SCU besiegen Best Friends
Santana & Ortiz besiegen Alex Reynolds & John Silver
AEW Women's Title Match: Riho (c) besiegt Dr. Britt Baker
AEW Tag Team Title Tournament Match: Lucha Bros. besiegen Jungle Boy & Marko Stunt
Hangman Page & Kenny Omega besiegen Jon Moxley & Pac
AEW World Title Street Fight: Chris Jericho (c) besiegt Darby Allin