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Tokio-Eklat überschattet Fünfkampf immer noch

Tokio-Eklat überschattet Fünfkampf immer noch
Tokio-Eklat überschattet Fünfkampf immer noch

Fast ein Jahr nach dem Olympia-Eklat im Modernen Fünfkampf sieht Bundestrainerin Kim Raisner weiter einen Schatten über ihrer Sportart.

„Wenn man immer wieder auf diesen Ritt reduziert wird, fällt es schwer, alles abzuhaken“, sagte die Ex-Weltmeisterin der Tageszeitung Die Welt: „Vielleicht wird uns das noch zwei Jahre lang begleiten, bis Reiten komplett rausfliegt.“

Die schon länger umstrittene Disziplin Springreiten war mit dem Eklat um die deutsche Athletin Annika Schleu bei den Spielen in Tokio untragbar geworden.

Schleu hatte auf Goldkurs gelegen, bis ihr zugelostes Pferd das Springen verweigerte. Unter Tränen versuchte sie, das Tier mit Sporen und Gerte zurück in den Parcours zu bringen. Raisner animierte ihre Athletin zusätzlich mit umstrittenen Zurufen („Hau drauf“) und einem Faustschlag gegen das Pferd.

Als Konsequenz aus der internationalen Kritik beschloss der Weltverband UIPM Ende 2021 die Streichung der Teildisziplin Reiten nach den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Damit will die UIPM einem drohenden Rauswurf durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) aus dem Programm der Spiele zuvorkommen. Angedacht ist ein stattdessen ein Hindernislauf (Obstacle Course Racing).

Reiten wird nach Eklat im Fünfkampf nach Paris gestrichen

Den anstehenden Veränderungen in ihrem Sport begegnet Raisner „als Traditionalistin“ mit gemischten Gefühlen: „Das ist ein harter Einschnitt. Aber wir wollen im olympischen Programm bleiben, da hängen eine Menge Fördergelder dran.“ Sie stehe dem Hindernislauf aufgeschlossen gegenüber: „Bei der Einführung des Laser-Runs waren auch viele skeptisch, und letztlich hat das unsere Sportart attraktiver gemacht.“

Trotz aller Selbstkritik in der Rückschau auf Tokio sieht Raisner ihre Athletin und sich selbst nicht als Sündenbock. Die Streichung der Disziplin Reiten „liegt keinesfalls an Annikas schlechtem Ritt allein“, sagte die 49-Jährige: „Es gab doch schon vorher Debatten, ob das Reiten nicht ersetzt werden sollte.“

Die diesjährige DM findet laut Raisner aus perspektivischen Gründen ohne Reiten statt. Ein solches Überbrückungsmodell hält sie allerdings auf der olympischen Bühne nicht für umsetzbar: „Wenn es nach mir ginge, wäre es toll, wenn wir 2028 einmalig einen Modernen Vierkampf hätten. Aber darauf lässt sich das IOC nicht ein.“

Wenn der Weltverband es nicht schaffe, „irgendetwas Anständiges zu kreieren - da warten genug andere Sportarten darauf, ins olympische Programm aufgenommen zu werden“.