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Ranga Yogeshwar: "Wie 'Bild' mit Christian Drosten umgeht, ist eine Katastrophe"

In den letzten Wochen stand Christian Drosten wiederholt im Zentrum harter Kritik der "Bild"-Zeitung. Nun sprang Ranga Yogeshwar dem Virologen zur Seite und verurteilte das Vorgehen des Mediums aufs Schärfste.

Christian Drosten ist während der Corona-Krise mit seinem NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update" zu einer der wichtigsten Expertenstimmen avanciert. Zuletzt wurde er deswegen sogar mit dem begehrten Grimme Online Award in der Sparte "Information" ausgezeichnet. In den vergangenen Wochen stand der Virologe der Berliner Charité aber auch unfreiwillig in den Schlagzeilen, nachdem die "Bild"-Zeitung Drosten wiederholt scharf kritisiert hatte. Für TV-Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar ist der Umgang der Zeitung mit Drosten eine "Katastrophe", wie er in dem RTL-Podcast "Fragen wir doch" beklagte: "Ich finde es affig, dass man einen scheinbar inszenierten Expertenstreit aufbaut."

Außerdem forderte Yogeshwar, nicht "in der Logik eines Fußballspiels den einen gegen den anderen aufzuschaukeln". Christian Drosten sei ein "hochanständiger Wissenschaftler", der Umgang der Bild mit ihm "unlauter". Mit dem Medium ging Yogeshwar hart ins Gericht: "Gerade in einer Zeit, in der wir als Land, Gesellschaft und Bürger auf Orientierungshilfen angewiesen sind, darf man nicht ein Geschäft machen mit Erregung und künstlichen Schlachten."

Yogeshwar kritisiert "Skandal-Journalismus"

Von Medienschaffenden erwarte der 61-Jährige keinen "Skandal-Journalismus", sondern Arbeit nach dem Motto: "Weg von der Übertreibungskultur, hin zu mehr Tiefgang." Hinsichtlich der Gründe für das Vorgehen der "Bild" mutmaßte Yogeshwar, das Blatt verzeichne sinkende Auflagenzahlen: "Das ist vielleicht das letzte Aufbäumen, bei dem man fühlt, dass die eigene Existenz auf dem Spiel steht."

Hintergrund des Streits zwischen Christian Drosten und der "Bild" ist eine Studie, die Drosten und ein Team von Wissenschaftlern im April veröffentlicht hatten. Darin ist davon die Rede, dass Kinder genauso ansteckend wie Erwachsene sein könnten. Daraufhin reagierte die "Bild" mit einem Artikel, der die Studie als "wissenschaftlich" nicht haltbar bezeichnete und sich dabei auf kritische Stimmen anderer Wissenschaftler berief. Genau jene Forscher distanzierten sich nach dem Erscheinen des Artikels jedoch umgehend von der "Bild"-Berichterstattung und verurteilten den Umgang mit Drosten.