BKA: 2023 Rekordmenge an Kokain beschlagnahmt

2023 haben deutsche Fahnder mehr als 346.000 Rauschgiftdelikte erfasst. (Bild: dpa)
2023 haben deutsche Fahnder mehr als 346.000 Rauschgiftdelikte erfasst. (Bild: dpa)

Wiesbaden (dpa) - Dutzende Tonnen sichergestellter Drogen, mehr Rauschgifttote und mehr Straftaten: Fahnder haben im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als 346.000 Rauschgiftdelikte erfasst. Die Zahl der Straftaten stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Eine Steigerung habe es sowohl beim Konsum als auch beim Handel gegeben.

Besonders stark war dem BKA zufolge der Anstieg bei Delikten mit Kokain (27,4 Prozent). Dies bedeute einen neuen Höchststand. Alleine von dieser Droge seien 2023 rund 43 Tonnen sichergestellt worden, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Täter zeigten hier eine zunehmende Gewaltbereitschaft.

Mit rund zwei Dritteln hätten Delikte mit Cannabis den höchsten Anteil aller erfassten Taten gehabt. Es seien rund 20,9 Tonnen Marihuana und 3,7 Tonnen Haschisch sichergestellt worden. Neben der Einfuhr aus dem Ausland werde Cannabis auch in teils großen Plantagen illegal in Deutschland angebaut. 450 solcher Anlagen mit einer Anbaukapazität ab 20 Pflanzen seien ausgehoben worden, davon 37 Profiplantagen mit mehr als 1000 Pflanzen.

Auch bei den synthetischen Drogen wurden dem BKA zufolge große Mengen sichergestellt: fast 2000 Kilogramm Amphetamin, mehr als 1,1 Millionen Ecstasy-Tabletten sowie über 450 Kilogramm Metamphetamin.

Seit 2017 gibt es nach Angaben des BKA einen stetigen Anstieg bei den Drogentoten. Im vergangenen Jahr seien 2227 Menschen an den Folgen ihrer Sucht gestorben, fast zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Immer mehr Rauschgiftsüchtige würden gleichzeitig mehrere Drogen nehmen und auch die Zahl der Todesopfer durch Mischkonsum stieg im vergangenen Jahr stark. 2023 seien 1479 an den Folgen eines solchen Konsums gestorben, 34 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Anzahl der Drogentoten nach ausgewählten Todesursachen in Deutschland im Jahr 2023. (Quelle: Bundeskriminalamt)
Anzahl der Drogentoten nach ausgewählten Todesursachen in Deutschland im Jahr 2023. (Quelle: Bundeskriminalamt)

Der Drogenhandel werde vielfach über öffentlich zugängliche Chat-Gruppen angeleiert, später käme es dann über private Chats zu Verkaufsgesprächen. Zudem hätten sich Social-Media-Plattformen als Handelsforum etabliert, die überwiegend von jungen Leuten genutzt würden. «Ohne aktiv nach Rauschgift zu suchen, geraten diese Personengruppen frühzeitig und umfassend an professionell präsentierte Rauschgiftangebote», heißt es im Lagebericht.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte, die Häfen als Einfallstore noch sicherer zu machen. «Dazu gehören engmaschige Kontrollen, hohe Wachsamkeit und effektive Korruptionsbekämpfung in den Häfen», teilte sie am Mittwoch mit. Die Kokainschwemme nach Europa zerstöre Menschen - und sorge für Milliardengewinne der Kartelle. Auch BKA-Vizepräsidentin Martina Link sieht ein Problem bei den Häfen. «Besonders wichtig ist dabei die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den lateinamerikanischen Staaten und die Verbesserung der Hafensicherheit in Europa.» Man muss nach Auffassung des Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), die Lage ernst nehmen. «Dazu mahnen mehr schwerstsuchtkranke Menschen, mehr Drogentote, mehr Kokainbeschlagnahmungen im Hamburger Hafen und mehr ausgehobene illegale Drogenlabore», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Man müsse extrem wachsam sein, wie sich die Drogenlage entwickelt.

Laut dem Weltdrogenbericht der UN-Drogenbehörde UNODC vom Mittwoch nehmen weltweit 292 Millionen Menschen Drogen, das sind 20 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Der größte Teil der Konsumenten - 228 Millionen - verwenden Cannabis. Im Weltdrogenbericht wurde die Legalisierung in Deutschland erwähnt, aber nicht bewertet. Das UNODC wies aber darauf hin, dass weltweit geschätzte 41 Prozent aller Drogensucht-Erkrankungen auf Cannabis zurückzuführen seien. Die Substanz sei der Grund für 20 Prozent der Drogentherapien in Europa.