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RBB-Verwaltungsratschef tritt zurück: "Es gilt an keiner Stelle mehr die Unschuldsvermutung"

Wolf-Dieter Wolf, der ebenfalls in die Kritik geratene RBB-Verwaltungsratschef, hat sein Aufsichtsratsmandat bei der Messe Berlin niedergelegt. - Copyright: picture alliance/dpa | Soeren Stache
Wolf-Dieter Wolf, der ebenfalls in die Kritik geratene RBB-Verwaltungsratschef, hat sein Aufsichtsratsmandat bei der Messe Berlin niedergelegt. - Copyright: picture alliance/dpa | Soeren Stache

Die Affäre beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) um die zurückgetretene Intendantin Patricia Schlesinger hat weitere personelle Konsequenzen. Die Leiterin der Intendanz, Verena Formen-Mohr, ist mit sofortiger Wirkung vom Sender freigestellt worden. Das bestätigte ein Sprecher des öffentlichen-rechtlichen Senders am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte der "Spiegel" berichtet.

Zudem erfuhr Business Insider, dass Wolf-Dieter Wolf nun ebenfalls von seinem Posten als RBB-Verwaltungsratschef zurückgetreten ist. In einem Schreiben, an die Vorsitzende des RBB-Rundfunkrats räumt Wolf keine Fehler ein, stattdessen verweist er auf das "unwürdige Verhalten einiger der derzeit handelnden Personen" und darauf, dass an "keiner Stelle mehr die Unschuldsvermutung" gelten würde. Kurz vorher war bereits bekannt geworden, dass Wolf als Aufsichtsratschef bei der Sender-Werbetochter RBB Media zurückgetreten war. Sein Aufsichtsratsmandat bei der Messe Berlin hat er ebenfalls bereits niedergelegt.

Wolf und Intendanz-Leiterin Formen-Mohr gelten als enge Weggefährten Schlesingers. Am Sonntag war die RBB-Intendantin zurückgetreten und am vergangenen Donnerstag hatte sie sich bereits vom ARD-Vorsitz zurückgezogen. Es stehen zahlreiche Vorwürfe in der RBB-Affäre im Raum.

Inzwischen führt die Staatsanwaltschaft in Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Patricia Schlesinger

Wie "Business Insider" berichtete, geht es im Kern um die Frage, ob die Senderchefin und der Senderchefkontrolleur Wolf einen zu laxen Umgang bei der möglichen Kollision von beruflichen und privaten Interessen gepflegt haben könnten. Beide wiesen Vorwürfe zurück. Derzeit läuft eine externe Untersuchung einer Anwaltskanzlei. Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Inzwischen führt die Staatsanwaltschaft in Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Schlesinger, ihren Ehemann sowie Wolf wegen des Verdachts auf Untreue und Vorteilsannahme.

Die bislang ungeklärten Vorwürfe reichen von fragwürdigen Beraterverträgen zu einem inzwischen auf Eis gelegten RBB-Bauprojekt, einer großen Gehaltserhöhung für Schlesinger auf gut 300 000 Euro bis zu einem zusätzlichen Boni-System. Außerdem geht es um Essen mit "Multiplikatoren" auf RBB-Kosten in ihrer Privatwohnung und einen luxuriösen Dienstwagen mit Massagesitzen, für den es einen sehr hohen Rabatt gegeben haben soll. Schlesingers Ehemann bekam Aufträge von der landeseigenen Messe Berlin, bei der Wolf auch Chefkontrolleur ist. Zudem wurde bekannt, dass die Chefetage hochwertig für 650 000 Euro ausgestattet worden sein soll.

Im Sommer 2020 hatte der RBB mitgeteilt, dass der Verwaltungsrat den Vertrag von Formen-Mohr verlängerte. Sie leitet nach den damaligen Angaben die Hauptabteilung Intendanz und ist damit unter anderem für die beim RBB angesiedelten ARD-Gemeinschaftseinrichtungen, die Presse- und Marketingabteilungen und die Unternehmensplanung verantwortlich. Sie sei zudem in der Leitung der Projekte zum Neubau des Crossmedialen Nachrichtencenters und des Digitalen Medienhauses des RBB tätig – das ist das auf Eis gelegt Bauprojekt. Auch bei der Dienstleistungs-Tochter RBB Media ist sie im Impressum als Geschäftsführerin aufgeführt.

mit Material der dpa