RBB rechtfertigt viel kritisiertes Sommerinterview mit AfD-Politiker Andreas Kalbitz

Es sei ihre Pflicht, das gesamte demokratisch legitimierte Spektrum in Brandenburg zu Wort kommen zu lassen, rechtfertigt der RBB-Chefredakteur das umstrittene Sommerinterview mit dem AfD-Politiker Andreas Kalbitz. Man könne "aus Gründen der uns gesetzlich aufgetragenen Ausgewogenheit die AfD nicht ausklammern".

Nach vielfach laut gewordener Kritik am Sommerinterview mit dem rechtsextremen Politiker Andreas Kalbitz hat sich der Rundfunk Berlin-Brandenburg nun gerechtfertigt. Gegenüber dem Nachrichtenportal "Watson" sagte RBB-Chefredakteur Christoph Singelnstein: "Wir bilden in dieser Reihe die politische Wirklichkeit ab, die die Wählerinnen und Wähler in Brandenburg geschaffen haben. Wir sehen es als unsere Verpflichtung an, das gesamte demokratisch legitimierte Spektrum zu Wort kommen zu lassen."

Singelnstein verneinte die Frage, ob es ein Fehler gewesen sei, ein solches TV-Interview zu führen: "Wir können und wollen als öffentlich-rechtlicher Sender den Fraktionschef der größten Oppositionspartei und zweitstärksten politischen Kraft im Land nicht ignorieren." Weiter führte Singelnstein aus: "Die Sommer-Interviews sind nicht investigativ angelegt, sondern machen politische Positionen deutlich. Wir führen diese Interviews, damit man über die Inhalte diskutieren kann, nicht über das Interview selbst."

Die Entscheidung, Kalbitz einzuladen, sei mit dem grundsätzlichen Vorhaben gefallen, eine Sommerinterview-Reihe mit brandenburgischen Spitzenpolitikern zu führen - was angesichts der Themen, die das Land bewegen, journalistisch sinnvoll sei. "Wenn wir das tun, können wir aus Gründen der uns gesetzlich aufgetragenen Ausgewogenheit die AfD nicht ausklammern", erklärte der RBB-Chefredakteur weiter.

Am Sonntag war der Landes- und Fraktionschef der AfD in der Sendung "Politik am See" des RBB zu Gast. Darin hatte er unter anderem unwidersprochen unterstellt, der Verfassungsschutz handele auf Druck der Medien. Dabei wird Kalbitz außerhalb seiner parlamentarischen Arbeit vom Bundesverfassungsschutz beobachtet. Er gehörte der Ende April formal aufgelösten AfD-Gruppierung "Flügel" an, die im März vom Bundesverfassungsschutz als "erwiesen extremistisch" eingestuft wurde.