Rechtspopulismus unter Intellektuellen: Die Autoren Matussek, Tellkamp und Pirinçci in der Kritik
Als Schriftsteller feierten Matthias Matussek, Uwe Tellkamp und Akif Pirinçci große Erfolge – statt mit herausragenden Büchern machen die Intellektuellen inzwischen aber eher durch populistische Aussagen von sich reden. Die einen hegen Sympathien für die Identitäre Bewegung, andere unterstützen öffentlich Pegida, AfD und andere islamfeindliche Gruppierungen.
Matthias Matussek
Der Journalist und Bestsellerautor Matthias Matussek war in den Siebzigern bekennender Marxist und lebte in einer Kommune, heute fühlt er sich dagegen der Identitären Bewegung zugehörig. 25 Jahre lang arbeitete er erfolgreich für den „Spiegel“, wurde sogar als Ehrenmitglied des Vereins Deutsche Sprache ausgezeichnet. Der Katholik bekannte sich 2014 als Autor der „Welt“ als „wohl homophob, und das ist gut so“, was zu journalistischen Debatten über seine christlichen Werte führte. Ein Jahr später folgte die fristlose Kündigung beim Axel-Springer-Verlag: Matussek war über einen flüchtlingskritischen Facebook-Post zu den Terroranschlägen in Paris in Streit mit „Welt“-Chefredakteur Jan-Eric Peters geraten, der daraufhin Konsequenzen zog. Bei der letzten Montagsdemo in Hamburg warnte der Autor nun als Redner vor einer angeblichen, voranschreitenden Islamisierung, die auch Religionsfreiheit und christliche Werte bedrohe. Zudem forderte er aktiv zum Widerstand im Volk auf – auch gegen Kanzlerin Merkel. Zu seinem Publikum gehören dabei Reichsbürger und NPD-Sympathisanten sowie Rechtsextremisten.
Uwe Tellkamp
Mit „Der Turm“ schrieb der Schriftsteller Uwe Tellkamp laut Suhrkamp-Verlag einen „Wenderoman für die jüngere Generation“, für den er 2008 mit dem Deutschen Buchpreis für den „Roman des Jahres“ sowie 2009 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet wurde. Seit einigen Wochen steht der Dresdner allerdings auch für seine Meinung in Bezug auf die Flüchtlingspolitik in Deutschland in der Kritik. „Die meisten fliehen nicht vor Krieg und Verfolgung, sondern kommen her, um in die Sozialsysteme einzuwandern. Über 95 Prozent. Das ist eine offizielle Untersuchung. 95 Prozent der Migranten!“ Der Suhrkamp-Verlag distanzierte sich daraufhin auf Twitter von den Äußerungen des Schriftstellers:
Aus gegebenem Anlass: Die Haltung, die in Äußerungen von Autoren des Hauses zum Ausdruck kommt, ist nicht mit der des Verlags zu verwechseln. #Tellkamp
— Suhrkamp Verlag (@suhrkamp) March 9, 2018
Während Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer dazu aufgerufen hat, Tellkamps Aussagen nicht als rechtspopulistisch zu stigmatisieren, verfestigte der Schriftsteller indes selbst diese Annahme – als Unterzeichner der „Erklärung 2018“, die sich gegen „illegale Masseneinwanderung“ und für die „Wiederherstellung“ des Rechtsstaats ausspricht.
Akif Pirinçci
Der deutsch-türkische Schriftsteller Akif Pirinçci feierte 1989 große Erfolge mit dem Katzen-Kriminalroman „Felidae“ und den darauf basierenden Fortsetzungen. Seit mehreren Jahren steht er allerdings auch immer wieder wegen islamfeindlichen und rechtspopulistischen Äußerungen in der Kritik. Der Schriftsteller tritt zudem bei öffentlichen Events von Pegida und der AfD auf. Beim Pegida-Jahrestag im Oktober 2015 äußerte er sich unter anderem folgendermaßen: Das heutige Deutschland sei ein „Scheißstaat“, Asylbewerberinnen seien „flüchtende Schlampen“, das Land drohe zur „Moslemmüllhalde“ zu werden. Für die volksverhetzende Hassrede musste sich Akif Pirinçci vor Gericht verantworten. Nachdem er Einspruch gegen das Urteil – eine Geldstrafe von knapp 12.000 Euro – eingelegt hatte, wurde die Strafe im September 2017 auf 2.700 Euro reduziert. Auch die Verlagsgruppe Random House reagierte konsequent auf die Pegida-Rede in Dresden: Seine „Felidae“-Bücherreihe wurde gesperrt.