Rein ins Land und "Raus aus der Deckung"

Der Torhüter des VfL Bochum, Andreas Luthe, und sein ehemaliger Mannschaftskollege Jonas Ermes holen Flüchtlingskinder in Bochum auf den Sportplatz. Am Samstag machten sie Torwarttraining.

Stolz zeigen die Flüchtlingskinder ihre neuen Handschuhe (Foto: VfL Bochum 1848)
Stolz zeigen die Flüchtlingskinder ihre neuen Handschuhe (Foto: VfL Bochum 1848)

Zwanzig Kinder wuselten am Samstag über den Trainingsplatz am Nachwuchsleistungszentrum des VfL Bochum. Der Busfahrer des Zwetligisten hatte die Kids in einer Bochumer Flüchtlingsunterkunft abgeholt. Irgendwo zwischen ihnen standen Andreas Luthe, Profi-Torwart des Vereins, und Jonas Ermes, der früher das Tor des VfL hütete.

„Die Flüchtlinge sind in einer schwierigen Situation“, sagt Luthe. „Sie haben in ihrer alten Heimat ihr Hab und Gut, ihre Familien und Freunde zurückgelassen, haben viel Elend und Not gesehen und befinden sich jetzt immer noch in völliger Ungewissheit und Sorge.“ Deshalb hat er zusammen mit seinem Ex-Kollegen Ermes die Initiative „In safe hands“ gegründet, die unter dem Motto „Raus aus der Deckung“ schnell und unbürokratisch Flüchtlingen helfen will. „Mit unserem Projekt heißen wir Flüchtlinge willkommen und wollen unseren Beitrag zur Integration und zu einem Neuanfang leisten“ – natürlich über den Sport, denn Fußball ist international verständlich.

Die Profis trainieren mit den Kleinen: Zum Aufwärmen ein paar Ballübungen (Foto: VfL Bochum 1848)
Die Profis trainieren mit den Kleinen: Zum Aufwärmen ein paar Ballübungen (Foto: VfL Bochum 1848)

„Wo kommen die Kinder her? Brauchen wir einen Dolmetscher?"

Der Aktionstag kostete die beiden Profis wochenlange Vorbereitung. „Das war nicht einfach“, sagt Ermes der Bochumschau. „Wir mussten erst herausfinden: Wo sind die Flüchtlings-Kinder in Bochum untergebracht? Wo kommen sie her? Brauchen wir einen Dolmetscher? Welche Konfektionsgrößen und Schuhgrößen haben die?“

Damit alle Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft mitkicken konnten, hatte Luthe selbst im VfL-Mannschaftskreis gesammelt. So kamen jede Menge Trainingsjacken, Trikots, Schuhe und Torwarthandschuhe zusammen. Dreizehn Kinder hatten sich angemeldet, zwanzig kamen.Nach dem Umziehen ging es auch gleich los. Die Torhüter teilten die Kinder aus Mazedonien und Albanien in zwei Gruppen auf: Große und Kleine. Nach einer Aufwärmphase mit Wurf- und Schussübungen fiel ein Tor nach dem anderen. Die Eltern standen begeistert am Spielfeldrand und fotografierten mit dem Smartphone. Auch zwei Übersetzer vom Verein hatten Luthe und Ermes organisiert. Nach dem Spiel gab es Kaffee und Kuchen, die Sportkleider durften die Kids natürlich mitnehmen.

Hilfe im Kleinen statt Politik im Großen

Das Torwarttraining war die erste Aktion der Initiative In safe hands (Foto: VfL Bochum 1848)
Das Torwarttraining war die erste Aktion der Initiative In safe hands (Foto: VfL Bochum 1848)

„Wir sind keine Politiker und können oder wollen gar nicht darüber entscheiden, welcher Weg in Sachen Flüchtlingspolitik der richtige ist“, sagt Luthe. „Aber wir können helfen, indem wir durch einen Torwarttag die Kinder aus ihrem tristen Alltag in den Übergangsheimen herausholen.“

Bei diesem einen Tag soll es nicht bleiben. Die Initiative plant weitere Aktionstage und möchte Spenden für andere Flüchtlings-Hilfsprojekte sammeln. „Als Profis haben wir eine Vorbildfunktion“, sagt Ermes dem Westen. „Wir wollen, dass auch andere sich dem Thema öffnen.“ Das ist bereits gelungen: „In safe hands“ wird von weiteren prominenten Torhütern unterstützt wie Marius Müller vom 1. FC Kaiserslautern und Sebastian Mielitz vom Zweitligisten Greuther Fürth. Beide hatten nach einem Spiel gegen den VfL zugesagt. Außerdem sind der Gladbacher Tobias Sippel und Ex-Nationaltorwart Timo Hildebrand dabei.

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