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Göttinger Geografie-Professor bei Erdbeben getötet

Der Göttinger Geografie-Professor Matthias Kuhle kam bei dem Erdbeben ums Leben. Foto: Privat

Bei dem verheerenden Erdbeben im Himalaya ist der Leiter einer Exkursion der Universität Göttingen ums Leben gekommen. Der international renommierte Geografie-Professor und Eiszeitforscher sei seinen schweren Verletzungen erlegen, berichtete die Hochschule.

Nach Angaben seiner Familie ist der 67-jährige Matthias Kuhle bei einem Abstieg im Manaslu-Massiv nördlich der Hauptstadt Kathmandu während des Bebens von herabstürzenden Felsmassen getroffen und tödlich verletzt worden. Die Informationen basierten auf Angaben des Reiseveranstalters, mit dem die Göttinger Geografen unterwegs waren, teilte Kuhles Familie am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Veranstalter wiederum berufe sich auf einen einheimischen Begleiter der Exkursion.

Demnach war Kuhle am Samstag mit seiner Gruppe vom Geographischen Institut der Göttinger Universität im nepalesischen Himalaya auf dem Abstieg von Jagat nach Dobhan. Die Wissenschaftler befanden sich in einer engen Schlucht, als sie von dem Erdbeben überrascht wurden.

Allein in Nepal starben nach jüngsten Angaben vom Dienstag fast 4700 Menschen. Über weitere Opfer aus Deutschland neben dem Göttinger Forscher ist bisher nichts bekannt. Der Krisenstab im Auswärtigen Amt bemühe sich weiter um Informationen über das Schicksal von mehr als 100 vermissten Deutschen, hieß es am Dienstag in Berlin.

Kuhle habe sich gegen 12 Uhr Ortszeit «ein gutes Stück der Gruppe voraus» befunden, vermutlich um die Sicherheit des Weges zu überprüfen, heißt es in der Mitteilung der Familie. Während der Erschütterungen sei der Wissenschaftler von herabstürzenden Felsmassen am Kopf getroffen und tödlich verletzt worden. Die übrigen Teilnehmer der Exkursion - 15 Studierende und ein weiterer Wissenschaftler - seien bis auf kleinere Verletzungen unversehrt geblieben.

Die Gruppe habe in der auf das Unglück folgenden Nacht wegen massiver Erdrutsche zwischen Jagat und Dobhan campieren müssen, berichtete Kuhles Familie. Am folgenden Tag sei sie per Hubschrauber nach Arughat Bazar geflogen worden.

Kuhles mitgereister wissenschaftlicher Mitarbeiter habe die Informationen in einem Telefonat mit der Familie am Dienstag bestätigt, sagte Kuhles Sohn Arthur.

Den überlebenden Teilnehmern der Exkursion gehe es «den Umständen entsprechend gut», sagte der Sprecher der Universität Göttingen, Thomas Richter. Direkten telefonischen Kontakt zu der Gruppe habe die Hochschule bisher nicht bekommen können.

Die Gruppe befinde sich aber in Arughat Bazar in Sicherheit, sagte Richter. Sie solle nach Kathmandu gebracht werden. Er hoffe, dass sie dann den Heimflug nach Deutschland antreten könne. Die Exkursion war Anfang April in den Himalaya aufgebrochen. Die reguläre Rückkehr war für den 29. April geplant.

Der ums Leben gekommene Matthias Kuhle - ein erfahrener Bergsteiger - galt als herausragender Himalaya-Kenner und Hochgebirgsgeograf. Er war in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Dutzend Mal zu Forschungsreisen in der Region unterwegs. Sein besonderes Interesse galt der Entstehung und den Folgen von Eiszeiten. Bekannt wurde er durch den Nachweis eines tibetischen Inlandeises und dessen Einfluss auf die globalen Eiszeitzyklen.